Als Rückblick auf den aktuellen Gerichtsprozeß in Frankfurt/Main
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Vermischtes vom 28.08.2008
Ex-Programmdirektor: Kein Druck auf Jürgen Emig vom Hessischen Rundfunk
Die Staatsanwaltschaft wirft Emig vor, bis zu seiner Kündigung 2004 mehr als eine halbe Million Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
Frankfurt/Main (dpa) – Auf den ehemaligen Sportchef des Hessischen Rundfunks (hr), Jürgen Emig, ist nach Aussage seines früheren Vorgesetzten nie Druck ausgeübt worden, für die Übertragung von Sportereignissen „Geld beizubringen“. Der Etat der Sportredaktion habe aber nicht für die Sendung von Großereignissen wie das Radrennen „Rund um den Henninger-Turm“ ausgereicht, sagte der ehemalige Programmdirektor Fernsehen, Hans-Werner Conrad, am Donnerstag als Zeuge im Korruptionsprozess gegen Emig vor dem Frankfurter Landgericht. Deshalb seien sogenannte Beistellungen, Produktionskostenzuschüsse der Veranstalter, nötig gewesen.
Emig ist wegen Bestechlichkeit, Betrugs und Untreue angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, bis zu seiner Kündigung 2004 mehr als eine halbe Million Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
„Er wollte immer möglichst viel Programm machen“, sagte Conrad über den Angeklagten. Die Beistellungen seien öffentlich bekannt gewesen und auch die Rechtsabteilung des hr habe davon gewusst und das Verfahren für zulässig gehalten. Im März 2004 habe Intendant Helmut Reitze dieses Vorgehen in einer Sitzung des Programmausschusses als „Gratwanderung“ zwischen den Wünschen der Veranstalter und der Redaktion sowie dem Etat bezeichnet, zitierte Richter Christopher Erhard aus den Akten. Conrad sagte, es sei immer die Frage gewesen: „Was ist programmlich notwendig, was ist programmlich sinnvoll.“
Emig habe sich bei der Beschaffung von Sponsoren und Beistellungen so hervorgetan, dass er 1997 vom damaligen Intendanten Klaus Berg eine Leistungsprämie erhalten habe. Die regelmäßige Beteiligung der Agentur SMP, die Emig mit dem Mitangeklagten Harald Frahm verdeckt gegründet hatte, habe Emig damit begründet, dass der hr bei der Beschaffung von Drittmitteln nicht so erfolgreich sei. Deshalb sei es besser, dies in einer Hand zu bündeln. Das entlaste auch den Sender.
Conrad berichtete, dass es häufig Deckungslücken im Etat der Sportredaktion gab. 2002 habe er zu Emig gesagt: „Jetzt ist Schluss.“ Daraufhin habe ihm Emig gesagt, dass noch Geld aus Verträgen ausstehe, das die Differenz ausgleichen könnte. Über konkrete Beträge sei nicht gesprochen worden. „Ich habe nicht in Einzelnen gefragt, was für Verträge.“
Conrad sagte außerdem aus, dass es im Sender Gerüchte gegeben habe, beim hr könne man Sendezeit kaufen und Emig halte die Hand dabei auf. Es habe aber nie konkrete Beweise gegeben. Die Tochterfirma des Senders, hr-Werbung, habe über die Agentur SMP Erkundigungen eingezogen und das Handelsregister eingesehen. Konkrete Ergebnisse, dass Emig mit der Firma etwas zu tun habe, seien aber ausgeblieben. Conrad räumte ein, Emig nie direkt nach einer möglichen Beteiligung gefragt zu haben: „Vielleicht war ich naiv, aber auf die Idee bin ich nie gekommen.“
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