Presse von gestern: Wien vertreibt Jugendliche per Utraschall

von gestern…
19. 7. WIEN vertreibt JUGENDLICHE per ULTRA-SCHALL-TON

gleich mehr..:

Mit Ultraschall gegen Jugendliche

18.07.2008 | 19:09 |
MONIKA DLUGOKECKI (Die Presse, Österreich)

Vor Geschäft auf Mariahilfer Straße wird mit
Tönen vertrieben.
Erwachsene können den Pfeifton,
der zu leichtem Ohrensausen führen kann,
nicht hören.

WIEN.
Jugendliche haben oft kein Geld,
dafür viel Zeit.
Vor allem Geschäftsleute haben damit ein Problem –
sie fürchten,
dass Jugendliche vor Geschäften herumlungern,
nichts kaufen,
dafür Kunden verschrecken.
Um das zu verhindern,
gibt es nun ein Gerät –
das „Mosquito Sound System“
verspricht jugendfreie Zonen mittels hoher Frequenztöne.

Das unscheinbare, kastenförmige Ultraschallgerät
generiert einen hohen,
modulierten Ton
um die 16-18 Kilohertz.
Erwachsene können den Pfeifton,
der zu leichtem Ohrensausen führen kann, nicht hören.

Jugendliche bis zum 25. Lebensjahr sehr wohl.

Ein solches Ultraschallgerät
gibt es auch in Wien –
vor dem Beate Uhse-Shop
auf der Mariahilfer Straße.
Und das,
obwohl die Inhaber bis vor kurzem noch gar nichts davon wussten –
es stamme wahrscheinlich noch vom Vorbesitzer,
so die Auskunft.
Jetzt soll es demontiert werden,
ein Elektriker sei auch schon bestellt.
„Das ist ja schädigend für unser Geschäft“,
sagt Alexander Kloiber,
Assistent der Geschäftsführung.
Allerdings:
Man wisse nicht einmal,
ob das Gerät überhaupt eingeschaltet ist.

Befragungen von Jugendlichen
hätten zumindest ergeben,
dass nichts zu hören sei.

„Erst die Medien haben uns darauf aufmerksam gemacht“,
so Kloiber.

Schäden nicht auszuschließen

Laut Hersteller soll das Gerät
bei Einhaltung der Installations-Anweisung
keine Schäden verursachen,
auszuschließen sei es laut
der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
aber nicht.
Umstritten ist auch,
ob der Ultraschallton nicht nur Jugendliche,
sondern auch Kleinkinder und Babys erreicht.

Die Chancen, dass das Gerät eine größere Verbreitung findet,
dürften aber gering sein:

„Ich halte davon nichts.
Wir sind sowieso schon so ein lauter Planet“,
sagt Guido Miklautsch,
Referatsleiter der Wiener Einkaufsstraßen.

Allerdings, abseits von Wien hat sich das Gerät
zumindest in einem Fall durchgesetzt
– in Oberösterreich ist es schon länger im Einsatz. <
In Attnang-Puchheim wurde nach andauernden Problemen
mit lauten Jugendlichen
im Dezember 2007
das Mosquito Sound System montiert.
Und man ist seitdem zufrieden.
Im Schlosshof, wo das Gerät angebracht ist,
hatten sich immer öfter
laute Jugendliche aufgehalten.

„Jetzt herrscht Ruhe“,
so Stadtamtsleiter Franz Lindner.
In Niederösterreich
wurde das Gerät allerdings mittlerweile verboten.
Und auch ein Antrag auf ein österreichweites Verbot
dieser Geräte wurde bereits im Nationalrat eingebracht.

Übrigens: Nach dem selben Prinzip wie das
Mosquito-System funktionieren auch
„lautlose“ SMS-Töne im Ultraschallbereich.
Jugendliche merken, dass sie wieder eine Nachricht bekommen haben,

Erwachsene haben ihre Ruhe.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 19.07.2008)

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