Der Preis. Die Preisträger. Der diesjährige Gewinner:
Der österreichische Schriftsteller Josef Winkler ist mit dem diesjährigen Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung würdigt damit das Werk des 55-Jährigen, der in seinen Romanen immer wieder das streng katholische Österreich der Nachkriegszeit thematisiert hatte.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat dem österreichischen Autor Josef Winkler den diesjährigen Georg-Büchner-Preis verliehen. Die Auszeichnung gilt als wichtigster deutscher Literaturpreis.
Der österreichische Schriftsteller Josef Winkler ist mit dem diesjährigen Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Der 55-Jährige erhielt den wichtigsten deutschen Literaturpreis im Staatstheater in Darmstadt. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung würdigt damit das bereits vielfach ausgezeichnete Werk des 55-Jährigen, der darin zum großen Teil seine eigenen Erfahrungen verarbeitet hat.
Winkler habe auf die Katastrophen seiner katholischen Dorfkindheit mit Büchern reagiert, „deren obsessive Dringlichkeit einzigartig ist“, begründete die Jury ihre Entscheidung für den Autor. Was er seit seinem ersten Roman „Menschenkind“ aus dem Jahr 1979 in einer barock-expressiven Sprache immer neu anklage, bilde zugleich das produktive Element einer Hassliebe. Darin vereinigten sich „Blasphemie und Frömmigkeit, Todessehnsucht und Todesangst zu einem bewegenden Abgesang auf eine untergehende Welt“.
Der österreichische Kulturkritiker Ulrich Weinzierl sprach in seiner Laudatio bei der feierlichen Preisverleihung im Staatstheater Darmstadt vom „Winkler-Sound“ als Sprache gewordener „Furor“. Er betonte, die Winklerschen Texte und Themen seien entgegen der immer wieder geäußerten Kritik in Wirklichkeit von bestürzender Aktualität. „Schreiben als disziplinierte Raserei, als Luftschöpfen eines vom Ertrinkend bedrohten, Schreiben als mühsam gebändigte Bilderflut, das war das Merkmal des Autors Josef Winkler“, sagte der österreichische Journalist.
Winkler selbst betonte, dass die Literatur ihm immer wieder Halt gegeben und sogar vor dem Selbstmord bewahrt habe. Er sei sehr glücklich, dass er den Preis gerade am 1. November erhalte, „dem Geburtstag der großen österreichischen Dichterin Ilse Aichinger“.
Winkler, der in einem Dorf in Kärnten als jüngstes von sechs Kindern in einer Bauernfamilie aufwuchs, lebt in Klagenfurt. Zu seinen Werken gehören die Romane „Menschenkind“ (1979), „Der Ackermann aus Kärnten“ (1980) und „Muttersprache“ (1982); sie bilden zusammen die Trilogie „Das wilde Kärnten“. Der Autor veröffentlichte zudem unter anderem den Roman „Friedhof der bitteren Orangen“ (1990) und die Novelle „Natura morta“ (2001). Im vergangenen Jahr legte er die Novelle „Roppongi. Requiem für einen Vater“ vor. Vor wenigen Wochen erschien unter dem Titel „Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot“ eine Sammlung kurzer Prosastücke.
Der mit 40.000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergeben. Mit dem Preis ehrt die Akademie jährlich Autoren, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben“. Zu den Preisträgern gehören etwa Erich Kästner, Max Frisch, Günter Grass und Heinrich Böll sowie die Österreicher Friederike Mayröcker, Elfriede Jelinek und H.C. Artmann.
Im vergangenen Jahr ging der Preis an den deutschen Autor Martin Mosebach.
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