PRESSE:Claudia Haiders Zweifel/24.10.08

Quelle: kurier.at
Jörg Haiders Witwe Claudia ist mit der Erklärung für den Unfall nicht zufrieden. Sie hat Dieter Böhmdorfer um Rechtsbeistand gebeten.
Jörg Haiders Witwe Claudia ist mit der Erklärung für den Unfall nicht zufrieden. Sie hat Dieter Böhmdorfer um Rechtsbeistand gebeten.
Stiller Abschied: Witwe Claudia und die Familie wollen alleine von Haider Abschied nehmen – deshalb gab es noch keine Kremation.
Der Sarg mit den sterblichen Überresten des Kärntner Landeshauptmanns steht immer noch in Klagenfurt. Seit der feierlichen Verabschiedung am letzten Samstag warten die Bestatter auf das Okay der Witwe, Jörg Haider ins Krematorium zu bringen.

Bisher blieb es aus. Gerhard Bajzek vom Bestattungsunternehmen „PAX“ erklärt das so: „Die Familie hatte bislang keine freie Minute. Es war ihr Wunsch, eine private Verabschiedungszeremonie abzuhalten. Die Kremation findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.“

Vielleicht wird Haider gar nicht verbrannt? Wie aus dem Vertrautenkreis um Claudia Haider berichtet wird, hege die Witwe Zweifel an der Unfallversion der Behörden. „Das bewegt sich alles fernab von Verschwörungstheorien, keiner glaubt an ein Attentat oder so“, rückt Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer auf Anfrage des KURIER die Dimensionen zurecht.

Verschwiegenheit
Worin die Zweifel der Witwe bestehen, darf Böhmdorfer nicht sagen. Er wurde von Frau Haider als Anwalt engagiert und unterliegt der Verschwiegenheitspflicht, solange sie ihn nicht davon entbindet. Böhmdorfer: „Es stimmt, Frau Haider hat mich gebeten, ihr zu helfen.“

In Claudia Haiders Vertrautenkreis heißt es, sie zermartere sich den Kopf, warum sich ihr Mann innerhalb von eineinhalb Stunden 1,8 Promille angetrunken haben soll. Das sah ihm nämlich nicht ähnlich. Zudem soll in dem Obduktionsbericht nur von Urin- und Gewebeproben die Rede sein, nicht aber von Blutproben, in denen man üblicherweise den Alkoholisierungsgrad misst. Es wird kolportiert, Frau Haider überlege eine nochmalige Untersuchung des Leichnams im Ausland – die Rede ist von der Schweiz.

Kein Vertrauen
Frau Haider reagierte auf die Bitte um Rückruf leider nicht. Ein Vertrauter meint: „Sie will wissen, was wirklich passiert ist. Sie kann sich das nicht erklären und traut den Behörden nicht.“

Der zuständige Staatsanwalt Gottfried Kranz erklärt auf Anfrage des KURIER, dass im vorläufigen Gutachten der gerichtsmedizinischen Untersuchung sehr wohl von einem „Blutalkoholwert“ die Rede ist. Kranz: „Ich gehe davon aus, dass auch Blut abgenommen wurde.“ Das endgültige Gutachten steht noch aus, allerdings besitzt auch Haiders Familie das Gutachten. Warum Haider binnen kurzer Zeit so viel getrunken hat, darüber könnten mehrere Personen etwas wissen: Jener Mann, mit dem Haider die letzten eineinhalb Stunden seines Lebens in der Klagenfurter Homo-Bar „Stadtkrämer“ verbrachte; Stefan Petzner, der offenbar der Letzte war, mit dem Haider vor dem Bar-Aufenthalt sprach; oder jener Haider-Bekannte, in dessen Wohnung sich Haider am Todestag zwei Stunden lang aufhielt.

Technisch gesehen ist der Unfall geklärt. „Theoretisch wäre es vermutlich möglich, einen Phaeton mit 150 Km/h durch die entsprechende Kurve zu lenken „, erklärt der Cheftechniker des ÖAMTC, Max Lang. „Immer vorausgesetzt, der Lenker ist ein professioneller Pilot und nüchtern, die Straße ist trocken und die Sicht gut.“ Nichts davon traf bei Jörg Haider zu.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in fem&Recht