Darmstadt:70 Jahre Novemberpogrome: Filmrekonstruktion zerstörter Synagogen

Preisverleihung am Montag, den 10. November in Darmstadt:
Beeindruckend und bewegend
Jörg Feuck, Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

07.11.2008

Die bei den Novemberpogromen zerstörte Synagoge in der Kölner Glockengasse wurde an der TU Darmstadt virtuell rekonstruiert
Bild: TU Darmstadt/Fachgebiet IKA/M. Koob

Prof. Koob hat das virtuelle Rekonstruktionsprojekt initiiert

70 Jahre Novemberpogrome: Preis für Film zu virtuell rekonstruierten Synagogen

Darmstadt, 7.11.2008. Für seinen Film „Synagogen in Deutschland“ wird Prof. Manfred Koob, Professor am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt, am Montag, 10. November 2008, der Preis des Pacific Jewish Film Festival für den besten Beitrag in der Kategorie der Kurzbeiträge verliehen.
Die feierliche Preisverleihung findet ab 14 Uhr im Dekanat des Fachbereichs am Campus Lichtwiese der TU statt (Geb. L3|01, Raum 61, El-Lissitzy-Str. 1, 64287 Darmstadt). Vor der Preisverleihung zeigt und erläutert Prof. Koob um 13 Uhr im Hörsaal des Fachbereichs Architektur (Raum 93) seinen Film.

Der Preis wird ihm von Prof. Dr. Claude Abraham, emeritierter Literatur-Professor aus Kalifornien, übergeben. Claude Abraham hatte als Kind am 9. November 1938 die Zerstörung der Lorscher Synagoge und seines dortigen Elternhauses miterlebt. Während seine Eltern in Auschwitz ermordet wurden, konnte er dem Holocaust entkommen.

Der zwischen 1995 und 2003 am Fachgebiet „Informations- und Kommunikationstechnologie in der Architektur“ von Prof. Koob entstandene Film zeigt Computerrekonstruktionen von elf von den Nationalsozialisten größtenteils 1938 zerstörten Synagogen in Deutschland.

Der Preis war Koob bereits 2006 auf dem Pacific Jewish Film Festival zuerkannt worden. Nach Aussagen von Prof. Abraham zeigte sich das Publikum von der Vorführung zutiefst beeindruckt und zum Teil tief bewegt.

Mit den Rekonstruktionen, die unter der Leitung von Prof. Manfred Koob und Dipl. Ing. Marc Grellert erfolgten, soll der immense kulturelle Verlust durch die Zerstörung der Synagogen aufgezeigt werden. Gleichzeitig gilt es, die bauhistorische Bedeutung der Bauwerke in Erinnerung zu rufen, die Teil deutscher Städte und Straßenbilder und damit Teil der deutschen Kultur waren. Das Projekt geht auch der Frage nach, wie mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien neue Formen des kulturellen Gedächtnisses gebildet werden können.

Das Projekt wird ergänzt durch ein interaktives öffentliches Internetarchiv. Es beinhaltet die Grundinformationen zu über 2200 deutschen und österreichischen Synagogen. Hier kann jeder Nutzer weltweit Kommentare, Bilder, Links und Zeitzeugenberichte eigenständig hinzufügen. Über 60 Studierende der TU Darmstadt haben seit 1995 an den Rekonstruktionen gearbeitet und durch ihren Einsatz das Projekt zum Erfolg getragen.

Ergebnisse waren etwa in Ausstellungen des Jüdischen Museums Frankfurt und der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn zu sehen und werden in der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung in der Bonner Kunsthalle 2004 wurde danach auch im Ausland gezeigt, unter anderem in Tel Aviv und New York.

Pressetermin:
Montag, 10.11., Fachbereich Architektur der TU Darmstadt, Geb. L3|01, El-Lissitzy-Str. 1, 64287 Darmstadt
Filmvorführung und Vortrag: 13 Uhr, Hörsaal (Raum 93)
Preisübergabe: ab 14 Uhr, Dekanat (Raum 61)

he, MI az59/2008

Weitere Informationen:
http://www.cad.architektur.tu-darmstadt.de/synagogen

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news287632

Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Politik, Religion
überregional

Personalia, Wettbewerbe / Auszeichnungen