OFFENER BRIEF von WALLYWOODS an H. Ströbele (GRÜNE)

Einerseits klagen die „Offiziellen“ nonstop,
dass Kids auf der Straße herumlungern und Jugendliche gewalttätig sind, und werden, aber sie scheren sich keinen Deut darum, wenn es darum geht, Raum und Engagement und künstlerische Möglichkeiten ZU UNTERSTÜTZEN…sie sind stumpf.
Wir drucken GERNE den offenen Brief von PAUl WOODS,
der in die ÖDE von Weißensee, dem Stiefkind von Berlin, K U N S T und offene Gedanken…importiert……….:
Offenes Brief von Paul Woods an Herr Ströbele (Die Grünen):

Lieber Herr Ströbele,

Ich bin Paul Woods von dem unabhängigen Kunst-Projekt ‚Galerie Wallywoods‘, seit 2 Jahren zu hause in dem ehem. Kulturhaus Peter Edel in Weißensee. Am Ende Oktober müssen wir, als das letzte kulturelle Zwischennutzungs-Projekt in dem Gebäude, endgültig raus, und das Kulturhaus wird ‚kalt gelegt‘, scheinbar um Riesen Kosten zu vermeiden. Auf diesen Moment haben wir lange erwartet – aber trotzdem ist das eine Schock.

Dafür habe ich, mit viel Interesse und moralische Unterstützung aus der Gegend, sowie von Freunden in ganz Berlin, ein Plan formuliert, um das gesamte Kulturhaus weiter zu nutzen bis zur Übergabe an die evtl. neue Besitzer; z.B., auf Monatliche Basis ab 1.Dezember zu mieten und zu betreiben, mit Schwerpunkt auf ein vielfältiges Programm welches auch die Weihnachten/Silvester Feiertage umfasst. Dieses Konzept ist gestern bei dem Bezirksamt Pankow eingetragen, und heute, per Telefon, sofort abgesagt — ohne die kleinste Klarheit wegen Begründungen (sehen sie bitte ganz unten die Einheiten dieses Gesprächs mit Frau K., meine Kontaktperson in Bezirksamt seit 2007).

Hier ist das Konzept, das leider wegen über-Burocracy und Unfeinsinnigkeit, am Geburt scheinbar gestorben ist. Andere Möglichkeiten gibt es noch — aber ohne höheren Einfluss, nicht viele. Viele Leute würden das Gebäude gern besetzen. Das ist aber nicht unbedingt meine Ding.

Aber ich bin — WIR SIND — sehr aufgeregt!

Können sie uns überhaupt helfen, Herr Ströbele?

Mit vielen Hoffnungen,
Paul Woods
21 Oktober, Berlin, Weißensee.
0151 2595 7873

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„Lieber Frau K.,

Im Folgenden möchte ich mein Konzept für den weiteren Nutzen des ehem. Kulturhauses Peter Edel darstellen und hoffe auf Ihre Kenntnisnahme. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Informationen so bald wie möglich an Frau Keil weitergeben könnten.

Der bislang gültige Vertrag zwischen der Galerie Wallywoods im Kulturhaus Weißensee und dem Bezirksamt Pankow wird am 31.Oktober 2009 auslaufen. Das Projekt Wallywoods war sowohl für die Stadtteilkultur, den gesamten Bezirk wie auch für mich persönlich eine außerordentlich produktive und erfolgreiche Erfahrung. Ermutigend war insbesondere das direkte Engagement lokaler und regionaler Künstler und Kunstschaffender, die sich auf diverse Weise aktiv an dem Projekt beteiligten.

Vor diesem Hintergrund ist das lokale wie regionale Interesse an der näheren Zukunft des Kulturhauses nur allzu verständlich. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre wurde aus verschiedensten Richtungen die Hoffnung geäußert, dass das Projekt so lange wie möglich den ansonsten eher kulturarmen Raum Weißensee bereichern möge. Dieses außerordentliche Interesse und die lokale Unterstützung veranlasst mich zu der Überlegung, meine Fähigkeiten als Künstler und Projektmanager weiterhin — für einen befristeten Zeitraum vor meinem Rückzug aus Weißensee — anzubieten. Dies ließe sich durch die weitere Anmietung und Nutzung des gesamten Kulturhauses ab dem 01.12.2009 realisieren — Betriebskosten bis zu 4000 Euro würden monatlich von Paul Woods und Projektpartnern gedeckt.

Konkret beinhaltet mein Angebot, dass ich den Zeitraum von November bis Dezember für das Eventmanagement der nachfolgenden Monate nutzen werde, wobei die bislang geltende Miete in Höhe von 450 Euro an den Bezirk selbstverständlich gedeckt werden würde — auch wenn für diesen Monat nicht die gesamten Räumlichkeiten des Kulturhauses, sondern nur die ehemaligen Wallywoods-Räume genutzt werden müssten. Ab Programmbeginn im Dezember werde ich (finanziert aus Projekteinnahmen – s.u. ) die Betriebskosten von bis zu 4000 Euro monatlich für das gesamte Gebäude tragen. Ich sage ferner zu, mich darum zu bemühen, seitens anderer Partner einen Beitrag zur verbleibenden Finanzierungslücke im November einzuwerben. Sollte dies nicht ausreichend realisierbar sein, werde ich die für November ausstehenden Kosten in kommenden Monaten selbstverständlich nachtragen und persönlich dafür haften. Insbesondere der Dezember und Januar mit den anstehenden Feiertagen garantieren ein großes Eventpotential und damit eine sichere Finanzierungsquelle, die den regulären Einnahmedurchschnitt überschreiten, und damit eventuelle vorherige Finanzierungsdefizite decken können.

Unterstützt durch die Kooperationen mit zahlreichen weiteren Kulturprojekten und unzähligen deutschen wie internationalen Künstlern (Musikern, Autoren, Performern, Tänzern etc.), mit denen Wallywoods in den mehr als fünf Jahren seiner Existenz enge kreative und bereichernde Verbindungen geschlossen hat, wird es problemlos gelingen, die bereits existierenden Gegebenheiten des gesamten Gebäudes durch ein abwechslungsreiches Programm an Workshops, Ausstellungen, Seminaren und Festivals zu bereichern. Dieses ist jedoch nur unter der Bedingung realisierbar, dass die Räumlichkeiten des Kulturhauses weiterhin zur Verfügung stehen werden.

Dieses Konzept stellt eine ideale Mischung aller vorheriger Nutzungsansätze des Kulturhauses dar: Es vereinbart die Avant-Garde-Künstler-Gemeinschaft Wallywoods mit dem „Generationshauses“ ebenso wie die traditionell gegebene lokale Infrastruktur mit den neusten Konzepten der aktuellen Nachbarschaft (beispielhaft dargestellt in der unteren Auflistung). Die hier anvisierte Nutzung würde garantieren, dass erstens das ansonsten leere und dem Verfall ausgesetzte Gebäude vor der offiziellen Übergabe an die neuen Nutzer weiterhin aktiv genutzt, geheizt und versorgt würde. Zum Zweiten, dass das Bezirksamt die ansonsten ab November ausfallenden monatlichen Kosten decken könnte, und zum Dritten schließlich, dass das kulturelle Leben in Weißensee so lang wie möglich vor dem Baubeginn im Laufe des Jahres 2010 aufrecht erhalten werden würde — ein Konzept, von dem nicht nur der Stadtteil Weißensee, sondern ebenso der gesamte Bezirk Pankow, und schließlich das kulturelle Leben der Stadt Berlin als solcher bereichert werden würde.

Das Konzept zur weiteren Nutzung des Kulturhauses Weißensee im Einzelnen dargestellt:

Verteilung der Räumlichkeiten / jedes in Kooperation mit einem Team-leader

Konzerthalle (Programm und Workshops)
Jazzhalle (Programm und Workshops)
2 Galerien (einmal pro Woche eine Vernissage)
Büroetage: Büronutzung (Organisation der Seminare und Workshops)
Umweltbüro (Kinder-, Familien-Workshops)
Kellernutzung: Arbeitsräume, Workshops, Proberäume für Bands)

Wöchentliches Programm Schwerpunkte / großer Saal

Montags: Film
Dienstags: Kunst & Performance
Mittwochs: Kinder & Jugend
Donnerstags: Jazz
Freitags: Ballhaus
Samstags: Bands & Djs
Sonntags: generationsübergreifende kreative Teestunde

Workshops

Offset-Druckerei
Computer
Diverse Musikinstrumente
Aktzeichnen
Theater
Puppentheater
Kinder-/Familienangebote
Schlagzeug
Experimentelle Musik
Tanzen
Meditation
Keramikarbeiten
Astrologie
Fahrrad-Workshop
Berlin Big Chairs
Das Kaputte Klavierorchester
Fashion-/T-Shirt-Drucken
Hausaufgaben-Nachhilfe (Mathe, Physik, Englisch)
Bücherei
Kreatives Schreiben
Fotographie/Dunkelkammer

Weitere Nutzung

„Eine kleine Armee von Praktikanten und Freiwilligen!“
Vermietung von Räumlichkeiten für private Veranstaltungen (Geburtstage, Hochzeiten, Kinderfeiern etc.)
Untervermietung von Räumlichkeiten für gewerbliche Zwecke (Tv, Film, Musikvideos etc.)
Wöchenendliche Kunst- und Flohmärkte (Terrasse, Foyer, großer Saal)
Café („Kaffee, Kuchen und Kunst!“)
Bar (großer Saal, Jazz Saal, Vernissagen)
Kiez-Kiosk (Lokaler Shop für Zeitungen, ökologische Lebensmittel etc.)

Mit freundlichen Grüßen
Paul Woods.
Berlin, 17 Oktober, 2009
0151 2595 7873..“

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Telefonisch, Mittwoch 21 Okt., 10.30:

[Frau K.] Herr Woods, ich kann Sie schon sagen, das es nicht gehen wird. Die Betriebskosten des Hauses gehen weit über 4000 Euro, mit Personal und so weiter…

[Ich] Wir haben aber selbst die Personal. Ich habe gehört das Strom & Wasser sind 4000,- € monatlich.

[Frau K.] Das stimmt weit nicht. Woher haben Sie diese Summe?

[Ich] Wenn es nicht stimmt, können Sie mir bitte sagen, was die eigentlichen Kosten sind?

[Frau K.] Nein, Herr Woods, das werden wir nicht. Und, was sie schon wissen, sind wir kurz vor Abschluss des Vertrages mit denn neue Betreiber.

[Ich] Aber sie waren seit 2 Jahren ‚kurz vor Abschluss..‘ Ich möchte genau wissen, bitte, wieso das Haus nicht benutzt werden kann, bevor es die evtl. Eigentümer brauchten?

[Frau K.] Herr Woods, es geht nicht. Wir wollen das nicht.

[Ich] „Wir wollen das nicht?“ Ist das direkt von Frau Keil?

[Frau K.] (Bestätigt)

[Ich] Ich akzeptiere es nicht. Ich werde Widerspruch geben…

[Frau K.] Auf wiedersehen Herr Woods.

[Ich] Auf wiedersehen.

(Schlüssel Übergabe soll 3 November…)

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Fazit: Ich, Paul Woods, als Künstler und Event Veranstalter tätig in Berlin seit 1992, bin offensichtlich nicht mehr von Bezirksamt Pankow erwünscht. Das ist zu verstehen, weil ich aus dem ‚Untergrund’ komme, weil ich keine gewichtige Organisation hinter mir habe, weil ich nicht nach vorgegebenen Maßstäben agieren kann, u.s.w.

Ich bin sowieso bald aus Weißensee raus. Mache gern einen Familien Besuch in UK, die ich lange nicht gesehen habe, um zu schreiben, und um Projekte zu planen für meine evtl. rückhehr nach Berlin. Aber im Namen aller meine Weißensee Freunde und Interessierten überall, rufe ich Berlin-weit, laut und deutlich:

DAS KULTURHAUS KANN NOCH GERETTET WERDEN

Baubeginn wird frühestens irgendwann nächstes Jahr – ODER SOGAR JAHRE SPÄTER. Bis dahin soll Weißensee nicht sein Historisches Kulturhaus schließen sehen, und als direkte Folge von Vandalismus und Winterkälte kaputt gehen.

Wenn sie dieses Informationen weiterleiten würden, wäre ich dankbar! (Optimalste Unterstützung: Promis, Journalisten, TV, Radio, Politiker, SIE, usw…)

Paul Woods
21 Oktober, Berlin, Weißensee.
0151 2595 7873
www.wallywoods.com