heute und hier – der 13. August! /8/08

Privatgespräch über die Mauer, die Einheit, den Zerfall./ ex-live-Text.
13. August – heute und hier – Inzwischen kurz vor acht..
Sonnig.

1.451.575.
gestern: 760
heute: 230 – willkommen!

Guten Morgen,
sieben Uhr vorüber,
gerade. hold on…

Die Diskussion gestern Abend.
Über den heutigen Tag.
Den 13. August.
Und jeder in Deutschland meint damit den Mauerbau.

Und die Mauertoten.

Einhundertsechsunddreißig Menschen
seien an der Mauer getötet worden,
so der letzte Stand von Forschungen.

Die Diskussion drehte sich um die Tatsache,
daß diese Mauertoten seit Jahren
so „heruntergespielt“ werden.

Und da sich sophisticated Menschen getroffen hatten,
verlief die Diskussion,
während die tropische Schwül-Hitze sich abkühlte und trockener wurde,
mit fortschreitender Stunde,
spitzfindiger..

Da war sie wieder,
die Erinnerung an den Film :
„DAS LEBEN DER ANDEREN“ –
und die damals gefallene erstaunte Feststellung,
wie es möglich sei,
daß nach dem Mauerfall keine „Rache-Akte“
stattgefunden hatten.
Erst recht nach der Eröffnung der damaligen Gauck-Behörde.

Dass keine Häuser gestürmt,
daß Menschen sich nicht verprügelt hatten,
auf offener Straße,
als nach allem,
dann noch die Unfassbar-Bespitzelung
aufgedeckt wurde:
der Verrat im Großformat.
Und sogar unter Ehepartnern.

„Es kann ja kein Interesse daran liegen ,
einen Bürgerkrieg im eigenen Land anzuzetteln,
wenn sie doch die „Einheit“,
so bananen-und-begrüßungsgeld-verziert, und
nur rührselig..
zunächst aufgetischt hatten,
voll der Medienoverkill..
wer wollte da an Frust, Schmerz, rasende Enttäuschung denken..?
Auch darüber nachdenken,
dass von einer Sekunde zur anderen all das zerplatzt war,
woran man …geglaubt hatte…?“

Und schon war der Punkt erreicht,
in der Runde,
– an einem Tisch am Kollwitzplatz,
da die Frage nach einem Bürgerkrieg heute,
zwischen den Gläsern stand.
Das kam nicht gut.
Nicht rundum.
Weil einem gerade der nun geläufig über die Lippen gehende ..
wer sich noch immer nicht Südossetien behalten konnte,
sprach vom Krieg im Kaukasus,
das alles so nahe,
fast vor der Tür,
und keine „fernen Wilden“,
sondern „welche von uns“,
„unserem Kulturkreis“.

Natürlich ließ sich solch eine sophisiticated Runde nicht
von solchen Einschränkungsgedanken einschränken,
wenigstens zu denken,
als Wort-Gedanken-Plan-Spiel:

„So viele wollen die Mauer zurück!“
„So viele sehnen sich nach der DDR zurück!
Weil sie die Vereinigungs-Verlierer sind!“

Man trennte sich ohne Streit,
doch auch ohne Lösung,
nicht mal gedanklich.

Und mit der Frage insgeheim,
tief im Innern,
ob dein Nachbar im Osten vielleicht
auch mal einst die Mauer bewacht hatte,
zum Beispiel.
Weil er so überzeugt von seinem Staat war….

Heute werden Kränze niedergelegt.
Wird der Ermordeten gedacht.
Und es geht dir durch den Kopf,
was einer aus der Runde noch gesagt hatte :

„Wir fangen gerade an,
uns dem Nationalsozialismus zu stellen.
Wahrscheinlich dauert es nochmal 60 Jahre,
bis man sich der „deutsch-deutschen“ Vergangenheit stellt.
Und aufdeckt, wo genau seit Jahrzehnten dann,
ehemalige Schießbefehlsgeber in der Zwischenzeit in fetten Posten gesessen haben und so..“

Dann Küsschen rechts,
Küsschen links…
„War ein schöner Abend!
Müssen wir mal wieder öfter…!“

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