Super – und gerne für Einsteiger..!
mal wieder Ingeborg Bachmann Preis: Wer war das eigentlich?
War das nicht die mit der brennenden Zigarette? Doch genau, die war das.
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Und was hat sie geschrieben? „Das dreißigste Jahr“? Nein. Das war die Kaschnitz. Ach so, dann war sie das mit dem Alain Delon? Das war die Romy. Also, mal bei Wiki nachschauen. Studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften, Gruppe 47, Beziehung mit Max Frisch. Blah, langweilig die Tante. Aber schau, „Das dreißigste Jahr“ ist doch von ihr. Gedichte hat sie auch geschrieben. Hörspiele. Libretti. Ein paar schöne Zitate. „Wer die Geheimnisse des Bettes verrät, verdient die Liebe nicht.“ Und warum gibt es die Ingeborg Bachmann Literaturtage in Klagenfurt? Weil die Bachmann in Klagenfurt geboren ist. Deswegen.
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In Klagenfurt war Jahre lang auch der Haider, der österreichische Oberfascho. Dass der sich mit einem Großen Preis der deutschsprachigen Literatur schmücken durfte, und sei es nur en passant, war mir eh nicht recht. Zum Glück fand ich die Preisträger sowieso meistens furchtbar. Aber, zum Beispiel im Fall Norbert Gstrein, fand ich es durchaus passend. Geboren 1961, war er 1989, als er den Bachmann-Preis gewann, noch keine 30. Und sein erster Roman erschien schon gleich einmal bei Suhrkamp. Das gab all den anderen Schreiberlingen, die auf seiner Wellenlänge sendeten, immerhin einen Funken Hoffnung.
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In diesem Jahr hat die Preisträgerin von 1998 die Laudatio gehalten. Sibylle Lewitscharoff. Jahrgang 54, geboren in Stuttgart, lebt in Berlin. Woran ich erkannt habe, dass sie den Text aus der Schublade gekramt hat, ohne ihn auch nur ein einziges Mal noch mal anzusehen? An den Schlangenlinien unter den Wörtern. Als ich den Text downloadete, fingen buchstäblich die Fairy Lights in meinem Computer an zu knistern. Ihm gefiel das „daß“ mit dem scharfen „S“ so gar nicht. Ich kann es jetzt nicht einmal hinschreiben, ohne dass mein Rechtschreibprogramm dazwischen funkt. Und so durch den ganzen Text. Frau Lewitscharoff, als professionelle Schreiberin müssten Sie doch längst schon mal was von der neuen Rechtschreibung gehört haben?
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Komisch, ich hab wirklich geglaubt, der Bachmann-Preis hätte was mit „junger“ Literatur zu tun. Leute unter 30. Stattdessen lauter gehobene Semester. Erinnert mich an Reich-Ranicki der einer älteren Erstautorin frech ins Gesicht sagte: „Sie sind viel zu alt. Sie haben sich viel zu lange Zeit gelassen. Sie haben sicher gar kein Talent.“ Also hier sind sie. Volker Altwasser, Nomen est Omen, Jahrgang 69. Thomas Ballhausen, 1975. Dorothee Elmiger, 1985. Christian Fries, 1959. Sabrina Janesch, 1985. Josef Kleindienst, 1972. Christopher Kloeble, 1982. Daniel Metzger, 1978. Verena Rossbacher, 1979. Max Scharnigg, 1980. Iris Schmidt, 1967. Aleks Scholz, 1975. Peter Wawerzinek, 1954. Judith Zander, 1980. Vierzehn Teilnehmer, Gesamtalter 500 Jahre, Durchschnittsalter: 35 und ein paar Gequetschte.
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Auch die Jury. Acht Mitglieder. Durchschnittsalter knapp 51. Wobei man sich fragen muss. Wo die meisten dieser Leute eh in Berlin wohnen. Warum erst nach Klagenfurt fahren? Ich würde die Gruppe gleich „Gruppe 47“ nennen, und den Lesewettstreit in Berlin abhalten. Okay. Und welcher von den Leuten hat jetzt überhaupt einen Preis verdient? Gut, dass ich nicht Marcel Reich-Ranicki heiße, da fiele die Antwort eindeutig aus. Ich will mal so sagen. Die englischen Übersetzungen waren grauslich. Aber jeder dieser Autoren kann jetzt von sich sagen lassen: He/she was a participant in the prestigious Bachmann Prize pageant and his/her work has been translated into a number of European languages, including English, French, Italian, Slovenian, Croatian, Czech, and Spanish.
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Ich machs mir natürlich leicht, wenn ich sage, Katy Derbyshires Übersetzung – „Slaughterings“ – hat mir gefallen. Es klingt wie der Text einer 25-Jährigen, die irgendwie die Wörter hinknallt. Irgendwie geht’s dabei um Selbstmord, weil das schon seit Gustav Meyrinks „Das ganze Sein ist flammend Leid“ so geht. Wenn am Schluss der Schemel fort gestoßen wird. („… dann stieß er mit dem Stelzfuß den Schemel unter sich fort, auf dem er stand“, heißt es bei Meyrink.) Hier heißt es: „…someone pulls something out from under his feet.“ („…da reißt ihm wer was weg unter den Füßen…“). Verena Rossbacher, 31, Österreicherin, lebt in Berlin.
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Peter Wawerzinek, der Senior dieser Veranstaltung, Jahrgang 54, weg gegebenes Heimkind, aufgewachsen in der DDR. Schöner Text, ganze Seite im Feuilleton der SZ, alternativ dazu, Hörtext für den Rundfunk, obwohl ich befürchte, er wird dann klingen wie Günter Bruno Fuchs. (Auch er lebt natürlich in Berlin.) Der Text beginnt mit einem Gedicht. Die Übersetzung? Frage nicht!
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Joseph Kleindienst schreibt eine Short Story, als wollte er Michael Haneke „Funny Games“ noch mal noch mal verfilmen lassen. Er lebt in Wien. Am besten hat mir der Text von Dorothee Elmiger gefallen, 25 Jahre alt, Schweizerin, 3.888 Wörter lang. Ich hätte auch weiter gelesen, wenn er doppelt so lang gewesen wäre.
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Sie lebt in Berlin. (Und sie sieht auch gut aus.) K. D. (siehe oben) hat übersetzt, da geht das Eine bruchlos ins Andere über.
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Also, ich würde diesen Preis nicht umbenennen, aber nach Berlin verlegen, die Anzahl der Juroren verringern, auf jeweils eine oder einen aus Österreich, Schweiz und Deutschland, das Preisgeld von 25.000 Euro auf das Doppelte steigern, das Alter der Teilnehmer und der Juroren auf maximal 30 festlegen, und den Leuten von DSDS eindeutig ein Teilnahmeverbot erteilen. Charlotte Roche würde ich aber einen Ehrenplatz einräumen, z. B. als Präsentatorin des Abends im TV.
Tom Appleton27.06.2010
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Kommentare lesen (1 Beitrag)
Schon etwas herb,
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