Gedicht zum Nachtende des 19.6. 08 in Berlin

bis eben auf der text-live-site..
19. Juni – Gedicht zur ausklingenden Nacht & des beginnenden Tags des 19. Juni in Berlin
gestern: 3.469
heute: 500 – bis bald…mal wieder!

5 Uhr – die Nachtschicht verabschiedet sich.
Trollt sich.
Gedicht – Ein Versuch..?!…

4 Uhr 30 –

Die Seitenstraßen
der großen Stadt
gehören den Konzertanten.
Den lauthals-aus-voller-Kehle-Konzertierenden.
Deren Botschaften
keiner versteht.
Es sind die frühen Vögel.
Es klingt nicht lieblich.
Nicht in der Stadt.
Sondern laut.
Anklagend?
Wie schön,
wir können uns herausreden:
„Wir verstehen nicht!
Was wollen sie uns sagen?“
Einstimig.
Vielstimmig.
Im Chor?
Um 3 Uhr 30,
aber laut auferlegter
Zwangs-Sommerzeit
bereits schon – oh-so-früh-spät!
4 Uhr 30,
kann der Asphalt in den Nebenstraßen
der großen Stadt,
noch (auf)atmen,
ehe er erhitzt,
stumm,
gequält,
herhalten muß,
den Verkehr der Hauptstraßen,
als Schleichweg zu entlasten.
Wie demütigend.
4 Uhr 30 Sommerzeit.
3 Uhr 30 Real-Zeit:
Es ist schon hell.
Fast-hell.
Bleu-hell.
Kein Wölkchen.
Und eine Amsel
tiriliert.
Jetzt.
Es wird ein schöner Tag.
Die Schwalben schlafen noch.
Noch kein Sonnenkringel am Haus der Nachbarn.
Aber der Himmel – wolkenfrei.
Bleu-blau-halb-hell.

Noch eine halbe Stunde,
denkt der Mann,
der die Nacht im Nacht-Shop mit
Internet-Café hat
wie immer
durchhalten müssen.
Und auch schon
mehr als einmal schlichtend.
Dann habe ich Feierabend.
Morgens um fünf.
Der junge Türke im 24-Stunden-offen-Imbiß
hat längst alle Fenster geputzt,
wie jede Nacht,
wenn es ab halb vier leer wird.

Er ist 27, sieht jünger aus.
Er arbeitet für seine Frau
und die beiden Kleinen.
„Sie sollen es gut haben!“
sagt er.
Er wirkt immer so gut gelaunt.
Wie macht er das?
Die ersten Ampeln blitzen auf.
Die Straßenbahnen klingeln ausgeschlafen.
Der Zeitungskiosk-Mann schneidet die Zeitungsbündel auf
und zieht die Rolläden seines Kiosks hoch.
Im S-Bahn-Eingang Greifswalder Straße
wird der Stand mit den frischen Erdbeeren
bestückt.
Der Verkäufer des
konkurrierenden
Nacht-Gemüse-Standes blinzelt.
Noch eine halbe Stunde,
dann hat er es geschafft.
„Ne Weile war ich Wachmann,“
sagt er.
„Jetzt verkaufe ich nachts Gemüse.
Zwischen 4 und 6 Uhr wird die Zeit lang…
und dann, danach,
haben die Leute keine Zeit mehr,
weil sie zur Arbeit müssen“.

Sein Spargel sieht gut aus.
Seine Erdbeeren haben die Nacht
nicht so gut
überstanden.
Die Luft…,
sie wirkt angesäuert,
an der Greifswalder,
sie möchte in Kur, die Luft.
Oder sie wünscht sich,
dass die Nacht nie zu Ende ginge.
Weil sie bis gerade noch,
fast autofrei…regieren durfte.
Aber wenn erst der Tag beginnt!
Die Greifswalder!

Und die Luft pustet noch.
Luft.
Luft
Luft.