PRESSE-SHOW: Imker protestieren gegen BIENENSTERBEN (7/08)

Imker gehen auf die Straße.Rund 20 000 Bienenvölker sind durch den Einsatz eines Insektizids in Baden-Württemberg geschädigt worden. (Siehe auch feminissimas Berichte/Texte).
Quelle jetzt: FOCUSonline/AP
Imker aus ganz Deutschland wollen in Braunschweig für strengere Zulassungsverfahren von Pestiziden demonstrieren. Anlass für die Kundgebung am Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist die Wiederzulassung einer Saatgutbeize mit dem Insektizid Chlothianidin im Rapsanbau. Das Saatgutbehandlungsmittel wird offiziell für das Sterben oder die schwere Schädigung von 20.000 Bienenvölkern im April und Mai in Baden-Württemberg verantwortlich gemacht wird.

Der Deutsche Berufs- und Erwerbs-Imkerbund, das Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderten Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer auf, alle Pestizide mit den Bienen gefährdenden Insektengiften Clothianidin und Imidacloprid umgehend zu verbieten.

Der Präsident der Berufsimker, Manfred Hederer, erklärte: „Das Gift, das jetzt auf die Felder kommt, kann erneut große Schäden anrichten, auch wenn der Beize mehr Haftmittel beigemengt werden soll. Clothianidin und Imidacloprid bleiben auf dem Acker, und jede neue Aussaat bringt mehr davon in die Umwelt.“

Fruchtfolge statt Mais-Monokulturen

Susan Haffmans von PAN forderte, statt immer wieder auf technische Lösungen zu setzen, dürften Bienen gefährdende Pestizide gar nicht erst zugelassen werden. Es gebe durchaus Alternativen zur Saatgutbeizung. „Dazu zählt insbesondere eine dreigliedrige Fruchtfolge, bei der auf einem Acker nur alle drei Jahre die gleiche Kultur angebaut wird.“

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger verlangte, Seehofer müsse sich auf EU-Ebene für einen besseren Schutz der Bienen und der biologischen Vielfalt insgesamt einsetzen. „Für den Menschen und für die Natur gefährliche Pestizide müssen endlich verboten werden.“ Die naturnahe Landwirtschaft brauche diese Agrargifte nicht.

Bauernverband hält Beizung für erforderlich

Der Deutsche Bauernverband begrüßte, dass rechtzeitig vor der Rapsaussaat die Saatgutbehandlungsmittel wieder zugelassen wurden. „Die Beizung von Saatgut muss zum Schutz der Saat vor dem Befall mit Insekten erfolgen“, betonte der Verband. Er forderte aber auch Pflanzenschutzindustrie, Pflanzenzüchter und Landtechnikhersteller auf, das bisher noch ungelöste Problem bei Maissaatgut – mit Druckluft arbeitende Sämaschinen können locker anhaftendes Insektengift in die Umwelt pusten – rasch zu lösen. Für Mais ruht die Zulassung der Beizmittel noch.

„Unglückliche Verkettung von Umständen“

Für den Industrieverband Agrar war das massenhafte Bienensterben im Frühjahr im Südwesten ein „unfallähnlicher Einzelfall“. Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler erklärte: „Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland gilt als eine der strengsten der Welt.“ Dem Verband gehören 46 Unternehmen aus den Bereichen Pflanzenschutz und -ernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie an.

„Wer die unglückliche Verkettung von Umständen, die zu Bienenschäden in Südwestdeutschland geführt haben, zum Anlass nimmt, bestimmte Insektizidwirkstoffe verbieten zu wollen, argumentiert an den Fakten vorbei“, erklärte Koch-Achelpöhler. Die Ursachen seien aufgeklärt: „Die fehlerhafte Beizung mit Clothianidin-haltigen Produkten und die Nutzung einer bestimmten Sätechnik wurden von den zuständigen Behörden als wesentliche Faktoren identifiziert.“ AP