DAS WOCHENENDE IST VORÜBER

live-Text vom 3.August 2009/Der Besuch aus dem Westen reist wieder ab..Hauptbahnhof BERLIN..
im Chaos…
Berlin.

AKTUALISIERT am 8. August:
Der Text vom 3.August

last page view: 2.355.700.
gestern: 2.720
heute: 2.452 – willkommen!

Der Besuch aus dem Westen!
Das Wochenende traumhaft.
Und Berlin hatte sich auch noch
das beste Wetter der Republik geschnappt.
Doch dann die Abfahrt!
Am Sonntagabend….
and it goes like this:

Anders als üblich,
sollte es in Ruhe zum Hauptbahnhof….
sollte sich die Abfahrt ruhig, gemütlich, heimelig,
mit Winken am Gleise
und vielleicht noch einem Coffee-to-go- vorher…ja, gestalten,
genau!

Um 20 Uhr 22 ungefähr
sollte der Zug von Gleis 5 nach Hamburg…

Rechtzeitig also,
gegen 18 Uhr,
wollten wir noch
einen Blick auf den Dom werfen,
denn der Besuch aus dem Westen
hatte Berlin zuvor noch nie gesehen,
und tagsüber hatten ja…
die tropischen Temperaturen in Berlin
die hatten jedes Sight-Seeing-Programm…
Na, wir hockten stattdessen auf der Wiese,
am See,
und auf dem Balkon,
die kühlen Räume schützend
im Hintergrund ….
Aber ein Blick auf den Dom!
Auf den HACKE’SCHEN MARKT…
sollte doch noch drin sein,
Als Andenken an die große Stadt…
(Anreiz zum Wiederkommen…)

Es war 18 Uhr 20,
als wir bemerkten,
dass 18 Uhr jetzt
schon vorüber war,
und der Blick auf den Berliner Dom
kurz werde ausfallen müssen,
oder ihn ganz streichen…?
Nein!
Wenigstens ein Berliner Highlight
eines Berlin-Besuchers..!
mußte doch gesehen worden sein…
außer den hinreißenden Wiesen
von Werder…an der Havel,
hinter Potsdam,

den zynsich-aggressiven Busfahrer
hatten wir ausgeklinkt aus unserer Werder-Verklärung!

Das nächste (Zeit-)Hindernis tat sich vor der Tram M4 auf:
Kein Kleingeld!
Der Billet-Automat nimmt keine Scheine an.

Ein Zeitungslädchen kam zu Umsatz:
Denn Kleingeld sei keins da,
und nur einen Schein wechseln,
ginge schon gar nicht.

Nun gut.
Endlich in der Tram.
Voll wie immer.
Ungekühlt wie immer.
Sie kühlen nur die Fahrgäste zum Prenzlauer Berg…in der M2,
warum, möchtest du ja gerne wissen..

Wir glitten an der Ausstellung
„Friedliche Revolution“ vorüber..
am Alexanderplatz,
open-Air-Ausstellung
mit Fotos vom Mauerfall…

dann links das Rote Rathaus,
der übliche Lacher,
heißt nicht so, weil…
sondern weil das Backstein rot ist.

und dann Endhaltestelle
der M4 am HACKE’SCHEN MARKT!

Schnell einen Blick auf
den Dom an der Spree,
gleich um die Ecke…
und ein oder zwei ergriffene
und ergreifende AH!s und OH!s.
Rasch noch zur anderen Seite des S-Bahn-Vorplatzes gerollt,
mit dem Rolly des Besuchs aus dem Westen-Besucher-Geräusch,
das typische Berliner Weekend-Geräusch!
Räder von Koffer-Rollies über Kopfsteinpflaster und Steinplatten
jedweder Art.

Jedenfalls unbedingt noch einen Blick auf die HACKE’SCHEN HÖFE ..,
sei er auch noch so flüchtig!
und die beeindruckenden S-BAHN-BÖGEN
des S-Bahnhofs Hacke’scher Markt!

Dann noch knapp die Überlegung,
hoffentlich funktioniert die Rolltreppe!

da kapierst du,
wie überflüssig dein Denken!
Wie gestrig, vorgestrig…:

Denn dieser Szene-Mittelpunkt-Bahnhof
S-Bahnstation Hacke’scher Markt…
ist ja bereits seit Ewigkeiten geschlossen.
Weil keine S-Bahnen mehr fahren.
Aus dem Verkehr gezogen sind.
Die Lädchen geschlossen.
Die Zugänge zu den Steinstufen
und Rolltreppen …
zugestellt..
regelrecht verbarrikadiert.

Halb acht inzwischen.
19 Uhr 30..

Der Schreck sitzt tief.

Wie jetzt zum Hauptbahnhof?
Und zwar schnell..?
Eigentlich ist der nur eine
einzige klitzekleine Station entfernt.
Wie zum Greifen nah..
Aber jetzt so fern.
Keine Abfahrt
von den Gleisen des S-Bahnhofs Hacke’scher Markt!

Wieso hält denn der Regional-Express,
der jetzt als S-Bahn-Ersatz auch fungiert,
denn ausgerechnet hier nicht..??
Wo ist da die Logik..?

(Der Bahnhof ist zu klein für die Regios,
die fahren auf’m Außengleis
am S-Bahnhof Hacke’scher Markt vorüber…ach so!
Wer soll das denn wissen??).

Die Schrecksekunde dauert fünf Minuten.

Dann wie im Zeitraffer zu Fuß zurück zum Alexanderplatz.

Koffer-Rolly über die Steinsorten Berliner Macharten hüpfend.

Durch eine zum Himmel
stinkende Fußgänger-Unterführung!
Dort ist wohl seit der Wende
nicht mehr gereinigt und gestrichen worden…!
Nase und Augen zu –
und durch!
Dann wieder Treppen rauf,
raus,
in die Rathausstraße.
S-Bahnhof Alexanderplatz gegenüber!
Erleichterung!!

Und die Hoffnung,
dass gütigst bald
ein S-Bahn-Ersatz heranrolle…
um den Zug nach Hamburg..,
und von dort mit Umsteigen nach…
Ja, das Wunder ist jetzt auf unserer Seite:

Kaum sind wir…,
der Besuch aus dem Westen immer etwas im Hintertreffen,
dieser Koffer-Rolly..
ist nicht so
wirklich rolltreppen-geschmeidig!
die gutbesetzte Rolltreppe hoch,
und schnaufend auf dem Bahnsteig angelangt,
dort das übliche Chaos,
zu viele Menschen für einen Bahnsteig…,
rollt ein rettender roter Regio ein.
Du verstehst nur die Hälfte der Ansage.

Fährt der über…?
Den Hauptbahnhof?

Dem Gedränge nach zu urteilen,
ja!
Zweifelsfrei.
Sicherheitshalber nachgefragt:

Jetzt, wo es keine S-Bahnen mehr gibt,
gibt es dafür wieder Personal!
Das hatten sie vorher längst ausrangiert.
Diese Unsäglichen von der S-Bahn.
Der Deutschen Bahn.
Dass die S-Bahn-Chefs geflogen sind,
ist das Mindeste!

Das Personal hat gesunde Nerven,
ist kompetent,
prompt,
und reagiert trotz des Gedränges und Geschiebes
durchaus auch noch mit Witz:

„Ob der am HBF hält?
Theoretisch ja!
Praktisch auch!“

Wir quetschen uns in den roten Regio.

Früher hießen sie ja Inter-Regio,
heute Regional-Express,
und in Berlin sind sie sogar
multi-tasking…
seit Mitte Juli,
sind auch S-Bahn-Schienenersatz..
Sofern S-Bahnhöfe über die
nötige technische Größe verfügen.
Wie wir nun wissen.

Endlich…! am Hauptbahnhof!

Es ist kurz vor 20 Uhr..!

Aufatmen.
Noch soo viel Zeit jetzt…!
Noch ganze 22 Minuten!
Gemeinsam das Gleis finden,
ist einfacher.

Sogar ein
wenngleich winziges Schild..tut sich auf,
zeigt sich:

Mit dem Lageplan der Gleise..:

1. Untergeschoss…Gleis 1 bis …

2. Untergeschoss..Gleis Sowieso bis…

Ein System ist dabei nicht erkennbar.

Und vor allem:

Wie kommst du hin…?

In Eile niemals rechtzeitig.

Die Wege sind einfach zu weit…
Die gläsernen Aufzüge zu langsam.
Zeigen nicht die Nummern der Gleise an,
zu denen sie hinauf- oder hinabschweben.

Keine Zeit jetzt
für tiefgründige
Überlegungen zu diesem Bahnhof,
der nicht für Menschen gemacht scheint,
der unübersichtlichste Bahnhof
ever in your life!
Gleis 5 im Untergeschoss 1
oder Untergeschoß 2 ..
muß geortet werden!!
Will gefunden werden.
Erreicht werden.

Was nutzt die Ausschilderung,
wenn sie an eine Schnitzeljagd erinnert..?!

Doch gemeinsam sind wir nerven-stark.

Aufseufzend lassen wir uns endlich
auf Gleis 5
im Untergeschoß 1 oder 2,
schon wieder vergessen!
auf der für so einen
gigantesken Bahnhof
äußerst karg bemessenen,
wenig attraktiven Bestuhlung nieder.

Gerade freigeworden,
zwei Plätze…
Ein Fahrplan ist nicht in Sicht.
Der gewöhnliche Reisende
hat ja die Angewohnheit,
immer noch einmal einen prüfenden Blick
auf den Ankunfts-und-Abfahrplan zu werfen.
Sich noch ein letztes Mal zu vergewissern,
dass er sich auch nicht geirrt hat,
als Mensch.

Sicher gibt es irgendwo
in den Tiefen
von U 1 oder U 2
(U ist die Abkürzung von Untergeschoss!)
so einen Fahrplan.
In der Nähe aber leider nicht.

Dafür..hier tief unten,
eine Klima-Anlage!

Während du verschnaufst,
dir mit dem Taschentuch
den Rest von Make-Up
vom verschwitzten Face wischst,
murmelt der Besuch aus dem Westen,
was das wohl alles hier so koste.
Freut sich aber doch sichtlich
über die Abkühlung.

Der Bahnsteig wirkt lang,
kilometerlang.
Verliert sich in der
Unendlichkeit.
Wie willst du hier noch
jemanden treffen?
Eigentlich sollte noch ein
weiterer Besuch aus dem Westen
irgendwo hier stehen oder sitzen:
Treffpunkt Abreise.

Zum Glück hatten die beiden Berlin-Besucher
aus dem Westen
keine Gruppen-Karte nach Berlin und zurück
gekauft,
sonst wären sie jetzt aufgeschmissen.

Von dem anderen Besuch aus dem Westen
weit und breit keine Spur.
Sichtkontakt auch nicht möglich.
Weil ja,
wie gesagt,
der Bahnsteig kilometerlang.

Das Handy will gerade
keinen Empfang von sich geben.

Egal, man sitzt jetzt erst einmal.

Um 20 Uhr 10

zeigt die Ankunfts- und Abfahrtstafel noch immer

„Gesundbrunnen“ – Schienen-Ersatzverkehr…

Statt Abfahrt nach Hamburg.

Um 20 Uhr 15 hat sich nichts
verändert.
Gesundbrunnen steht dort.
Statt Hamburg-Hauptbahnhof.

Im Hintergrund Ansagen ohne Ende.
In Deutsch und Englisch.

Wir hören „Delay“ und
„Verspätung“
und:

„Wir bitten um Ihr Verständnis..!“

Das ficht uns nicht an.
Wir verstehen sowieso nichts.
Hier tief unten.
Und die Stimmen der Lautsprecher
überschneiden sich.

Um 20 Uhr 17
wird der Besuch aus dem Westen
definitiv sehr! unruhig.

Prüft die Fahrkarte.
Ja, Gleis 5,
ist richtig.
Aber was nützt das?
Wenn kein Zug kommt..oder wie?

Und was jetzt?
Keine Zug-Ansage à la ..
„Bitte Vorsicht am Gleis…
Es fährt ein der Zug von…
nach…
über….“

Der wartende Regio hingegen
lädt ein zum alsbaldigen Einstieg
zur S-Bahn-Station GESUNDBRUNNEN…

Nein, der Besuch aus dem Westen will heim!
Muss in Hamburg umsteigen.
Weiter in Richtung Flensburg dann.

Oh – ! Dort drüben!
Eine Menschen traube, plötzlich!
Auch andere Besucher aus dem Westen,
die auf Gleis 5 im Unter-Untergeschoss
stoisch auf den Zug nach Hamburg
um 20 Uhr 22 gewartet haben,
sind unruhig geworden,
und umringen einen Mann in der Uniform der Bahn.

Ja, wir hatten es überhört:

Der Zug hat 60 Minuten Verspätung.
Stellwerkschaden.
Oberleitungs-Schaden.

Was auch immer.
60 Minuten Verspätung!

Aber – auf Gleis 7 wartet der ICE ….

nach….Hamburg-Altona!..

Jetzt bloß nichts falsch machen!

Jetzt bloß zielgenau auf Gleis 7 zurasen:
Die Rolltreppe hoch,
Rolly im Schlepptau,
Haken nach links,
dort alsbald
eine Rolltreppe wieder runter,
alle anfauchend – :
„Bitte auf die rechte Seite …
Wir müssen den ICE noch …!“

Wir wissen ja nicht,
dass dessen Abfahrtszeit
jener des verspäteten Inter City von Gleis 5
angepasst ist!

Dass seine Abfahrtszeit von 20 Uhr 16
nicht mehr gilt,
und es ist ja schon 20 Uhr 21…
Dass dieser elegante ICE,
erst um 20 Uhr 22
oder noch später vielleicht…?
abfährt?

Der Besuch aus dem Westen steht endlich in diesem ICE.
Und hat damit ein paar Euro auf Kosten der Bahn gespart.
Wird wohl auch seinen Anschluß in Hamburg kriegen.

Der junge Mann mit dem
Fahrrad indessen muß zurückbleiben:

Fahrräder sind in ICEs nicht zugelassen.

Sein ganz persönliches Pech,
dass die Bahn ihn im Stich lässt,
dass der Inter City von Gleis 5,
der Fahrräder erlaubt,
eine Stunde Verspätung hat.

Muß er selbst sehen,
der junge Mann,
wie er weiterkommt.
Und sich hinterher bei der Bahn beschweren.
„Verlangen Sie Schadensersatz!“
Das hilft ihm gerade gar nicht weiter!

Schließlich Winke-Winke..
der Besuch aus dem Westen
steht im ICE,
der gewartet hat,
weil der reguläre Zug nach Hamburg und weiter..
über 60 Minuten später….genau-genau.. später-kommt…

Und dann wieder die Rolltrepe hoch.
Das höhere Untergeschoss wirkt kahl.
Hier auf der Seite von Gleis 7 jedenfalls.

Ein Döner-Stand,
wie in die letzten Meter Wand gepresst,
Döner und auch Köfte und Currywurst, Pommes.
Aber bitte warten.
Vor dir
eine Traube in smart schwarzen Uniformen Gekleideter,
irgendwie tailliert die Jacken,
der Helm auf dem Kopf dafür gigantisch,
auf der Rückseite der Jacken in grellweißer Leuchtschrift: „POLIZEI“ –
ja, die haben auch mal Hunger.
Die warten auf ihren Döner, auf ihre Wurst, auf ihre Pommes..:

Das wirkt irgendwie stilbrüchig,
possierlich, abstrus, grotesk:

Die martialische Ausrüstung
und dann Döner und Wurst,
aber bitte nur mit Mayo..
Sie haben dieses Rudellachen.

Vier bis fünf Meter weier:
FISH & CHIPS.

Sprechen in mehr als 1-Wort-Sätzen ist nicht
im Preis inbegriffen.
Lächeln auch nicht.

Hier auf U1 ist es noch immer klimatisiert.

Im Haupt-Obergeschoß,
dort, wo die S-Bahn ihre Karten verkauft,
im S-Bahn-Verkaufs-Raum,
dagegen schon hitziger.

Dort auch wieder,
als sei der Abend nicht schon
desaströs genug,
sitzt einer jener Charme-Bolzen hinterm Kartenverkaufstresen,
von der Ausprache her eher östlich,
die dir den allerletzten Rest geben,
deren Lieblingsbeschäftigung lautet:

Kunden auflaufen lassen.
Statt Informationen zu erteilen.
Fragen stellen,
die nicht weiterführen.

Eine Spezialität in diesen Räumlichkeiten.
Nicht immer.
Aber oft ist schon zu viel.
Oder der Kunde ist einfach zu dumm.
Will immer das Falsche.
Fragt immer falsch.

Eine junge Frau,
ihr Deutsch ist sehr gut,
aber der Akzent verrät,
sie kommt aus einem anderen Land,
fragt nach einer Monatskarte.
Sie möchte eine Monatskarte kaufen.

„Was für ne Monatskarte?“ fragt der Mann.
Er blickt frech.

Die Frau windet sich.
Blickt sich hilfesuchend um.
Sie weiß es ja auch nicht.

Eine FEMINISSIMA hilft ihr, einen Schritt weiter:
„Morgens ab 10
gibt es die preiswertere Karte für 50 Euro,
lohnt sich aber nur beim Kauf zum Monatsanfang,
endet am Monatsende.

Die andere für rund 70 Euro
gilt rund um die Uhr
und zählt den Monat
vom Tag des Kaufs…
also:
Mitte August gekauft,
gilt sie entsprechend
bis Mitte September….
und am Wochenende kannst du kostenlos
noch jemanden mitfahren lassen…“

Die Frau blickt überrascht, nickt dankbar.

Sie braucht eine Monatskarte
weit vor 10 Uhr morgens.

„Sag ich doch!“
sagt der Mann hinterm Tresen und spult
jetzt im Affenzahn
verschiedene Preiskategorien runter, jetzt..!

„Denn da sind ja auch noch
die Bereiche A – B oder C …
und C,
das ist noch teurer..junge Frau!“
Was nützt diese Information jemandem,
ohne den Hinweis,
Bereich C
betrifft den weiteren Umkreis von Berlin..??

Oder was nutzt das Herunterrasseln von Zeiten, Tarifen und Preisen,
ohne Bezug zu irgendwas??

Du verlässt diesen Raum wieder,
hast mit Mühe deine eigene Monatskarte
ohne Herzinfarkt erstanden,
und eigentlich führten jetzt
direkt neben dem S-BAHN-Info& – Verkaufsraum
die Treppe und die Rolltreppe hoch zur S-BAHN.

Aber der Aufstieg ist ja verrammelt.
Die S-Bahnen fahren ja nicht.
Sind marode.
Fahrpreis-Reduzierung gibt es trotzdem nicht.
Auch kein Leih-Ticket,
wenn dir gerade alle Sachen geklaut worden sind.
Die Bestätigung der Anzeige von der Polizei dabei,
deren Räume unweit vom S-Bahn-Info-&-Verkaufsstand sich befinden.
Keine Kulanz.
Nicht einmal leihweise.
Kein Ticket.
Es erbarmen sich halt immer die Mit-Reisenden.

An der toten S-Bahn-Treppe:

Wenigstens steht ein lächelnder
junger Mann dort
und informiert
nimmermüde – :

„Bitte zu Gleis 11 und 12…
Dort fährt der Regional-Express
als S-Bahn-Ersatz…

Er scheint ein Ausländer,
daher so freundlich.

Du bist ja schier erschrocken.

Jemand lächelt!
In diesem Bahnhof der Vorhölle!

Beherzt machst du dich auf,
zu den Gleisen 11 und 12 .

Da schiebt sich dir eine Menschenwand entgegen,
drängt dich zur Seite,
walzt alles nieder,
was sich ihr in den Weg stellt,
genauso wirkt es.
Um ein Haar wärst du gestrauchelt,
umgekippt.
Flüchtest dich an einen Pfosten.
Hältst dich daran fest.
Zugleich wächst sekundenhaft
eine Schlange
aus dem BAHN-Reise-und-Informations-Center heraus…

Ein überregionaler ICE
scheint eingerollt zu sein,
oben auf Gleis 11 oder 12,
die Ankömmlinge in Eile,
auch jede Menge Sportler,
sofort informationsdürstig.

Irgendwie gelingt es dir endlich,
die Treppe zu Gleis 11 und 12
zu erklimmen, zu bewältigen,
durch herabstürzende, sich in den Bahnhof ergießende Menschenwände hindurch,
und deren Überseekoffer…

Ach ja, der Abendzug aus INTERLAKEN-SÜD
ist gerade angekommen.
Und hat quer durch die Republik Berlin-Süchtige eingesammelt.
Wenn der ICE aus Interlaken mittags eintrifft,
ist es auch stets…
ja, ist der Bahnhof eigentlich zu klein.

Der Perron zwischen Gleis 11 und 12
ist überbesetzt,
möchte man auf den ersten Blick hin vermuten.
Du schiebst dich in den Windschatten
eines Doppelkinderwagens.
Die Zwillinge,
ein Mädchen mit allerliebstem Kinderhütchen,
unterm Kinn mit einer Schleife gebunden,
das Brüderchen mit kessem Käppi,
nicht unterm Kinn gebunden,
blicken mäßig interessiert in das Treiben.
Schreien aber nicht.

Ein hochgewachsener kerzengerade gehender Mann,
schafft sich Platz,
indem er beinah am Perron-Ende balanciert,
mit seinen beiden zwillingshaft aussehenden,
hochbeinigen flausch-felligen Hunden,
hart am Rande des Absturzes auf die Gleise selbst.
Stoisch die Hunde.
Beachtlich.
Die Temperatur hier oben,
unter der Glaskuppel,
hier ist auf Klima-Anlage verzichtet worden,
auch auf Sitzplätze übrigens, ,
dürfte kaum unter 40 Grad Celsius liegen.
Dein Auge entdeckt rechts oben
die Ankunftstafel mit dem ICE aus Stuttgart.
Der schon vor einer Stunde hätte ankommen müssen.
Ist er aber nicht.
Ah, verstehe!
Die sich Drängenden in Richtung Gleis 12,
warten auf den ICE aus Stuttgart.
Die anderen auf den Regional-Express
von Cottbus oder so, in Richtung…,
der auch als S-Bahn-Ersatz dient.
Auch der hat schon mehr als die üblichen 15 Minuten Verspätung.

Aus den Lautsprechern nonstop

die Appelle um Verständnis.
Der Reisenden.
Ja, bitte, gerne!
Was denn sonst.

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