Galerie WALLYWOODS:, Weißensee: DADA, Kaputtes Klavier-ORCHESTRA

vom 6. Juli – live-Text
6.Juli – Galerie WALLYWOODS: DADA, Kaputtes Klavier-ORCHESTRA
UPDATED 15 Uhr 15
Text erneut überarbeitet.

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1.324.831.
gestern: 4.772
heute: 1.014

update halb 5..

gleich halb vier ..hi!

DAS war ne Session!!
Eine JAM-Session!
Des Seins!
Und der Akustik.

Da muß ein modernes Theater lange für proben,
und dann wird es doch nicht „so“ gelingen,
weil die entfesselte Leidenschaft eine geprobte ist.

Ganz anders bei „Paul“.
in Berlin-Weißensee.
Am Weißen See.
In seiner 300-Quadratmeter-Galerie-Perfomance-whatever-your-want – to see-in-it:
www.wollywoods.com Galerie WOLLYWOODS,
im Seitenflügel des ausgemusterten
Kulturhauses PETER EDEL:

10 schrottreife Klaviere waren die Stars des Abends.
Wahrhaftig gewordener Kindertraum:
auf einem Klavier mit 10 Fingern, oder den Ellenbogen oder den Handgelenken,
hämmern, flüstern, Töne machen,
wie du willst.
10 Klaviere, kaputt, verstimmt,
der Rhythmus wurde vom Schlagzeug ….
nein, nicht „dirigiert“,
die totale wilde, unzensierte, freie Musik,
sich Notenzwang oder „Können-Müssens“ entziehend,
war wie Therapie pur.
Und schrottreif ist nicht schrott!
Kein Klavier war zusammengebrochen.
Und es weckt eine Kraft,
eine Leidenschaft,
eine Hitze in Dir,
wenn du sitzend, stehend,
mit 10, mit 15
oder 20 Leutchen,
wer will schon zählen..?
Und damit EINENGEN…?
das Atonale zu einer gigantischen Symphonie des Chaos als Lebendigkeit..anschwillt..
..Neue, ganz neue Töne,
die Rhythmy sich gegenseitig anpassend,
durch Blicke,
Lachen, Ur-Schreie, Singsang,
Sie stehen in einer viereckigen Hufeisenform,
die 10 Klavierwracks,
in der Mitte thront das Schlazeug,
alles ist Rhythmus, alles ist Töne.
Andere tanzen frei – schwebend..- dazu,
andere trommeln im Rhythmus
mit einem HolzLöffel gegen eine Säule,
Andere klatschen mit ausgelatschten Schuhen,
die Schuhsohlen aneinander,
die noch von der vorherigen Austelung übriggeblieben waren,
wie noch diverse andere Wegwerfel..

Denn Paul, Engländer,
der Galerist und künstlerische Leiter des WALLYWOODS
hat das Feeling für Bizarres.
Dabei nimmt er bloß die „Wahrheit“ wörtlich.

So lautete die letzte Langzeit-Ausstellung:
„WAS BLEIBT“ .

Und Paul & friends hatten das,
was vom Kulturhaus PETER EDEL geblieben war,
den Müll in Containern:
wieder ausgeräumt,
sortiert,
und ausgestellt.
Aus Müll und Weggeworfenem entstand auch Neues:
Aus hunderten ungebrauchter,
noch eingeschweißter,
wenngleich nutzlos geworden
weil nie mehr gebrauchten
und weggeworfenen Klarsicht-Pappbechern
bastelte Jack filigran-zaubrige Lampen,
sie liegen auf dem Boden,
sehen aus wie eine Installation.
Sie sind eine Installation!
mit ihren tausend winzigen Birnchen
(Karl-Heinz würde „Lichtschlauch“ dazu sagen..,
aber das trifft es nicht,
denn die Lichtschläuche sind genormt,
Jacks Glühbirnchen hingegen jedes
einzeln in
und zwischen den Plastikbechern appliziert).

Berge von Stoffen….
wurden teils gewaschen und gebügelt,
ordentlich gefaltet,
aufeinander geschichtet.
Und wiederum halbaufgerissene, zerfetzte
Umzugskisten als Design-Exponate,
mit unbrauchbaren,
gesichtslosen, zerwühlten,
achtlos hineingestopften Sachen drin,
deren Anblick sofortigen Vergessensreiz auslöst, in Dir:
war vergessen,
ist vergessen
und der Betrachter
will es auch sofort wieder vergessen:
Der Anblick weckt unbequeme Gefühle…
Hier wurde „Verdrängung“
sichtbar und greifbar gemacht!

Schmuck,
aus dem Müll-Container wieder hervorgeholt,
entstaubt,
poliert,
aus Plastik,
beige und auch verblichen-bunt.
Lampions, zerbeult, eingerissen.
Farbe unbestimmt.

Stoff-Fetzen,
Stoff-Reste,
eine alte elektrische Schreibmaschine,
mit Resten der Tastatur,
eine elektrische Nähmaschine,
ohne Schnur.
Glasschalen,
bombastisch-schwer und scheußlich,
mutieren zum Pop-ART-Exponat…
…unter dem anderem Blick…!

Plastikstühle,
Plastikblumen,
Plastik, Plastik, Plunder ohne Ende.
Und nach den Regeln des gelernten Galeristen, Malers und Webdesigners PAUL
im Raum zur Ausstellung aufgebaut.

„WAS BLEIBT -Vom KULTURHAUS PETER EDEL“ .
Ein genialischer Titel.
Vielschichtig, nachdenklich…
ja, was bleibt…
die Entrümpelung der DDR,
die Abwicklung..
Aber auch die Sichtbarmachung des Alten,
als Exponate der Kitsch und Ramsch ausgestellt,
es traf ins Herz, denn:
Ja, was
bleibt.
Von allem?
Nichts.
Nur Müll.
Nur Müll?
Und aber..doch..:
Die Identitäten..?!
Menschen…
haben doch in „jenem Teil Deutschlands“ gelebt,
wie du und ich,
nur anders.
Wenngleich wir uns immer, aber immer!
überlegen gefühlt hatten.

Was bleibt…?

Das ist viel mehr.
Was bleibt denn wirklich,
ganz gleich, in und von welchem System….
Welchem Leben…

Nun hat Paul also 10 Klaviere,
10 kaputte Klaviere
die zu nichts mehr nütze sind,
Klavier-Ruinen,
mit dem verblichenen Glanz besserer.. Zeiten,
in nußbraun, goldfarben, in schwarz, Schnitzereien..
Ein Rest von Intarsien,

aber als Klaviere..
ja selbst mit Tasten …
nichts mehr wert.

Was bleibt?
Sie standen seit ewig
verloren und verstaubt
in einem längst abgewickelten Klavier-Laden-Lager,
hinter blinden Scheiben
und blickten traurig.
Nicht mehr gestern Abend.
Paul hat…
„lebensverlängernde Maßnahmen“
für die Klaviere eingeleitet!
Hat die Klaviere für eine Flasche Wein erstanden,
(na ein bißchen mehr war es schon, und die Marke hieß EURO,
aber..eigentlich „nichts“, verglichen zu dem, was ein Klavier einmal wert war..“kostete“..).

Begeisterte.. ..Freunde bewerkstelligten den Transport.

(„Ein Klavier brauchte 7 Leute,
ein anderes nur 4 persons mancraft..).
Als Rampe für die paar Steinstufen
zur Terrasse vor der Galerie (parkseits,
)diente eine Tischplatte…

Und gestern Abend dann:

Frenetisch…enthusiastisch..
frei..!

…alle Verbote über Bord,
Ermahnungen,
die dir von Geburt an dein Leben vermiesen,
dich von allem ausschließen,
was dir Spaß macht:
Sondern – „just do it!“

Denn die Musiker, die frei konzertierten…:
es war das Publikum selbst.
Welche Leidenschaft.
Welche Inbrunst.
Welches Temperament!
L E B E N !
Eine Gruppendynamik…eine Performance….
eine ThERAPIE…
Eine Befreiung!

Ungefähr 6 Stunden lang…
Gegen Ende der Nacht…
wurden die letzten Reste der DDR,
die Reste des Kulturhaus Peter Edel,
oder auch einfach nur der Plunder,
der UNSERE Seelen verstopft,
auf den Boden geknallt.
Hier und da ein Teil.
Loslassen-können.
Weg damit..

Ja!

Die Ton-Performance der Österreicher aus Linz
soll keinesfalls
jetzt ganz unter den Tisch fallen.

Angesichts der Verblichenheit
und Verletztheit
der Klaviere
wirkte die Musik aus dem Laptop befremdlich, irritierend, beunruhigend.
Live in infernalischer Lautstärke
von Stimm-Mikrophon-Künsten
zu Tönen tragend,
die psychedelisch…ja, die Lautstärke des Summens,
zur Elektronik…war wohl wichtig..

Der Kontrast:

Das Klavier wird entsorgt.
Die Technik hingegend beherrschend.
Das Sichtbare durch das Unsichtbare ersetzt.
Die Kommunikation
durch die Anonymität.

Die Individualität durch
die Vervielfältigung.
Wiederum Metapher
für Austauschbarkeit.
Oder die Verdrängung
des LEBENDIGEN durch KÜNSTLICHES…?

Der Prozeß der gesellschaftlichen Erstarrung.

Ein Künstler sagte:
„Wir müssen den Tod leben.!“

Ein sehr junges Kamerateam jedenfalls
hat
die performance von gestern auf heute..
mit Kamera und Ton
„fest-gehalten“.
Vielleicht Ende August
oder Anfang September
dann im WOLLYWOODS ..noch einmal…

zu er-LEBEN..
Das fim-drehende Pärchen geht jetzt
für einen Monat nach London,
zur Summer-Class for Editing“
an der Royal Academy in London..

Noch im Juli wird Paul
„eine der internationalsten Ausstellungen“ eeröffnen,
in die Galerie WALLYWOOD in WEISSENSEE bringen,

„die es hier je hab..“.

Über 20 Künstler,
sogar aus dem Iran und dem Irak,
aus Kasachstan, und – und -!

In Kürze weiß feminissima mehr darüber.