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Gefälschte Studien bei Schmerzforschung
Es erscheint schier unglaublich: der renommierte US-Wissenschaftler Scott Reuben hat jahrelang angebliche Forschungsergebnisse erfunden. Dabei geht es um Schmerzmittel größere Pharmakonzerne. 21 seiner zahlreichen Studien sind rein erfunden gewesen.
Gefälschte Studien bei Schmerzforschung
Es erscheint schier unglaublich: der renommierte US-Wissenschaftler Scott Reuben hat jahrelang angebliche Forschungsergebnisse erfunden. Dabei geht es um Schmerzmittel größere Pharmakonzerne. 21 seiner zahlreichen Studien sind rein erfunden gewesen. Während ein Münchhausen mit seinen Lügengeschichten wenigstens keinen Schaden anrichtete, haben die gefälschten Studien von Reuben möglicherweise weitreichende Folgen. Auch wenn die von ihm untersuchten Medikamente noch nicht zur Standardmedikation gehören, haben seine Ergebnisse die Medikation von weltweit Millionen von Menschen beeinflusst. Deutliche Worte findet Edmund Neugebauer, Professor für Chirurgische Forschung an der Universität Witten-Herdecke gegenüber der Zeitung „Die Zeit“: „Eine so schwere Verfehlung ist nicht wieder gut zu machen. Reuben ist damit wissenschaftlich tot und gehört entlassen.“ Wie so oft in Betrugsfällen wurde auch dieser rein zufällig entdeckt. Fast ein Jahr ist es her, dass ein leitender Angestellter des Baystate Medical Centers darauf stieß. Nun ist der Skandal erst an die Öffentlichkeit gedrungen. Der Beschuldigte ist seit Mai 2008 beurlaubt. Nach dem Bekanntwerden der Fälschungen werden nun sämtliche Leitlinien zur Akutschmerztherapie durchsucht und Ergebnisse von Reuben gelöscht. Gleichzeit beschwichtigt Neugebauer ein Chirurgie-Professor der die Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) mit heraus gegeben hat auf zeit.de. Die Kernaussagen der Leitlinien müsse nicht geändert werden. Zwar verliere ihre Bedeutung etwas, wenn man die sechs, sieben zitierten Studien Reubens wegstreiche. Doch kaum ein Patient wurde deswegen grundsätzlich falsch behandelt oder habe falsche Medikamente verschrieben bekommen beruhigt Marcus Schiltenwolf, Vizepräsident der DIVS. Während der Anwalt von Reuben betont, dass sein Mandant seine Taten bereue erscheint gerade die große Nähe zu Pharmakonzernen fragwürdig. Seine Forschungen wurden vor allem von der Pharmaindustrie bezahlt. Merk und Pfizer gehörten zu seinen großzügigen Sponsoren. Fragwürdig ist auch, wie es passieren konnte, dass ein Wissenschaftler über rund zwölf Jahre hinweg Studien fälschen kann, ohne dass es jemanden auffällt. Der DIVS schätzt die auf Reubens erstellten Studien basierte Einnahmen in den Milliardenbereich gehend. Unter den Forschungsergebnissen befindet sich auch das von Merk 2004 vom Markt genommene Schmerzmittel Vioxx. Alleine in der USA hat das Mittel bei bis zu 140.000 Menschen zu schweren Schäden der Herzkranzgefäße geführt. Etwa 44 Prozent davon mit tödlichem Ausgang. Eine Auswirkung auf die “erfolgreiche“ Zusammenarbeit hatte es nicht. Bis 2007 forschte Reuben für Pfizer und fungierte sogar als Konzernsprecher. – Mehr zu diesem Thema Im Archiv Weitere 298 Medikamente zuzahlungsfrei ZDF zeigt heute um 21 Uhr: Das Pharma-Kartell Medizin, die krank macht Das ausgeblutete Gesundheitssystem Die Schutzfunktion des Weines Käse-Kunden Studie: Wirkung von Antidepressiva zweifelhaft Städtereisen liegen voll im Trend Update: Therapie mit embryonalen Stammzellen Durchbruch in der Zellforschung Neues aus der Stammzellenforschung Ältere Männer sind häufig suizidgefährdet Neu: Elektronische Stechhilfe für Diabetiker Rekordniveau: Gefälschte Medikamente Ist der Irak – Krieg schon zu Ende? Schnell betrogen mit falschen Fünfzigern Sind Fälschungen inzwischen gesellschaftsfähig? Der 60pro Kommentar Verwirrt schon beim Frühstück? Hintergrund Neue Vertriebswege für Arzneimittel Der Arzneimittelmarkt ist in Bewegung. Verbrauchern stehen neue Bezugsmöglichkeiten zur Verfügung. 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