Spontan-Text vom 23. Februar
update 23 Uhr 40
3.358.017.
gestern: 1.393
heute: 2.333
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3.357.604.
heute: 1.920 – willkommen!
Atmos….Berlin-Atmos…
19 Uhr –
Es war kalt, sehr kalt,
in diesem kalten Übergangs-Schienen-und-Auto-Kreuzungs-und-wehe-Ampel-nicht-rechtzeitig-Straßengebräu –
eingepfercht, klein und eng der Mensch,
inmitten der Unurbanität achtlos hingepflasterter Kreuzungs –
ein Blick zu wenig, nach links und rechts,
und geradeaus und noch einmal –
dann bist du mausetot, überfahren,
wie auch immer.
Kalt glitzerte das Geleis der Schienen der Ostberlin-Straßenbahnen –
in der kalten Nacht,
gestern Abend.
Die neonweiße Normaluhr auf dem kurzen und knappen
Quarré einer Art „Bürger-steig“ – man muß sich das Wort einmal,
aus welcher Zeit stammt es..?
„Bürger – Steig“..
waren das Wege in den Bergen..?
Wie auch immer,
die kaltleuchtende Uhr zeigt 22 Uhr 30,
gestern Abend –
Sie wirkt wie ein Leuchtturm in diesem schwarzen Kreuzungs-Schienen-und-Ampel-menschenbedrohlich-Konglomerat,
triste Hausfassaden tun das Übrige.
Die Kreuzung überstanden, überlebt,
führt der drüben-seitige Bürgersteig
zum einzigen Spätkaufladen
weit und breit,
an einer Bushaltestelle – vorbei.
Seit kurzem ist sie überdacht.
Sieht aus wie Plexiglas.
Und es gibt in den Boden eingeschweißte
Sitzgelegenheiten.
Manche sagen „Bank“ dazu.
Auf dieser Bank sitzt ein Mann.
Warum soll an einer Bushaltestelle
kein Mann sitzen?
Und auf den nächsten Bus warten?
Es ist die Sitzhaltung des Mannes.
Er sieht nicht aus wie jemand,
der auf den nächsten Bus wartet.
Es ist seine Haltung.
Und es ist sein Gepäck.
Dieses Berliner Gepäck.
Dein Hab und Gut
in einem Einkaufs-Trolly,
den du für 5 Euro beim Araber
am Stuttgarter Platz kaufen kannst.
Oder für 1 Euro beim Alles ist Geiz.
Der Mann sitzt nach vorne gebeugt,
den Kopf beinah auf seinem Trolly
und er erinnert wie an einen Hirten,
auf seinen Wanderstab gestützt.
Der Mann ist seltsam eingewickelt.
Es scheint ihm an richtiger Kleidung zu fehlen.
Als habe er noch ein paar Tücher und Decken um seinen Körper gewickelt
und um seinen Kopf,
vor allem über die Ohren,
farblose Versatzstücke aus Plastik,
als Ohrenschutz,
gegen die Kälte.
Nein, es könnte ein Haube aus Plastik sein,
eine Art Regenschutz-Haube,
mit einem Gummizug,
der das Gesicht abschließt,
vor den Ohren und vor dem Haaransatz.
Der Nachtladen hat noch Licht.
Natürlich.
Bis Mitternacht geöffnet.
Funktioniert das Faxgerät noch?
Ja?
Es ist wichtig, das Fax.
Es muß noch vor Mitternacht gefaxt werden.
Sonst Terminüberschreitung.
Und dann –
Der Besitzer des Spätladens sagt,
die Nummer ist falsch.
Da kommt nur ein Rufzeichen.
Noch einmal zurück.
Der Mann sitzt noch immer an der Bushaltestelle.
„Warten Sie auf den Bus..?“
Der Mann blickt auf.
Und schüttelt den Kopf.
„Wo wollen Sie denn hin?“
Der Mann hebt nun richtig den Kopf.