PRESSE: BERLINER OPERN-WEH, 3 Männer im Schmäh

Drei Männer, die das Operndasein in Berlin ruinieren…??? Wowereit, Schmitz und Barenboim..?
Dazu einen aufhellenden Artikel aus der faz.net..als Einstieg für „Berliner Kultur für Anfänger..“
Die drei von der Krachmacherstraße
Von Jan Brachmann
Regierenden Bürgermeister und Kultursenator: Klaus Wowereit (SPD)
15. Januar 2009
Eilfertige und besonders geschmeidige Kommentatoren des Berliner Kulturlebens haben in den vergangenen Monaten immer wieder den Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit gelobt: So geräuschlos und effektiv löse er gemeinsam mit seinem Staatssekretär André Schmitz wichtige Personalfragen an den Opernhäusern der Stadt. Donald Runnicles engagierte man als neuen Generalmusikdirektor (GMD) der Deutschen Oper, Carl St. Clair in gleicher Position an der Komischen Oper und Barrie Kosky ebendort als neuen Intendanten von 2012 an.

Keine dummen Entscheidungen, gewiss. Aber auch im Krachmachen hat Wowereit inzwischen Virtuosität erlangt. Michael Schindhelm, der nach einem zermürbenden Findungsverfahren die Generaldirektion der 2004 gegründeten Stiftung Oper in Berlin übernommen hatte, warf 2007 schon wieder das Handtuch, nachdem Wowereit ihm öffentlich die Geringschätzung seiner Arbeit demonstriert hatte. Dabei stellte Schindhelm nur in aller Höflichkeit klar, wie schwer es ist, den Finanzmangel von drei Opernhäusern, Staatsballett und Bühnenservice zu verwalten, wenn man von den Häusern und vom Senat keine verlässlichen Zahlen bekommt.

„Weiter so!“

Stefan Rosinski, bislang Leiter des gemeinsamen Bühnenservice, übernahm daraufhin den ungeliebten Posten. Als studierter Opernregisseur und Verwaltungsfachmann brachte er vieles mit, was ihm hier zugutekam. Die Intendanten schätzten seine Kollegialität, seinen künstlerischen Respekt, seine Erfahrung in praktischen Abläufen und vor allem, dass er, anders als Schindhelm, kein Mann einsamen Brütens und Entscheidens ist. Zum 31. August wird sich aber auch Rosinski aus der Generaldirektion zurückziehen und nur noch für den Bühnenservice arbeiten. Sein Nachfolger Peter F. Raddatz, derzeit geschäftsführender Intendant der Bühnen Köln, ist dann der dritte Generaldirektor in nur fünf Jahren.

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Für Rosinskis Abschied dürften wieder Spannungen mit Wowereit der Grund sein. Rosinski nämlich hatte seinem Unmut über die Kopflosigkeit, mit der Wowereit in die Belange der Opernstiftung hineinregiert, auch öffentlich Luft gemacht, besonders hörbar vor dem Kulturausschuss im Frühjahr 2008, als sich abzeichnete, dass man Peter Mussbach aus der Intendanz der Staatsoper ekeln wollte, um deren GMD Daniel Barenboim gnädig zu stimmen. Barenboim ist der heimliche Kaiser von Berlins Opernleben. Zum Schemel seiner Füße versammeln Schmitz und Wowereit alles, was sie für seine Feinde zu halten glauben. Was nach außen wie Krach wirkt, dient nur dem möglichst geräuschfreien „Weiter so!“ im Innern der Stiftung, vor allem im Interesse der Staatsoper.

Dass diese Art von Geräuschfreiheit unsolidarisch gegenüber den andern Häusern und ideenlos für die Kulturlandschaft der ganzen Stadt ist, hatte Rosinski in die inzwischen berühmte Formulierung gefasst: „Wenn Sie keine Ideen haben, Herr Wowereit, dann kaufen Sie welche ein.“ Aber Klaus Wowereit hält es in den Belangen der Berliner Opernstiftung offenbar wie Kaiser Franz Joseph 1857 mit der Wiener Stadtbefestigung vor dem Bau der Ringstraße: einfach schleifen lassen.

Text: F.A.Z.

Bildmaterial: ddp