neulich, im Tierheim von Berlin/5/09

live-text-vom 25./26. Mai – **mit Sternchen!!
26. Mai – – Neulich, im Tierheim von Berlin – update 11 Uhr 30

(An diesem Text
wurde 4 Stunden gearbeitet..!).
Erstaunlich,
wo die Zeit geblieben..ist..
Und dabei ist es nur
ein kurzer, kleiner Text..,
flüchtig, beinah,
nichts mehr,
als „a touch of..“..

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gestern: 2.869
heute: 825 – willkommen!

Es war Sonntag vor einer Woche.
Der 18. Mai.
Der Duft von Frühsommer.
Von Grün und Blühen…
Eine Sonne, verschwenderisch…:

der Offene Tag
des Berliner Tierheims.

Draußen,
in Falkensee.
Ein Ort wie hingemalt;
aus EU-Mitteln ist ein Gutshof wiederbelebt worden;
später im Jahr wirst du dort ökologisch einwandfreies
Gemüse..
und Kartoffeln erstehen können.
Zum Gutshof gehört eine Kate.
Kaffeeduft.. !
Dein Blick erhascht ein Stück Kuchen,
drinnen, in den beiden urgemütlichen Räumen.

Gutshof und Kate liegen
direkt an der Landstraße,
die sich durch Falkenberg zieht,
ein Ableger von Lichtenberg,
hättest du nicht vermutet,
so unerwartet ländlich

Am Strom der Menschen,
merkst du,
du bist richtig!
Noch ein paar Meter..?
Nein, eher Kilometer..!
Neben einer einspurig wirkenden Straße,
die nun von der Hauptstraße abbiegt,
schlängelt sich eine Art Trampelfad
durch Gärten mit Datschen,
Felder und Wiesen.
Vieh auf der Weide.
Ungewöhnliche Tiere, Wisente, noch klein..
vor sich hingrasend,
oder im Schatten eines Baumes träumend.

Eis wird verkauft,
am Straßenrand..

Vanille schon aus.
Erdbeere ist noch.
Es ist heiß.
Es ist schon Nachmittag.
Die Sonne steht steil.

Und dann –
irgendwann,
weit draußen,
vom Ort längst nichts mehr zu sehen,
hörst du Bellen.
Jaulen.
Ein Chorgesang in aufgeregtem, erhitzten Moll.
Du begreifst,
warum das Tierheim so abseits liegt.

Und – Vergiß sofort jede!
herkömmliche Vorstellung von einem
„Tierheim“.
Jene Imagination von
„improvisiert, klein,
vergammelt“.

Dieses Tierheim ist das größte Europas,
erfährst du,
eines der 5-Sterne-Klasse,
de Luxe,
sozusagen!
Optisch beeindruckend!
Vor wenigen Jahren erst neu entstanden,
buchstäblich auf der
weiten grünen Wiese.

Der Eingangsbereich ist weitläufig,
großzügig.
Einladend.
Der Tag der offenen Tür..!

Aus dem Handzettel und aus der Presse
war dir bekannt,
dass Programm,
nicht zu wenig,
auch eine live-Band,
am hinteren Ende des Tierheim-Areals,
also ein paar Kilometer ..beinah
von den Tieren entfernt.
Und selbstverständlich ist auch Flohmarkt,
an diesem Sonntag!
Das Spalier,
links und rechts,
hunderte von Metern,
für den guten Zweck:
Für das Tierheim, der Erlös.
Die andere Veranstaltungen,
sind schon vorüber.
Wie zum Beispiel die Wahl…
des schönsten Mischlingshundes….
Ferner eine Agility-Show…,
spielerisches Fitness-Training..,
für Hund & Herrchen/Frauchen..
Und natürlich auch
für die Tierheim-Hunde.

Das Fernsehen war da.

Der Andrang ist am Abflauen.
Du hast die Chance,
Tiere zu sehen..oder?

Die Hunde sind in kreisrunden Pavillons untergebracht.
(Bisher hörst du sie nur..).
Mit Außenzwingern,
gefließt,
wegen der Hygiene,
aber glatt für die Hundepfoten.

Das Katzenhaus hingegen
ein lang-gestreckter Flachbau.

Die Katzen können,
wenn sie wollen,
in ihr Freigehege,
sich aber auch jederzeit zurückziehen.

Im Inneren des hellen Gebäudes
logieren jene Katzen,
die noch neu sind.

Die Katzenappartements zum Innenflur hin
mit Glas-Schiebetüren versehen:
Du kannst die Katzen betrachten.
Und sie dich.

Selbst das kleinste,
beschützendste Katzenzimmerchen,
ist durchaus mehr-etagig,
Kletterbaum inklusive.
Und Körbchen,
auch zum Verkriechen.

Die Wand eingangs zum Katzenhaus
erzählt Geschichten:
ist gespickt
mit Fotos von Katzen,
die,

„Adieu Tierheim! Danke für alles!“
gesagt haben:
Mit freundlichen Grüßen:

„..und dies ist mein neues Zuhause!“

Gemeinsam
mit ihrer neuen Familie,
auf dem Foto.

Ich darf zu „Pretty“ ,
Pretty wurde erst gebracht.
Todesfall.
Sie hat nun niemanden mehr.
Sie trauert.
Sie frißt nicht,
trinkt nicht,
regiert nicht.
Sie liegt in ihrem Körbchen, wie narkotisiert.
Vor Stress ist ihr Fell schuppig.
Pretty füllt den gesamten Katzenkorb aus:
Pretty ist mehr als überfüttert.
Eine runde, breite Fläche grau-grünes Fell.
Der Kopf irgendwo zwischen den Pfoten.

Typisch Mensch, hast du gefragt:
„Ja, fühlt sie sich denn nicht gestört,
wenn ich mich da auf das Bänkchen neben ihr setze..?“

„Im Gegenteil!
Sie muß sich ja an andere Menschen gewöhnen.
Sie soll doch wieder ein schönes Zuhause finden!“

Beim Anblick von Pretty
stellst du dir unwillkürlich vor,
der Tod von Frauchen oder Herrchen
scheint dies zu bestätigen,
dass sie ihr Katzenleben mit einem betagten Menschen teilte.
Der seinem Lebensinhalt „Katze“,
wohl nur das Beste zuteil hat lassen wollen:
und so aus Liebe fast zu Tode gefüttert, überfüttert.

Ein typischer „Stubentiger“,
aber Katzen sind für die Freiheit draußen…geschaffen…,
Ersatz für alles andere:
zum Schmusen, Sreicheln, Reden und…
zum Bekochen…

Und Katzen verstehen alles!

Kratzen, mit einem Finger am Weidekörbchen,
von außen,
hallo, Pritty…du hast Besuch!“
Ihr zugleich kleine Geschichten zu erzählen und
mit dem anderen Zeigefinger vorsichtig ein Kraul-Versuch zwischen Pritties Ohren…
ja!
zeigt ..erste Wirkung!

Pretty hebt den Kopf.
Blickt dich aus wie verschleiert wirkenden großen grau-grünen Augen an,
und reckt sich anflugsweise,
traut sich, eine Pfote auszustrecken ,
hin zum Rand des Korbs,
wo ja die Finger der rechten Hand..
mit Pritty Kontakt aufzunehmen, versucht hatten.

Wasser, die Katzenlady?
Der Zeigefinger angefeuchtet,
der Wassernapf ist frisch gefüllt, ,
danke nein
Pretty wendet den Kopf.
Ist ja gut…
gutes Tier…
ein Taschentuch aus Papier,
leicht angefeuchtet,
um Pritties Schuppen etwas…

in aller Vorsicht,
und zugleich mit Pritty flüsternd,
damit sie sich nicht überrollt fühlt.

Und plötzlich schnurrt das Katzentier.
Der Kraulpunkt zwischen den Ohren…
und das sanfte Murmeln..
doch, Pretty würde all ihre Liebe,
ihre Sanftheit sicher gerne wieder
an einen lieben,
zuwendungsbereiten Menschen verschenken,
der auch mit ihr spielt.
Sie ist ja erst acht Jahre alt.
Im besten Alter, nicht wahr.

Wahrscheinlich hat die freundliche Mitarbeiterin gehofft,
dass ich Pretty mitnehme.
Ja, das Gefühl hätte ja auch „ja“ gesagt….

Und da siehst du die Schicksale.
Jede Katze mit ihrer Geschichte.
Jede abgegebene oder im Stich gelassene oder ausgesetzte Katze –

die Geschichte von Menschen…
von Familien und Nicht-Familien, von Trennungen,
vielleicht auch von Armut..
kein Geld mehr ..für Katze oder…vor allem auch den Tierarzt…??

Auf den ersten Blick sehen alle Katzen hervorragend aus.

Auf den zweiten Blick spürst du ihre Verwirrung.
Ihre Entwurzelung.
Ihre Sehnsucht!
Nach einem Menschen…du Mensch..du!

Da ist das Pfötchen,
das sich aus dem Freigehege nach dem Griff deiner Korbtasche blitzschnell ausstreckt..
schau,
hier bin ich,
ich bin verspielt, witzig,
jung, gelenkig,
schau, wie ich auf den Baum hochspringe..
Bin ich nicht schön und willst du mich nicht mitnehmen…?

Das kleine schwarze Katzentier mit dem schneeweißen Schnurrbart..
schreit wie ein Baby, ,
klettert am Gitter hoch,
„du willst doch nicht schon wieder gehen..??“

Andere Katzen drücken sich an den Maschendrahtzaun,
damit die fremde Hand sie streichelt.

Und was ist mit jener,
die offenbar sehr beredet?

Sie hat einen rötlichen Kopf,
ist mehrfach getupft,
ziemlich hochbeinig und vielleicht 2 bis 3 Jahre alt.

„Hallo!
Du kannst doch sicher auf den Katzenbaum klettern, ja..?
Das kannst du doch, oder?“

Die Katze gibt einen Laut von sich
zischt wie ein Blitz den Kratz-und Kletterbaum hoch,
und schaut von oben auf dich herab.
Bravo!
Bravo Katze!
Die Katze antwortet mit einem kleinen „Meck..!“

Du erkundigst dich.
Was für eine köstliche Katze.
Dialog auf der Stelle möglich.
Wie kommt das?

Die Story willst du dann ja einerseits
nicht glauben,
aber dann irgendwie doch,
und sogar sehr..:

Diese Katze hatte ihr „Herrchen“ angegriffen.

War ihm im Schlaf ins Gesicht gesprungen ..
oder so ähnlich..
oder hatte ihn angeknurrt.
Katzen können knurren wie Tiger.

„Er hat sich zu wenig um sie gekümmert.
Das hat die Katze ihm nicht durchgehen lassen!“

Interessenten werden über die Katzen aufgeklärt,
soweit ihre Geschichte bekannt.
Aber das Fachpersonal merkt auch „so“
ob eine Katze „bloß ausgesetzt“ worden ist,
oder noch zusätzlich schlecht behandelt worden ist.
Ob sie eine „Stubenkatze“ ist,
oder eine von einem Bauernhof,
eine „mit Garten“, ,
daran gewöhnt,
drinnen und jederzeit auch draußen zu leben.

Ein Tier kostet um die 50 Euro.
Ist geimpft, untersucht,
gesund.

Normalerweise sind Katzen scheu.
Manche sind auch unansprechbar.
Liegen reglos auf ihrem Baum,
oder wie unsichtbar zusammengerollt.

Du würdest sie so gerne trösten.
Die meisten Katzen aber sind ..
ansprechbar…
sind ja an das Zusammenleben mit Menschen gewöhnt:
Sie möchten mitgenommen werde.
Sie kommen auf Wildfremde zu,
an den Maschendraht..
nehmen Kontakt auf…

Und du mußt sie zurücklassen…

Und doch ertragen Katzen ihren Schmerz
weitgehend stumm.

Verglichen mit den Hunden.

Diese Hunde…
und dieser Kontrast,
tiefinnere Bilder flitzen durch deine Seele,
vielleicht hat jeder Mensch schon selbst auch diese Gefühle gekannt,
verlassen worden zu sein,
vielleicht zu Zeiten,
an die sich das Tageshirn nicht mehr erinnert..

vielleicht hast du als Baby geschrien,
und keiner hat dich auf den Arm genommen,
wer weiß..

Diese Tiere.
Und erst die Hunde…!
Wie die Inkarnation,
die sichtbar gewordene Verkörperung
jedweden Verrats an Treue…,
an Zuverlässigkeit,
an Beständigkeit.

Der Mensch kann nicht
so laut jammern.
Dann sperrt man ihn ein.
In eine Heilanstalt….
Wird für verrückt erklärt.

Diese Hunde!

Winzige, riesige!
Kläffer, Schweiger.
Hoffnungsvolle.
Verächtlich Blickende.

Und jammervoll-Fassungslose.

Wie Kinder,
die verzweifelt darauf warten,
vom Kindergarten abgeholt werden.
Bei jedem,
der an ihren Zwinger kommt:
glaubt, hofft, hofft, hofft….!

„Jetzt werde ich wieder abgeholt!“

Oder dieser Mensch dort,
wirkt so freundlich,
die Stimme gefällt,
er bleibt noch stehen…
Wird er bleiben..?
Und dann geht er weiter.
Diese Wut!
Diese Enttäuschung!
Dieser Schmerz!

In einem der Rondelle
wo
hnen die verpönten
„Kampfhunde!“

Der eine,
pechschwarz,
schießt wie eine Rakete
aus seiner Hütte nach draußen,
in den Zwinger,
klagt dich wütend an,
schimpft dich aus, du Mensch!
bellt so böse,
so tief-enttäuscht, so scheinbar unversöhnlich.
Ja, du hast ja alles verstanden.
Was er meint.
Der Hund.
Was – hat der Mensch aus dir gemacht,
nicht wahr.
Und jetzt mußt du hier einsam und allein….

Die Tierpfleger tun, was sie können.
Es gibt ja auch extra weite Freigehege,
damit die Tiere auch mal so richtig „sich austoben können“, ,
manche auch allein
damit es zu keinem Gemetzel kommt.

Und woher kommt dieser schwarze alte Hirtenhund..?
So hoch, dass ein Kind drauf sitzen könnte…?
Dessen Resignation du spürst:

„Mich will wohl keiner mehr.
Ich bin zu groß, zu alt,
aber ich bin doch ich…!:

Liebevoll und …treuherzig,

… eine echte Hundeseele..eben!“

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