‚Täterwissen‘ – weg mit Begriff!!/8/08/

ex-live-Text..
23. 8. Warum FEMINISSIMA den Ausdruck „Täterwissen“ nicht mag – update 13 Uhr 07/13 Uhr 50 und Text-Ergänzung.
last page view: 1. 471.951.
gestern: 2.772
heute: 2.620 – willkommen!
Ein trüber Tag!
(Die Sonne hat das gehört!)

___

update 11 Uhr 40:

1. 471.050.
gestern: 2.772
heute: 1.719

UND JETZT der um 9 Uhr versprochene
TEXT zum Thema „Täterwissen“:

9 Uhr in Berlin.
Regen. Stürmisch. Kalt.

1.470.535.
heute: 1.204 -guten Morgen!

Jeder
kennt den Spruch:
„Wissen ist Macht!“

..Und davon einmal abgesehen,
ist ja „Wissen“ sowieso
generell positiv besetzt.
Verknüpft mit „Lernen.“
Mit Bildung.
Ausbildung.

Die neue Kriminalisten-Terminologie:
die Verkürzung und Verdichtung von:
„was der Täter getan hat“,
in „Täterwissen“,

wertet den Täter auf,
findet FEMINISSIMA.
Eben weil seine feige und brutale Tat,
WAS er getan hat,
als „Wissen“, dargestellt wird.

„Täterwissen“ wirkt damit wie eine Form von Macht.
Ferner – die Verharmlosung eines Verbrechens
durch das Wort „Täter“
statt: „mutmaßlicher Kindesmörder.“
(wir sprechen von der 8-jährigen Michelle,
in Leipzig offenbar von der Straße weggefangen, später ermordet,
in einem Ententeich abgelegt),
Jeder der irgendwie mit dem Gesetz in Konflikt gerät,
gilt als „Täter“,
ohne jedoch ein Mörder zu sein.

Daher wirkt der Ausdruck „Täter“
für einen offensichtlichen Mörder,
nachgerade de-eskalierend, und –
damit die Schwere des Verbrechens
zugleich gewissermaßen reduzierend,
um nicht zu sagen neutralisierend.

Der Begriff „Täterwissen“ macht
aus einem gewissenlosen und schwer-gestörten Menschen,
auf jeden Fall gefährlichen Menschen,
nachgerade…einen Strategen,
sprachlich.

Und Sprache wirkt..bekanntlich…

Das sollten die Kriminalisten einmal bedenken.
Journalisten übrigens auch.

Besonders auffällig wurde diese neue Kriminalisten-Sprache
nach der Schießerei in Rüsselsheim,
im Verlauf der live-Übertragung (n-tv)
der Pressekonferenz.
Immer wieder war die Rede von „Täterwissen“.
Dies verlieh der besinnungslosen Bluttat
eine Nuance des Geheimnisvollen,
verlieh den „Tätern“..sozusagen „Macht.“.
Also völlig unpassend und fehl am Platz.

Bitte Rückkehr zur alten, längeren,
aber eindeutigeren Terminologie:

…“Aus ermittlungstechnischen Gründen
möchten wir derzeit..
keine Einzelheiten ..
über den Stand der Ermittlungen bekanntgeben“..

Hier behält die Kriminalistik
auch sprachlich
die Zügel in der Hand.

Vielleicht sind die Kriminalisten
im Umgang mit der Öffentlichkeit gecoacht worden.

Es ist eine der übelsten Errungenschaften der Presse,
letztlich wohl der Sendung „HALLO DEUTSCHLAND“/ZDF geschuldet,
die sich zur Redaktion:
„Das Blut live auf der Kameralinse!“
hat verderben lassen,

dass ungerührte Menschen in Regen- oder Öljacken
etwa auf der Autobahn,
zerborstenes Metall allover im Hintergrund,
den Ablauf eines Todesfalles schildern,
als handele es sich um die Abfolge eines Menüs.

Bei KAPITALVERBRECHEN
sollten sich die Kriminalisten bedeckt halten.
Und auch die Formulierung:

„Die Angehörigen werden psychologisch betreut“.

ist inzwischen zur Routine-Formulierung degradiert,
in solchen Fällen.
Hat so was von dieser Fußball-Trainer-NICHT-SPRACHE.
INHALTE OHNE AUSSAGE.
Abgebügelt. Abgeschirmt.
„Die Angehörigen werden psychologisch betreut“.
Aha.
Da kannst du dir etwas vorstellen.
Du kannst dir schreckliche Szenen der Trauer vorstellen.
Weinkrämpfe, Wutausbrüche, Zusammenbrüche.
Aber du kannst auch drüber hinweghören.
Denn es ist ja schon alles glattgebügelt.
Jeder Aufruhr im Keim erstickt:
Die Angehörigen werden psychologisch betreut.
Jedes eigene Mitgefühl daher überflüssig.
Schnell die nächste Meldung!

Die Nachrichtensprache ist in ihrer erstarrten Worthülsen-Klauberei
schon äußerst
menschenfeindlich.
Distanz von allem.
Gefühllosigkeit als Hauptwerkzeug.
Aus Kriege werden Konflikte.
Aus dem schreienden Elend
„Flüchtlingselend“
. Der Blutzoll wird möglichst gar nicht erwähnt.
Doch DAS ist ein endloses Thema für sich..
Zurück zu den täglichen Einzelstatements von Helfern, Polizei und Staatsanwaltschaft:
Wer vor einer Kamera über Leben und Tod spricht,
leider meistens vom Sterben der unfreiwilligen Art,

sollte sich nicht verschlissener Worthülsen bedienen.
Oder an Montage-Worten wie „Täterwissen“ festbeißen,
für einen skrupellosen Mörder.

Sondern dem Tod von Menschen mit Würde und Respekt begegnen.
Auch sprachlich.
Vor allem auch sprachlich.

Und warum nicht auch einmal
GEFÜHLSREGUNGEN…zeigen…?

Mehr als jede „Berichterstattung“
gutausgeschlafener, munterer, wohlgekleideter Berichterstatter
„live vor Ort“, in Madrid,
blieb in deinem Herzen,
wie jener Spanier mit dunkler Sonnenbrille
vor seinen verweinten Augen
in die hingehaltenen Mikrofone der Weltpresse brüllte,
dass er Frau, Kinder und Enkelkinder verloren hat,
durch die mörderische Schlamperei,
die die Flugzeug-Todes-Tragödie in Madrid verursacht hat.
Dann rannte er davon.

Im KAUKASUS-KRIEG
rettete der deutsche Fernseh-Journalist Thomas Roth als einziger
die Ehre seiner Berufszunft,
und fand damit zurück zu dem, was er einmal war,
ein hervorragender Journalist,
ehe er lange Zeit als Leiter von „Bericht aus Berlin“ –
zum eher bürokratischen News-Händer-Langweiler abgestiegen war,

indem er, zerzaust, erschöpft und erledigt,
auch vor der live-Kamera
der TAGESSCHAU oder den TAGESTHEMEN zugab,
er wisse jetzt auch nicht,
was da hinter ihm in der Stadt…
geschehe:
sie, er und sein Team,
seien gerade noch davongekommen.

Oder jene kurzen Bilder,
die durch die Beschönigungs-Zensur gelangt sind:

Wenn du alte ausgemergelte Frauen und Männer weinen siehst,
die nicht wissen, wohin,
die ihre Familie und ihr Zuhause verloren haben,
durch diesen durch nichts zu rechtfertigenden
Überfall des Georgiers
auf Süd-Ossetien und der damit den
Einmarsch der Russen auf dem Gewissen hat…

Solche Bilder,
solche Reportagen –
sie können vielleicht etwas bewirken,
zum Besseren, zum Aufrütteln,
zur Besinnung auf Menschlichkeit.

Jedoch nicht all das glattgebügelte Sprach-Werk-Zeug
das der Vertuschung und Verdeckung dient.
Und der Ent-Gefühls-Maschinerie dient.

Wir zu affekt-neuralisierten DahinVegetierern werden.
Ferngesteuerte Marionetten,
zwischen zwei Machtblöcken.

Und keinem kannst du vertrauen!

Veröffentlicht am
Kategorisiert in fem&Recht