Quelle: FOCUS/dpa
Literaturpreis
Prix Goncourt für Marie NDiaye
Die 42-jährige Schriftstellerin Marie NDiaye gewinnt den Literaturpreis „Prix Goncourt“. Sie gilt als das „Wunderkind“ Frankreichs – und lebt in Berlin.
dpa Autorin Marie NDiaye erhält den Prix Goncourt Sie ist das Großtalent der französischen Gegenwartsliteratur und wurde jetzt für ihren jüngsten Roman „Trois femmes puissantes“ (Drei starke Frauen) als erste dunkelhäutige Französin mit dem begehrten Literaturpreis „Prix Goncourt“ ausgezeichnet. Mit erst 42 Jahren kann Marie NDiaye auf rund 20 Romane und Novellen blicken. „Lesen war immer mein Hobby, aber Schreiben ist etwas, das muss ich tun“, erklärte die Autorin ihre Schreibbesessenheit. Ihren ersten Roman veröffentlichte NDiaye mit knapp 18 Jahren. Seitdem macht die selbstbewusste und mehrfach Ausgezeichnete regelmäßig von sich reden.
NDiaye ist die Tochter eines Senegalesen und einer Französin, dennoch hat ihre doppelte Herkunft sie nicht zu einer Suchenden nach ihrem Ursprung gemacht. „Ich habe keine doppelte Kultur, schade eigentlich, aber gleichzeitig musste ich auch nicht unter dem Zerrissensein leiden, das oft damit einhergeht“, erklärte die Autorin einmal. NDiaye wurde in Frankreich geboren, in Pithiviers bei Orléans, wo sie auch aufwuchs. Ihren Vater lernte sie erst mit elf Jahren kennen. Sie sei in einem Milieu erwachsen geworden, das einfach und gewöhnlich gewesen sei.
Wunderkind ohne Pathos
„Was ich von der Welt weiß und vom Leben in Frankreich, ist dort entstanden, in einer tristen, farblosen Provinz“, sagte sie einmal. Vielleicht rührt daher ihre nüchterne, aber sehr präzise Sprache, die alle ihre Werke und Geschichten auszeichnet, die oft von Frauen und ihren Familien in schwierigen Lebenssituationen handeln. Ihr eigenwilliger Stil wird gern mit dem des „Nouveau roman“ verglichen, einem Stil ohne Pathos und Schnörkel.
Ihre abgeklärte Schreibe ist für NDiaye ein Werkzeug geworden, um ihre Situation als Schriftstellerin und als Farbige besser zum Ausdruck zu bringen. „Ich fühle die Fremdheit, Schriftsteller zu sein in einer Gesellschaft, wo die meisten das nicht sind. Das sondert mich ab. Ich spüre sie auch als Farbige, aber nicht schmerzlich, vielmehr objektiv“, meinte sie.
Einer ihrer meistverkauften Romane ist „Rosie Carpe“, mit dem ihr der endgültige Durchbruch im Ausland gelang. Darin geht es um eine junge Frau, die im Tropenparadies Guadeloupe ihr Glück sucht. Der Roman schaffte es auf die französische Bestsellerliste, wurde in rund 15 Sprachen übersetzt und 2001 mit dem „Prix Femina“ ausgezeichnet. Heute lebt das französische „Wunderkind“ mit ihrer Familie in Berlin. sas/dpa