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ReutersPORTRÄT-Liechtensteiner Stiftung bereitet Zumwinkels Plänen Ende

Montag, 26. Januar 2009, 16:16 Uhr Diesen Artikel drucken | Einzelne Seite[-] Text [+]

– von Matthias Inverardi –

Düsseldorf, 26. Jan (Reuters) – Ein kurzer Blick noch auf die Richterbank, dann verlässt Klaus Zumwinkel als freier Mann den Gerichtssaal C240 des Bochumer Landgerichts. Vorbei ist einer der spektakulärsten Steuerprozesse in der Geschichte der Bundesrepublik, vorbei sind Blitzlichtgewitter und „mediale Hinrichtung“, wie es die Verteidiger des ehemaliger Post-Chefs formulierten. Zumwinkel ist mit einer Bewährungsstrafe davon gekommen, doch sein öffentlicher Ruf und seine Karriere sind wegen einer Million Euro Steuern ramponiert, die er hinterzogen hat. Zumwinkel habe seine Lebensleistung selbst geschmälert, bescheinigt ihm das Gericht.

Die Welt des Klaus Zumwinkel hatte sich binnen nur eines Jahres radikal geändert. Der Post(DPWGn.DE: Kurs)-Chef, einst Aushängeschild des weltgrößten Logistik-Konzerns und einer der profiliertesten Netzwerker der deutschen Wirtschaft, stolperte über eine Steueraffäre. Millionen aus einer Erbschaft, die der Rheinländer im Steuerparadies Liechtenstein angelegt hatte, wurden ihm zum Verhängnis.

Ausgerechnet Zumwinkel, der sich in der Öffentlichkeit immer gern als redlicher Kaufmann dargestellt hatte, hatte die Erträge aus seiner Stiftung „Devotion Family Foundation“ nicht versteuert. „Meine Mitarbeiter dürfen Fehler machen – aber nicht zu viele“, lautete eine der zahlreichen Weisheiten aus dem Manager-Universum, die Zumwinkel in seiner Zeit als Post-Chef gern preisgab. Bei dem 65-Jährigen selbst reichte ein Fehler, um einen über Jahre erkämpften Ruf in Asche zu legen. Im Prozess sprach er nun im Zusammenhang mit der millionenschweren Stiftung vom „größten Fehler meines Lebens“. Und nun wollte er reinen Tisch machen, trug ein umfassendes Geständnis vor. Das Urteil akzeptierten seine Verteidiger sofort – ihr Mandant wollte einen Schlussstrich ziehen.

Zumwinkel, der sich in der Öffentlichkeit stets jovial und bescheiden gab, hatte in den Jahren vor seinem Fall die Weichen gestellt, um sich ehrenvoll von der Spitze der Deutschen Post verabschieden zu können, die er 1990 übernommen hatte. Den jetzigen Konzernchef Frank Appel hatte er zum Kronprinzen aufgebaut. Zumwinkel selbst wollte, wie er im Prozess bestätigte, an die Spitze des Post-Aufsichtsrats wechseln.

Doch am 14. Februar 2008 klingelten Fahnder an der Tür von Zumwinkels Kölner Villa. Vor dem Zaun des Anwesens lauerten Kamerateams, die filmten, wie der Bundesverdienstkreuz-Träger abgeführt wurde. Zumwinkels Zukunftspläne und sein öffentlicher Ruf waren zunichte, der Manager wurde an den „medialen Pranger“ gestellt. Auch die Staatsanwaltschaft sprach von einer „Vorverurteilung“.

Hintergrund des Verfahrens waren knapp eine Million Euro, die Zumwinkel dem Richterspruch zufolge zwischen 2002 und 2006 dem Fiskus vorenthalten hatte. Alle anderen Fälle sind verjährt. Zumwinkel beglich seine Steuerschuld aber auch für diese.
Der als „Manager des Jahres“ und „Stratege des Jahres“ ausgezeichnete Zumwinkel hatte über Jahre an den Schalthebeln der Macht zahlreicher ehemaliger Staatsbetrieben gesessen. Der „oberste Postbote der Nation“ redete auch im Aufsichtsrat der Lufthansa(LHAG.DE: Kurs) mit, das Kontrollgremium der Deutschen Telekom(DTEGn.DE: Kurs) führte er gar. Erst kurz vor Prozessbeginn legte er sein letztes Mandat bei Arcandor(AROG.DE: Kurs) nieder. Zumwinkels Managerqualitäten waren ebenso geschätzt wie sein engmaschiges Netz an Kontakten. Seine Arbeit, sagte der stets gefasst wirkenden Zumwinkel im Prozess, sei sein Leben gewesen, und seine Stimme zitterte dabei dann doch leicht. Doch er habe sich dies selbst zuzuschreiben und übernehme die Verantwortung für die Liechtensteiner Stiftung. Der Aufstieg des Sohnes einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie zu einem der wichtigsten Konzernlenker Deutschlands war mit seinen guten Verbindungen in die Politik untrennbar verknüpft. Schon als die Regierung noch in Bonn saß, ging er in den Führungszirkeln der Parteien ein und aus. Mit Unterstützung der SPD kämpfte er zuletzt für die Einführung eines Mindestlohns in der Postbranche – und bekam ihn. Doch damit schaffte er sich auch mächtige Feinde.

In der Freizeit widmet sich Zumwinkel vor allem dem Joggen und Bergsteigen. Begeistert erzählte er von Reisen zum Himalaya. Mit anderen Wirtschaftsgrößen unternahm Zumwinkel Wanderungen, gehörte zum Kreis der „Similauner“, Managern wie Jürgen Schrempp oder Jürgen Weber, die gemeinsam in die Berge aufbrachen. Für Bergtouren dürfte Zumwinkel nun wieder Zeit haben.

(Reporter: Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner)

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