Das Baby in der S-Bahn..

impressionen live..& friendly…in der S-BAHN..

2.751.443.
gestern: 1.627
heute: 1.320 – willkommen!

Grüne Woche in Berlin.
S-Bahn von Westberlin in Richtung Tief-Osten:
gegen kurz nach 20 Uhr ;
wie immer:
„brechend voll!“
vor allem im Zeitalter
marodierender S-Bahnen,
kürzer in ihrer Wagenkette,
dafür längeres Warten…
bis die nächste Bahn kommt.
Kurz – Gedränge.
Aber – der Berliner ist ja stoisch.
Und die Gäste passen sich geschwind an!

Da schiebt sich eine junge Mutti
mit ausladendem Kinderwagen noch rein,
in die volle Stube!
Respekt, Respekt!
Vor Kinderwagen und Fahrrädern,
in dichtgedrängten
S-Bahn-Waggons, ha!
Das kennen wir doch!
Da sind wir blümerant & tolerant!
Fahrrad nebst Fahrer,
Mutti nebst Kinderwagen
finden Platz,
da wird einfach Platz gemacht,
auch wenn gar kein Platz mehr ist.
Da bricht der echte Humor durch,
sag ich dir!

Mutti, jung, sympa,
steckt sich die Musik-Stöpsel ins Ohr –
nach ein paar freundlichen und dankenden Blicken
in die vollgestopfte Runde –

das Kleine im Wagen,
zurechtgepolstert für die Eiseskälte draußen,
scheint es im Waggon zu heiß zu finden.
Indigniert, wie eine echte Prinzessin,
klaubt sie sich die Fäustlinge von den Händchen,
die so aussehen,
als wüchse da mal ne echte Pianistin heran.
Da die Fäustlinge irgendwo und irgendwie
angebunden sind,
fallen sie nicht auf den Waggonboden.
Das Kleine scheint das zu wissen.
Dass die Fäustlinge nicht runterfallen.
Es reckt seine allerliebsten kleinen Hände,
die aber doch irgendwie richtig groß werden wollen,
energisch sind sie auf jeden Fall!
Jetzt wird der Schnuller aus dem Mund genommen,
und mit einer wegwerfenden Geste weggeschleudert,
macht nichts!
auch der Schnuller hat irgendwie ne Schnur
und fällt nicht auf den Boden.
Young-Mutti wippt verklärt mit den Füßen,
scheint ein toller Sound in ihrem Ohr.

Die Kleine im Wagen langweilt sich.
Und ihr scheint es echt viel zu warm.

Ihre im dicken Sack, mit Reißverschluß,
einpackten Füße recken sich …
eins ist klar – das Kind will raus,
sich befreien.
Beginnt mit kleinen Unmutslauten.
Die Mutti freilich nicht hören kann:
Sie – hat Musik im Ohr!

Nuu werden die drei Personen,
die direkt gegenüber sitzen,
unruhig.
Die junge Naturblonde mit Pferdeschwanz,
leicht home-made nachgeholfenes Blond, vielleicht,
lässt ihr Gyros-Brötchen sinken,
unn sacht,
zu der ihr eigentlich fremden Sitz-Nachbarin geneigt:

„Dem Kind iss warm!“

Ein junger Mann,
rechts von der mittig sitzenden Frau
sagt:

„Dem Kind iss warm!“

Die Frau in der Mitte sagt:

„Der Sack ist vielleicht zu eng,
geht ja bis hoch
zur Taille!
Schnürt vielleicht ein?“

Jetzt starren alle drei hinüber zu dem Kind.
Und zur Mutti.
Die ja nichts merkt und nichts sieht
und nichts hört!
Weil sie Musike
im Ohr hat.

Jetzt beginnt die junge Frau,
mit dem nachgeholfenen Blond
und dem sinkengelassenen Gyrosbrötchen,
erste Bespaßungs-Kontakt-Aufnahmen
zu der Kleinen.
Winkt ihr mit der freien Hand zu.
In der anderen das Gyros-Brötchen,
auf Silberpapier.

Das Kind blickt zurück.

Hält inne, mit seinen gelangweilten
Fußbewegungen im Wintersack!

„Das iss ja langweilig, nicht?“
süßholzraspelt die mittig sitzende Frau,
zu dem Kind hingewandt.
Das Kind blickt.

„Ob es versteht,
was wir sagen?“
fragt der junge Mann,
rechts,
neben der mittig sitzenden Frau,
und klaubt einen Mini-Stoff-Bären,
leicht abgewetzt,
von seinem Rucksack…:

Hält ihn über den engen Flur hinweg
zwischen fremden Fußbeinen,
rüber zum Kind…

Das Kind hat jede Bewegung eingestellt
und – blickt!

Anscheinend hat die fuß-swingende junge Mutti
jetzt etwas gemerkt.
Sie nimmt einen Stöpsel
aus dem Ohr und fragt freundlich –

„Iss was…?“

Alle drei …
sich überschlagend vor übervorsichtigem Wohlwollen…:

„Dachten, dem Kind iss zu warm,
und es langweilt sich…!“

Die junge Mutter schiebt den Reißverschluß des Fußsacks ein Stück tiefer,
der hoch bis zur Taille des in einen Winteranzug einpackten Kindes geht,
nickt allen freundlich lächelnd zu ,
und steckt sich den Stöpsel wieder ins Ohr.

Die mittig sitzende Frau hatte noch hastig nachfragen können:

„Wie alt ist die Kleine denn?“

„16 Monate!“
„Spricht sie denn auch schon?“
Na ja, – ‚Mama‘ und ‚Papa“ und – Jau- das ist unsere Katze!“

Die drei von gegenüber nicken verständnisvoll.

Die Bahn hält.

Die junge Mutter nebst
ausladendem Kinderwagen muß aussteigen.

Die drei Personen
von der gegenüberliegenden Bank …

winken.

Das Kleine knipst unerwartet
ein strahlendes Lächeln an und –

winkt zurück.