Kinderarmut /6/08

Im Netz gefunden. Hausarbeit, mit der Note 1.3:

Sehr gut lesbar. Sollten die Politiker lesen!!!

Statt ständig neue Studien in Auftrag zu geben. Und so zu tun, als fiele die Kinderarmut vom Himmel.

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Welche Ursachen und Folgen hat Kinderarmut?

Autor: Susanne Forster

Fachbereich: Sozialpädagogik / Sozialarbeit

Kategorie: Hausarbeit

Jahr: 2007

Note: 1,3

Archivnummer: K28666

Anmerkungen:

Politische und sozialpolitische Grundlagen Sozialer Arbeit,

Alice-Salomon-Fachhochschule

Welche Ursachen und Folgen hat Kinderarmut?

Name: Susanne Forster

Studienfach: Soziale Arbeit (BA)

Fachsemester: 02

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

2. Armutsbegriff 4

3. Strukturwandel durch Vereinigung und Globalisierung 4

4. Ursachen und Risikogruppen 6

4.1 Arbeitslosigkeit 7

4.2 Alleinerziehende 9

4.3 Zuwandererfamilien 10

5. psychosoziale Folgen 14

5.1 Bildung und Schule 14

5.2 gesundheitliche Auswirkungen 16

6. Resümee 19

7. Literaturverzeichnis 20

8. Internetquellen 21

1. Einleitung

„Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg treffen immer mehr Familien – und damit immer mehr Kinder -, unabhängig vom Alter ihrer Eltern, von ihrer sozialen Herkunft oder ihrem Ausbildungsstand. Berufliche Qualifikation und Anstellung geben in Zeiten der Globalisierung keine Garantie mehr für eine dauerhafte Absicherung durch Erwerbstätigkeit. Arm sein ist heute kein Ausnahmefall mehr.“[1]

Nach dem Kinderschutzbund leben 2,5 Millionen Kinder in Armut. Dabei ist diese Zahl stark ansteigend und hat sich seit den letzten fünf Jahren verdoppelt.[2]

Kinder sind die von Armut am gefährdetstende Bevölkerungsgruppe. Jedes 7. Kind lebt in einem Haushalt, welches als relativ arm einzustufen ist und jedes 14. Kind ist aufgrund des Erwerbsstatus der Eltern auf Sozialhilfe angewiesen. Besonders in Großstädten und in nord- und ostdeutschen Regionen ist bereits jedes 5. Kind arm.[3]

Angesichts der düsteren Zahlen und Fakten gehört die Problematik Kinderarmut ins Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. Durch diese Tendenz kam es in den letzten Jahrzehnten vermehrt zur Veröffentlichung von Studien und Berichten. Sogar die Bundesregierung befasste sich mit dem Thema, indem sie bereits den 2. Armuts- und Reichtumsbericht 2003 veröffentlichten, was die Brisanz dessen unterstreicht.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Ursachen und Folgen einer Armutsphase während der Kindheit aufzuzeigen. Einleitend erhält man zunächst einen Überblick zur Armutsdefinition. Was versteht man unter Armut? Wer ist arm? Danach erfolgt ein kurzer geschichtlicher Abriss, wo es um die Frage geht, wie es zur Kinderarmut kommen konnte, obwohl Deutschland ein so hoch industrialisiertes Land ist? Des Weiteren beschäftigt sich diese Arbeit mit der Thematik der Ursachen von Armut und den Betroffenen und den daraus resultierenden Lebensbedingungen für Familie und Kinder. Das 5. Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen dieser Lebensverhältnisse auf die kindliche Entwicklung. Der Fokus liegt dabei auf der Institution Schule und den gesundheitlichen Folgen von Armut bei Kindern. Letztendlich erfolgt im Resümee eine kurze Zusammenfassung.

2. Armutsbegriff

Armut ist eine Situation wirtschaftlichen Mangels und wird zum einen unterschieden in objektive Armut, d.h. einzelne Personen, Gruppen oder (Teile von) Bevölkerungen sind nicht in der Lage, ihr Existenzminimum aus eigener Kraft zu bestreiten und zum anderen in subjektive Armut, d.h. wenn ein Mangel an Mitteln, die der individuellen Bedürfnisbefriedigung dienen, vorliegt. Eine weitere Unterscheidung liegt in der absoluten und in der relativen Armut. Bei der absolute Armut wird die physische Existenz von Menschen unmittelbar (bspw. durch Verhungern oder Erfrieren) oder mittelbar (bspw. aufgrund mangelnder gesundheitlicher Widerstandskraft) bedroht. Die relative Armut umfasst das Unterschreiten des soziokulturellen Existenzminimums.[4]

Die Sichtweise von Armut und sozialer Ungleichheit ist abhängig von den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.[5] In Deutschland spricht man von Armut, wenn der „[…] Anteil der Personen in Haushalten, deren […] Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 % des Mittelwerts […] aller Personen beträgt“.[6]

3. Strukturwandel durch Vereinigung und Globalisierung

Seit der Wiedervereinigung befindet sich Deutschland in einem Spannungsfeld

mit der Weltmarktkonkurrenz.[7] Dieser Strukturwandel umfasst nicht nur den industriellen Kern und damit verbunden die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, sondern es beeinflusst vor allem Ökonomie und Gesellschaft, die durch den zunehmenden Wandel zur Dienstleitungs- und Wissensgesellschaft geprägt ist. Neue sich brisant entwickelnden Technologien und der dadurch verschärftere Wettbewerb unter den Unternehmen verlangt Produkt-, Prozess- und Dienstleistungsinnovationen und ebenso auch Mitarbeiter mit dementsprechenden Kenntnissen und Fertigkeiten.[8]

Das Hauptproblem liegt jedoch darin, dass der Sozialstaat Tendenzen einer US-Amerikanisierung der Sozialstruktur aufzeigt und daher auch zu einer Pauperisierung der Bevölkerung und zu einer Polarisierung der Gesellschaft in Arm und Reich führt.[9]

Globalisierung und Wiedervereinigung tragen zu beiden Teilen dazu bei, dass die zunehmende Armut mit steigendem Wohlstand und vermehrtem Reichtum einhergeht. „Noch nie gab es vergleichbar viele Haushalte ohne materielle Sorgen und so viele Kinder mit eigenem Vermögen in der Bundesrepublik wie heute“.[10] Die Kehrseite sind Kinder, die in Armut leben und deren Eltern nicht mehr dasselbe Maß an Sicherheit haben wie frühere Generationen. „Von der gezielten Aushöhlung des „Normalarbeitsverhältnisses“ […][und der] ständig steigende Mobilitäts- und Flexibilisierungserwartungen der globalisierten Wirtschaft […] verschlechtern sich die Lebensbedingungen der heute Erwerbstätigen wie auch ihres Nachwuchses“.[11]

Besonders durch den Niedriglohnsektor nimmt die Zahl der erwerbstätigen Lohnarbeiter, deren Einkommen nicht oder nur knapp über der relativen Armutsgrenze liegen, zu. Dabei werden die Langzeitarbeitslosen wegen niedriger oder fehlender Lohnersatzleistungen auf das Existenzminimum zurück geworfen und die erwerbstätigen Armen nehmen eine Arbeit auf, deren Lohn für ein Leben im gesicherten Wohlstand nicht ausreicht.[12]

Da das Armutsrisiko bis in die Mittelschicht reicht, was sich in der Überschuldung von Existenzgründer und Selbstständigen ausdrückt, haben viele Menschen Existenzängste und müssen ständig fürchten in die Armutsgrenze zu kommen.[13]

Diese Dualisierung der Armut zeigt sich in zwei Varianten. Zum einen im Ausschluss von allgemein anerkannten Lebensstandards(Deprivationsarmut) und zum anderen durch weniger dramatische Ereignisse im Lebensverlauf (Dispositionsarmut,), wie etwa Krankheit, der Verlust des (Ehe-)Partners oder eines Arbeitsplatzes, aber auch die Geburt von Kindern können zur zeitweiligen Unterversorgung führen und damit auch zum sozialen Abstieg.[14]

Kinder und Jugendliche sind ebenso von dieser Spaltung betroffen. Sie leiden nicht nur unter Einschränkungen, denen sie durch ihre Familien ausgesetzt werden, sondern auch unter der zunehmenden Polarisierung einer Gesellschaft, die noch für lange Zeit ihren Lebens- und Gestaltungsraum darstellt.

„Kinderarmut ist die aktuell verbreitetste und brisanteste Armutsform in der Bundesrepublik […]“.[15] Es handelt sich dabei um ein gesellschaftspolitisches Grundsatzproblem, dass mit vielen anderen Faktoren, wie der Zunahme diskontinuierlicher Erwerbsverläufe, der Kürzungen im Sozialbereich, Scheidungen und unzureichend gesicherten Frauen, in Verbindung steht.[16]

Daher ist die „neue Armut“ dadurch gekennzeichnet, dass sie arbeitsfähig, arbeitslos und eher die junge Generation betrifft, im Gegensatz zur „alten Armut“, welche durch Arbeitsunfähigkeit, Krankheit und einem hohen Altersdurchschnitt geprägt war.[17]

4. Ursachen und Risikogruppen

Armut ist nicht mehr nur ein Phänomen von Randgruppen und geht bis in die Mittelschicht hinein. Die Ursachen liegen nicht an mangelnder Bildung, fehlender beruflicher Qualifikation oder schuldhaftes Versagen, sondern wie bereits oben erwähnt, sind es strukturelle oder systembedingte Ursachen, die durch persönliche Momente verstärkt oder auch abgemildert werden können.[18]

Verarmungsursachen können u.a. „[…] Massenarbeitslosigkeit, private oder öffentliche Verschuldung, Fehlentwicklungen des Wohnungsmarktes, Prozesse des Sozialabbaus und der steuerlichen Umverteilung von unten nach oben, fehlende Gegensteuerung gegen sozialen Abstieg, ungenügender Familienlastenausgleich[…]“ sein.[19] Die Betroffenen leiden meist unter diesen Aspekten und werden somit zu potenziellen Opfern der Armut. Überproportional vertreten sind vor allem Arbeitslose und kinderreiche Familien, sowie Alleinerziehende und Migranten, welche im Folgenden näher erläutert werden bezüglich des situativen Kontexts der Kinder.

4.1 Arbeitslosigkeit

Eine zentrale Ursache für das Hineinkommen in eine Armutslage ist der Verlust des Arbeitsplatzes. Kinder unterliegen dem Armutsrisiko aufgrund der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern und sind zudem selbst Risiko, da sie kein oder ein zu geringes Erwerbseinkommen erzielen.[20] Vor allem der Anteil von Arbeitslosen in Haushalten mit Kindern hat in den vergangen Jahren beträchtlich zu genommen. Durch die Abhängigkeit von staatlichen Sozialleistungen entsteht die Gefahr von ökonomischer Deprivatation, aber auch psychosoziale Belastungen der Familien haben Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse der betroffenen Kinder. Mögliche Auswirkungen für Eltern sind Überforderung, Verunsicherung und Vernachlässigung.[21]

Besonders in sozialen Brennpunkten ist das Phänomen der Vernachlässigung bekannt. 90 % dieser Fälle waren Familien, die in Armut lebten. Es handelt sich dabei um eine andere Form von Kinderarmut, welche in fast allen Schichten wieder zu finden ist.[22]

Diese Kinder zeigen Verhaltensauffälligkeiten, ziehen sich aus sozialen Kontakten zurück und Verleugnen ihre Problemlage bei Kontakten mit Anderen.[23] Nicht nur die Verschlechterung der materiellen Lebensweise führt zu einer Beeinträchtigung der kindlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen, vor allem ältere Kinder werden aufgrund des geringen Haushaltseinkommen stigmatisiert und von Altergenossen deswegen ausgegrenzt.[24]

Arbeitslosigkeit kann ebenso negative Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten und den Gesundheitszustand der Kinder haben, weil sich diese Familien keine angemessene Ernährung mehr leisten können. Daher sind Fehl- und Unterernährung, Erkrankungen und Dauerinfektionen der Kinder keine Seltenheit.[25]

Besonders Langzeitarbeitslosigkeit der Eltern beeinträchtigt Kinder am nachhaltigsten. Längerfristig Arbeitslose haben überdurchschnittlich viele Kinder. „30 % der Männer haben drei oder mehr Kinder, 13,4 % der Frauen ebenfalls“. Diese Kinder leben die Ängste und Depressionen ihrer Eltern aus, da sie sich über diese definieren. Dabei entwickeln sie selbst Schuldgefühle und entweichen in Gewalt, Drogen und Kriminalität.[26]

Erscheinungsbilder des Mitbetroffenseins der Arbeitslosigkeit der Eltern sind demzufolge Entmutigung, Resignation, Angst vor der Zukunft, erfahrene oder befürchtete Isolation und der Anstieg von psychosomatischen Erkrankungen. Des Weiteren sind auch Tendenzen zum abweichenden Verhalten, Rückgang der Schulleistungen und eine Verschlechterung der Eltern-Kind-Beziehung sichtbar.[27]

Durch Arbeitslosigkeit erhöhen sich auch die familiären Konflikte. Veränderungen der Rollenverteilung, der Verlust des väterlichen Selbstwertgefühls, die Veränderung der Eltern-Kind-Beziehung und Kindesmisshandlung im Zusammenhang mit dem Statusverlust der Eltern sind einige Beispiele, die auf ein Kind einwirken, wenn es durch Arbeitslosigkeit der Eltern betroffen ist.[28]

Aber auch Veränderungen in den Interaktionsformen und in den Beziehungsstrukturen treten auf. „Die Stärke dieser Veränderung [ist dabei] […] abhängig von der Dauer der Arbeitslosigkeit, dem Ausmaß der finanziellen Belastung, vom Bildungsniveau der Familie und von den Beziehungsqualitäten, Persönlichkeitsmerkmalen, den Einstellungen und dem Interaktionsverhalten der einzelnen Familienmitglieder vor Eintritt der Arbeitslosigkeit“.[29]

Die ungewohnte häusliche Anwesendheit des Vaters kann ebenso zu einer Erhöhung der familiären Konflikte führen. Daher ist eine Neubestimmung der Rollenverteilung und der väterlichen Funktion in der Familie notwenig. Durch die Erwerbstätigkeit der Frau entsteht zwar eine bessere materielle Versorgung, jedoch verschärft sich die Situation durch die elterliche Umkehrung der Rollen. Durch einen zunehmenden Einfluss der Mutter auf das Familiengeschehen kann die väterliche Autorität beeinträchtigt werden und somit sein Selbstwertgefühl verringern. Folgen sind vermehrte elterliche Konflikte, Trennungen und Scheidungen. Jedoch muss man dies in Abhängigkeit von der Qualität der Familienbeziehung vor Eintritt der Arbeitslosigkeit sehen. Die Häufung der Streitigkeiten sind dabei mit der Dauer und dem Ausmaß der finanziellen Belastungen in Bezug zu setzten.[30]

Diese Spannungen in der elterlichen Beziehung lassen sich auch auf die Eltern-Kind-Beziehung übertragen. Besonders ein arbeitsloser Vater stellt ein großes Konfliktpotenzial dar. Aufgrund des Stellungs- und Autoritätsverlustes des Vaters ist sein Erziehungsverhalten restriktiv und willkürlich. Es entsteht ein reglementäres Handeln und ein verstärktes Kontrollverhalten gegenüber den Kindern.[31]

In gravierenden Fällen können dieser sozioökonomische Stress und eine mangelnde Verfügbarkeit von Maßnahmen der Unterstützung dazu führen, dass es zu Kindesmisshandlungen kommt. Meist geschieht dies in Kombination mit gewalttätigen Handlungen gegen die Kinder. Dabei wollen sich die Väter durch Gewaltanwendungen ihre Autorität zurückerobern. Ebenso sinkt durch die Arbeitslosigkeit die Frustrationstoleranzgrenze der Eltern, so dass Konflikte mit Gewalt gelöst werden. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko bei unerfahrenen Vätern, da sie sich leicht überfordert fühlen und somit auch zu Gewalt neigen.[32]

4.2 Alleinerziehende

Die Lage von Alleinerziehenden ist am problematischsten, da sie das höchste Armutsrisiko, die geringste Chance die Armut zu überwinden und das größte Wiederholungsrisiko nach einer bereits überwunden Armutsphase haben.[33]

Besonders unverheiratete und allein erziehende Frauen haben ein erhöhtes Risiko, da sie erst gar keinen Anspruch auf Zahlung von Unterhalt für sich selbst besitzen. Lediglich der Anspruch auf Unterhaltszahlungen für das Kind kann geltend gemacht werden. Geschiedene Alleinerziehende haben auch nur solange einen Anspruch bis eine Erwerbstätigkeit für sie wieder zumutbar ist.[34]

Mit einer Trennung oder Scheidung sind erhebliche Veränderungen verbunden. „Lebensalltag, Lebensstandard, die Eltern-Kind-Beziehung, das Selbstverständnis der Eltern, das Freizeitverhalten, soziale Kontakte und zeitliche Ressourcen verändern sich in dieser Phase drastisch“.[35] 95 % der geschiedenen Mütter betreuen ein minderjähriges Kind in ihrem Haushalt. Ein Viertel dieser Frauen erhalten Kindesunterhalt. Dabei unternimmt die Hälfte der Kindesunterhaltsberechtigten und drei Viertel der Trennungsberechtigten keine rechtlichen Schritte, bei unvollständiger oder unregelmäßiger Zahlung des ehemaligen Partners. Jede zehnte Person rutscht somit in die Einkommensarmut.[36]

Eine Wiederaufnahme oder die Ausdehnung der Erwerbstätigkeit, sowie das Eingehen einer neuen Partnerschaft kann aus der prekären wirtschaftlichen Situation herausführen. Doch meistens ist der Bezug von Sozialhilfe notwenig, um diesen kritischen Lebensübergang zu bewältigten. Die Dauer des Bezugs beträgt durchschnittlich zwei Jahre, ist jedoch auch abhängig von der Kinderanzahl und des Bildungsniveaus. [37]

2003 gab es 1,5 Millionen Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern. Davon lebte jedes 8. Kind in Westdeutschland und jedes 5. Kind in Ostdeutschland in Armut.[38] Weitere Ursachen für den Bezug von Sozialhilfe sind die Notwendigkeit der Kinderbetreuung und die daraus resultierende eingeschränkte oder nicht mögliche Erwerbstätigkeit. Alleinerziehende sind die stärkste Gruppe der Haushaltstypen, welche Kinder unter 7 Jahre betreuen.[39]

Fast zwei Drittel im ostdeutschen Sozialhilfebezug sind Frauen, da sie im Zuge der Wiedervereinigung ihren Arbeitsplatz verloren haben. Hinzu kommt, dass sich die Kinderbetreuungsmöglichkeiten verändert haben gegenüber der Situation in der DDR und ebenso viele berufliche Qualifikationen entwertet wurden.[40]

4.3 Zuwandererfamilien

Kinder von Zuwandererfamilien leben unter noch prekäreren Rahmenbedingungen als deutsche Kinder. Materielle Armut und unzureichende Wohnbedingungen haben gravierende Folgen auf die weitere Entwicklung eines Kindes. Dies sind nicht nur Beschränkungen im Erfahrungs-, Bewegungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, sondern diese Armut beinhaltet Risiken für die Gesundheit, die Sozialentwicklung und des Selbstbildes.[41]

Ungefähr ein Viertel aller ausländischen Haushalte leben in Armut und sind demnach ein fester Bestandteil der Armutsbevölkerung. Bereits 1993 empfing jedes 18. deutsche und jedes 6. ausländische Kind unter sieben Jahren Sozialhilfe. Aber auch Arbeitsmigrantenfamilien gehören zur Armutsrisikogruppe, was sich auf die erhöhte Kinderanzahl bei niedrigen Erwerbseinkommen zurückführen lässt. Dies hat sozialstrukturelle Ursachen, da viele Ausländer seltener im qualifizierten Dienstleistungssektor tätig sind. Oft sind sie gering verdienende ungelernte Arbeitskräfte.[42]

Armut in Zuwandererfamilien ist durch drei Besonderheiten gekennzeichnet: „Ausländer sind im Vergleich zu Deutschen wesentlich häufiger von Armut betroffen; die Armutsphasen sind wesentlich länger; persistente Armut ist bei Ausländern häufiger anzutreffen“.[43]

Die oben genannten Zahlen enthalten jedoch nicht den Anteil der Familien, die in verdeckter Armut leben, also jene die ihren Sozialhilfeanspruch nicht geltend machen. Gründe, warum ausländische Familien keine Sozialhilfe beantragen sind ähnlich, wie die der Deutschen. Allerdings verstärken die fehlende Vertrautheit mit der deutschen Rechtskultur und Sprachbarrieren, die Beantragung. Weiterhin muss berücksichtigt werden, dass Zuwanderer zum Zweck der Arbeitsaufnahme nach Deutschland gekommen sind und unter diesem Erfolgsdruck, nicht nur Enttäuschung, sondern auch Schuldgefühle und Scham hervorgerufen werden, wenn Sozialhilfe beantragt wird, da diese Familien meist Ansprüche und Verpflichtungen gegenüber Verwandten in der Heimat nicht mehr erfüllen können. Ein weiterer Grund ist Angst vor der Ausweisung, denn durch eine dauerhafte Abhängigkeit von Sozialhilfe werden Ausländer wieder abgeschoben.[44]

Bei staatlich verursachter Armut von Kindern aus Flüchtlingsfamilien gelten die Grundregelungen der Sozialhilfe nicht mehr. Das Existenzminimum liegt daher deutlich unter dem Nettoäuquivalenzeinkommens und bezieht sich überwiegend auf Sachleistungen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Menschen über keine Arbeitserlaubnis verfügen und damit abhängig von staatlicher Unterstützung sind. Ebenso wird die Gesundheitsversorgung gravierend eingeschränkt und reduziert. Somit dürfen nur noch akute Krankheitsfälle behandelt werden und die Verwendung von medizinischen Hilfsmitteln ist nur im Ausnahmefall gestattet. Ziel dieser Maßnahme ist die Abschreckung der Inanspruchnahme des Asylrechts.[45]

Im Gegensatz zu Haushalten mit deutschem Hintergrund gibt es einige wesentliche Unterschiede, was die Wohnungs- und raumbezogenen Lebensbedingungen betrifft. Die Wohngröße ist geringer und die Ausstattung schlechter. Oft leben die Familien in sozialen Brennpunkten und es bilden sich ethnische Ghettos. „Haushalte mit Kindern wohnen schlechter als Haushalte ohne Kinder“ diese Aussage bezieht vor allem auf die Wohnfläche und Ausstattung der Wohnung, denn je mehr Kinder in einem Haushalt leben, desto ungünstiger wird die Wohnsituation. Rund 80 % ausländischer Familien leben daher in beengten Wohnverhältnissen, weil sie meist mehr als zwei Kinder haben. Grund für diese prekäre Lage ist die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Jeder dritte befragte Ausländer berichtet von Problemen bei der Wohnungssuche. Zum Teil gibt es einfach zu wenige Wohnungen mit einer entsprechenden Wohngröße, meist sind diese dann zu teuer, aber oft ist die Ablehnung des Vermieters aufgrund des Ausländerstatus ein Grund für eine geringere Chance eine Wohnung zu bekommen. Vor den gleichen Schwierigkeiten stehen auch die Asylsuchenden, denn nach der Gemeinschaftsunterkunft müssen sie ebenso eine Wohnung finden, werden aber häufig durch Vorurteile, ihren anderen Lebensgewohnheiten, der größeren Kinderanzahl abgelehnt bzw. müssen dann eine schlechtere Wohnung beziehen, in einem für Kinder ungeeignetem Umfeld.[46]

Durch die dadurch entstehenden Ballungsgebiete findet eine sozialräumliche Segregation statt. Migrationsfamilien leben in einem Wohnviertel mit einem hohen Anteil von Armutslagen und einem überdurchschnittlichen Anteil von Sozialwohnungen. Das Leben in einem solchen sozialen Brennpunkt führt zu besonderen Lebensbedingungen und hat Konsequenzen für die kindliche Entwicklung. Stigmatisierung und Diskreditierung aufgrund der Wohnadresse sind Handlungsfolgen für die Weiterentwicklung der sozialen Segregation.[47]

Charakteristisch für diese Gegenden sind „reduzierte Einkaufsmöglichkeiten, minimale Gemeinschafts- und Freizeiteinrichtungen, das Fehlen einer attraktiven Infrastruktur und […] den hohen Anteil von Problemfamilien, Langzeitarbeitslosen, Sozialhilfeempfänger(inne)n, […] Ausländer(inne)n und Aussiedler(inne)n […]“.[48] Für die dort lebenden Kinder bedeutet das, dass sie einen komplizierten Zugang zu kinderspezifischen Handlungsfeldern haben. Zuwandererfamilien erreichten sozusagen ein zweites Getto für ihre Kinder, in denen sie jedoch den Kontakt zu deutschen Kinder weitestgehend unterbinden, da sie deren Verhalten nicht akzeptieren und die Lebensformen deutscher Familien ablehnen. Wie viele Kinder in solchen Gettos leben ist allerdings nicht bekannt. Diese Gettobildung hat aber auch positive Seiten, da die Kinder dadurch die Traditionen ihrer Eltern ernst nehmen, herkunftsbezogene Bildung erfahren, es bietet ein soziales Auffangnetz und stellt eine Verbindung zu Gleichaltrigen her. Weiterhin bietet es Schutz vor Diskriminierung und ermöglicht den Kindern die Entfaltung kultureller Eigenständigkeit. Aber durch diese Isolierung fehlt der Zugang zu Normen, Werten und Gewohnheiten der Mehrheitsgesellschaft. Im Getto lebende Kinder lernen nicht hinreichend die deutsche Sprache und gängige Umgangsformen. Sie haben keine Auseinandersetzungen mit pluralen Lebensformen. Diese werden nur noch über Bildungsinstitutionen hergestellt. Daraus resultieren eingeschränkte Schulbildung und schlechtere Berufschancen.[49]

Ebenso prekär ist die Situation von Aussiedlerfamilien und Flüchtlingen. Aussiedler werden in Übergangswohnheimen untergebracht, wo sie in einem Zimmer mit der gesamten Familie leben müssen. Die Bedürfnisse des Einzelnen haben dabei wenig Raum und Kinder bekommen familiäre und durch das Heim bedingte Konflikte mit. Oft zieht sich diese Lebensform bis zu mehren Jahren hin. Bei Asylsuchenden sieht die Situation ähnlich aus. Sie werden in Gemeinschaftsunterkünfte gesteckt und leben dort mit anderen Menschen verschiedener Nationalität zusammen. Dabei verschlimmern unzureichende Sanitär- und Kochgelegenheiten, Konkurrenz um Raum und Ressourcen, Aggressionen unter den Heimbewohnern, das Fehlen von Privatsphäre die Lage ungemein und belasten das Aufwachsen von Kindern. Die Bedingungen für Kinder sind dabei katastrophal. Es fehlt an Bewegungsmöglichkeiten, an Spielräumen und an Spielplätze im Freien. An Betreuungsangebote ist da kaum zu denken. Untersuchungen über Auswirkungen auf solche Lebensbedingungen gibt es bisher keine.[50]

5. Psychosoziale Folgen

Das kindliche Erleben dieser Armutsphasen bleibt jedoch von verschiedenen Faktoren bestimmt. Das Ausmaß von Armut und die damit verbunden Auswirkungen sind abhängig von der zeitlichen Dauer der Armutslage, der Entwicklungsstufe des Kindes, sowie der gesellschaftlichen Vermittlung und Mediatisierung von Armut und anderen Problemlagen der Eltern.[51]

Als soziale Folge von Armut lässt sich bei deprivierten Kindern feststellen, dass sie ein geringeres Selbstwertgefühl haben, unter Depressivität und Einsamkeit leiden, empfindlicher, misstrauischer und weniger gesellig sind als Kinder von Eltern mit einem höheren sozialen Status. Außerdem sind sie weniger in Lage, Stress zu bewältigen, dabei führen Nervosität, Ermüdbarkeit und Konzentrationsschwächen zu einem Absingen der Schulleistungen. Diese Kinder erwarten nichts von ihrer Zukunft und neigen zur Resignation gegenüber beruflichen Möglichkeiten. Obendrein kann dies zur sozialen Vererbung von Armut führen.[52]

5.1 Bildung und Schule

Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg hat PISA bereits 2003 erneut unterstrichen. Jedes 3. arme Kind wiederholte eine Klassenstufe während der Grundschulzeit, was auf große Defizite im Arbeitsverhalten und beim Sprechen zurückzuführen ist. [53]

Die soziale Herkunft hat Auswirkungen auf die Bildungskompetenzen des Kindes. Diese soziale Ungleichheit kann das deutsche Schulsystem nicht ausgleichen. Herkunft und Schichtzugehörigkeit stehen eng in Verbindung und werden durch gesellschaftliche Merkmale bestimmt und durch materielle, kulturelle, sowie soziale Ressourcen. Die Kompetenzen der Eltern, die gesellschaftliche Partizipation und der Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen sind ebenso wichtige Merkmale im Zusammenhang von Herkunft und Schicht.[54]

36 % der armen Kinder sind multiple depriviert. Bereits 6-jährige stehen unter ständiger Belastung von Armut. Diese Kinder zeigen häufiger Defizite im Sprach-, Spiel- und Arbeitsverhalten, weil sie den Belastungssituationen der Familie ausgesetzt sind. Sie erfahren wenige unzureichende Förderung durch öffentliche Institutionen. Zum Beispiel besuchen sie meist verspätet den Kindergarten und erhalten auch zusätzliche Förderung, wie Ergotherapie, Logopädie nicht. Diese Kinder leben in meinem angespannten Familienklima. Da die Eltern versuchen das Einkommen zu sichern, sind sie wenig in de Lage Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsausgaben zu erfüllen. Kinder, die bereits im Kindergarten als multiple depriviert eingestuft wurden, erfahren auch in der Schule weiterhin Benachteiligung.[55]

Die hohen Belastungen der Eltern wirken sich auch negativ auf den Umgang mit den Kindern aus. Wird die Belastung zu groß droht Vernachlässigung, was bedeutet, dass die Kinder weniger Aufmerksamkeit bekommen, keine Anregungen oder schulische Unterstützung. Im Gegensatz zu diesem Verhalten wünschen sich die Eltern eine bessere Zukunft für ihre Kinder als sie selbst haben. Doch bei dieser Umsetzung sind die Kinder auf sich allein gestellt.[56]

Weiterhin werden die meisten armen Kinder auch verspätet eingeschult und schaffen die Anpassung an den Schulalltag nicht. Die soziale Integration und die Bildung sozialer Kompetenzen werden durch die Schule nicht ausgeglichen, sondern eher verschärft. Bei normalen kindlichen Aktivitäten können arme Kinder nicht mithalten und haben daher auch nur wenige Freunde in der Schule. Viele arme Kinder gehen zwar in den Hort, haben dort aber ebenso wenig Freunde. Ausgrenzung und eine nicht gelingende Integration unterstützen die soziale Selektion und Exklusion. [57]

Elisabeth Schlemmer hat in ihrer Studie über den Schulerfolg und das Sozialverhalten von armen Kindern einige weitere Ergebnisse empirisch belegt. So konnte festgestellt werden, dass Schulkinder von deutschstämmigen Eltern besser abschneiden als ausländische Kinder bezüglich ihres Sozialverhaltens. Die Erwerbssituation der Eltern hat einen ebenso wichtigen Einfluss auf den Schulerfolg. Dabei haben die Erwerbstätigkeit beider Eltern und die von Alleinerziehenden nur einen minimalen negativen Einfluss auf den Schulerfolg, während alternative Familienmodelle (einer arbeitet, der andere Partner ist in Ausbildung, Weiterbildung) einen geringeren positiven Effekt aufweisen. Dagegen ist die Arbeitslosigkeit des Vaters ein signifikantes Merkmal und beeinträchtigt den Schulerfolg sehr negativ, da damit sozialer Abstieg und ökonomische Restriktion verbunden sind. Alleinerziehende sind zwar die ökonomisch schwächste Gruppe, jedoch entsteht durch ihr hohes Bildungsniveau ein push-Effekt für den Schulerfolg.[58]

Fazit ist, dass Einkommen und Bildung den Schulerfolg des Kindes maßgeblich mitbestimmen. Ebenso sind Familienform und Erwerbstätigkeit, unter dem Asket der sozialstrukturellen Faktoren Bildung und Einkommen, Merkmale, die als zusätzliche Selektionsfaktoren hinzukommen und den Schulerfolg heben bzw. senken.[59]

Fakt ist, dass fast 10 % des Bundesdurchschnitts eines Abschlussjahrgangs keinen Hauptschul- bzw. beruflichen Bildungsabschluss haben.[60] In 20 Jahren sind die 2,5 Millionen armen Kinder arme Erwachsene, haben viele Kinder und vererben ihre Armut weiter, da „der soziale Status der Eltern den Bildungserfolg, das Einkommen und die Berufsaussichten“ diktieren.[61]

5.2 gesundheitliche Auswirkungen

Obwohl sich die hygienischen Zustände und die Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland erheblich verbessert haben, werden nicht alle Vorteile von allen Mitmenschen genutzt. Im Gegenteil, durch die Wohlstandslebensweise und den Reichtum, werden Kinder nicht nur körperlich sondern auch seelisch krank. Das zeigt sich besonders durch die Diagnosen der Ärzte, denn Allergien, chronische Erkrankungen, unspezifische Symptome und Verhaltensstörungen nehmen drastisch zu.[62]

Aber nicht nur der Wohlstand macht krank, sondern auch die veränderten Lebensstile und Lebensbedingungen haben gesundheitliche Auswirkungen. Gerade die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder wird durch die ständige Reizüberflutung, das Auflösen der sozialen Bindungen, steigende Scheidungsraten, sowie das Lebenstempo negativ beeinflusst. Ein Drittel der Kinder leiden unter Kopfschmerzen, Nervosität, Unruhe, Rückenschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlaflosigkeit.[63]

„In der Armutsgruppe geben Jungen 2,4 mal und Mädchen 1,7 mal häufiger an, sich öfter in der Woche schlecht zu fühlen, im Vergleich zu den Gleichaltrigen aus ökonomisch besser gestellten Familien“.[64] Demnach weisen Kinder verstärkt gesundheitliche Beschwerden und Beeinträchtigungen auf. Auffallende Verhaltensweisen treten besonders dann häufig aus, wenn die Eltern nur wenig Zeit haben. Die Kinder interpretieren dieses Verhalten der Eltern als Desinteresse. Das führt dazu, dass die Kinder abweichendes Verhalten zeigen, da sie gelernt haben, dass Krankheit, seelischer Schmerz und soziale Aufmerksamkeit mit verstärkter Zuwendung belohnt wird.[65]

Als gesundheitliche Auswirkungen der Armut im Kindesalter wurden vor allem Entwicklungsverzögerungen und Gesundheitsstörungen, sowie Unfallverletzungen und zahnmedizinische Probleme festgestellt.[66]

Ergebnisse einer brandenburgischen Einschulungsuntersuchung belegen, dass sozial benachteiligte Kinder vermehrt an Seh- und Sprachstörungen, körperliche und intellektuelle Entwicklungsrückstände, Adipositas und kinderpsychiatrische Störungen leiden. Hierbei wird deutlich, dass der Sozialstatus einen Einfluss auf die Teilnahme am Krankheitsfrüherkennungsprogramm der gesetzlichen Krankenkasse hat, da die Teilnahme an den U- Untersuchungen mit den höheren Sozialstatus ansteigt.[67]

Umweltbelastungen und Unfallgefahren in sozial schwächeren Wohngebieten sind durch ein stärkeres Verkehrsaufkommen, ein höherer Lärm- und Luftbelastung, weniger Grün und Spielmöglichkeiten gekennzeichnet. Weiterhin lässt sich feststellen, dass sozial schwache Familien häufig an Hauptstraße wohnen mit einem stärkeren Verkehrslärm. Hinzukommt, dass in solchen Familien auch die Luftschadstoffe weit aus höher sind, was u.a. auf das Heizen mit Kohle oder Holz, sowie auf den höheren Tabakkonsum zurückzuführen ist. Unfälle und die daraus entstandenen Verletzungen, dazu zählen Unfälle in der Schule, zu Hause, in der Freizeit und im Verkehr, führen häufig zu einem Krankhausaufenthalt und sind die bedeutendste Todesursache. Kinder von un- und angelernten Arbeitskräften sind häufiger im Krankenhaus wegen eines Unfalls als Kinder mit Eltern die einen höheren Berufstatus haben. Vor allem bei Verkehrsunfällen und Verbrennung sind Kinder von sozial schwachen Familien fast doppelt so hoch belastet.[68]

Bei der Mund- und Zahngesundheit zeigen besonders Kinder und Jugendliche die höchste Kariesprävalenz, wenn sie von einer Sonderschule kommen. Ebenso werden Zahnfleischentzündungen und andere Paradontalerkrankungen bei Kindern mit einem niedrigen Bildungsniveau diagnostiziert.[69]

Die Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten sind evident. In Armut aufwachsende Kinder leben gesundheitsriskanter. Sie vernachlässigen ihre Zahnhygiene, sitzen lieber vor dem Fernseher als Sport zu treiben und ihre Ernährung umfasst weniger Obst, Gemüse und Salat. Hinzukommt, dass sie meist das Haus verlassen ohne ein Frühstück zu sich zu nehmen. Inwieweit sich nun Armut tatsächlich im Einzelfall auf die gesundheitliche Entwicklung auswirkt, ist abhängig von den sozialökologischen Rahmenbedingungen und den Ressourcen des Heranwachsenden, sowie der gesundheitlichen Vorsorge, die von den sozialen Kompetenzen der Eltern abhängt.[70]

6. Resümee

Die Armut in Deutschland ist sicherlich nicht zu vergleichen mit der in ärmeren Ländern. Tatsächlich ist Deutschland eines der reichsten Nationen der Welt und nichtsdestotrotz gibt es hier inzwischen 2,5 Millionen Kinder, die in Armut leben. Angesichts dieser prekären Entwicklung ist diese Zahl als äußerst bedenklich einzustufen, da Kinder das Fundament unserer Gesellschaft sind.

Es gibt viele mögliche Gründe, in Armut zu geraten. Meist hängt dies aber mit dem Verlust der Erwerbstätigkeit und dem daraus resultierendem Bezug von Sozialhilfe zusammen. Kinder gehen ganz unterschiedlich mit diesen Erfahrungen um und entwickeln eigene Bewältigungsstrategien, die teilweise fatale Konsequenzen nach sich ziehen. Damit ist nicht nur die materielle Armut gemeint, sondern vor allem die psychosozialen Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes. Aggressivität, Verhaltensauffälligkeiten, Kriminalität und ein geringes Selbstvertrauen sind nur einige Folgen der Armut. Somit liegt es an Gesellschaft und Politik, eine Veränderung zu bewirken. Nur durch einen direkten Wandel in unserem Denken kann Armut bekämpft werden. Hinsichtlich der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft und der wachsenden Kinderarmut, die weiter vererbt wird, stehen unserem Land zukünftig nahe zu unlösbare Probleme bevor. Obwohl die materielle Unterstützung Bedürftiger erkannt wurde, sind Hilfen zu wenig durchdacht und mit Bürokratie und Vorurteilen in unserer Gesellschaft gespickt. Es sollte sich jeder seiner Verantwortung gegenüber der jungen Generation bewusst sein und sein Handeln danach ausrichten. Trotz das Kinderarmut nun ein stückweit mehr an Brisanz gewonnen und Aufmerksamkeit erregt hat, ist noch keine wirkliche Veränderung eingetreten und es sind keine gerechten Lösungsstrategien entwickelt worden. Jedoch sollte sich die Politik eines bewusst machen: Die Kinderarmut von heute ist die Armut der Gesellschaft von morgen.[71]

7. Literaturverzeichnis

Boos-Nünning, Ursula: Armut von Kindern aus Zuwandererfamilien, in: Butterwegge, Christpoh (Hrsg.): Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen. Frankfurt/Main 2000, S.150- 173

Butterwegge, Christoph; Klundt, Michael; Zeng Matthias: Kinderarmut in Ost- und Westdeutschland, Wiesbaden 2005

Chassè, Karl August: Kindheit und Armut im Spiegel der Forschung, in: Iben, Gerd (Hrsg.): Kindheit und Armut. Analysen und Projekte, Münster 1998, S. 26-37

Iben, Gerd: Einleitung – Kindheit und Armut, in: Iben, Gerd (Hrsg.): Kindheit und Armut. Analysen und Projekte, Münster 1998, S. 8-25

Kieselbach, Thomas; Lödige-Röhrs, Lena; Lünser, Astrid: Familien in der Arbeitslosigkeit. in: Iben, Gerd (Hrsg.): Kindheit und Armut. Analysen und Projekte, Münster 1998, S. 38-56

Neubauer, Georg: Armut macht krank – Reichtum erhält gesund? , in: Mansel, Jürgen; Neubauer, Georg (Hrsg.): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern. Opladen 1998, S. 190-199

Rudeck, Reinhard: Editorial, in: Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. (Hrsg): Kinderarmut in Deutschland, München 1999

Schlemmer, Elisabeth: Risikolagen von Familien und ihre Auswirkungen auf Schulkinder, in: Mansel, Jürgen; Neubauer, Georg (Hrsg.): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern. Opladen 1998, S. 129-146

Schönig, Werner: Langzeitarbeitslosigkeit und Kinderarmut, in: Butterwegge, Christpoh (Hrsg.): Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen. Frankfurt/Main 2000, S. 197-219

8. Internetquellen

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[1] Rudeck, Reinhard: Editorial, in: Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. (Hrsg): Kinderarmut in Deutschland, München 1999, S. 3

[2] Vgl. o.V.: Alarm: Kinderarmut in Deutschland, in: http://www.freenet.de/freenet/finanzen/aktuell

/kinderarmut/index.html, 2006, download v. 07.08.2007

[3] Vgl. Holz, Gerda: Kinderarmut verschärft Bildungsmisere, in: http://www.bpb.de/publikationen/

5FTSAU,0,0,Kinderarmut_versch%E4rft_Bildungsmisere.html, download v. 07.08.2007

[4] Vgl. http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=T3323T:

Bundeszentrale für politische Bildung- Wissen- Lexika- Armut- Armut (Politiklexikon), download v. 07.08.2007

[5] Vgl. Iben, Gerd: Einleitung – Kindheit und Armut, in: Iben, Gerd (Hrsg.): Kindheit und Armut. Analysen und Projekte, Münster 1998, S. 9

[6] Lebenslagen in Deutschland: Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, in:

http://www.bmas.bund.de/BMAS/Redaktion/Pdf/Lebenslagen-in-Deutschland-

De-821,property=pdf,bereich=bmas,sprache=de,rwb=true.pdf, 2003, download v. 07.08.2007

S. XV

[7] Vgl. Butterwegge, Christoph, Klundt, Michael; Zeng Matthias: Kinderarmut in Ost- und Westdeutschland, Wiesbaden 2005, S. 11

[8] Vgl. Lebenslagen in Deutschland, S. XVII

[9] Vgl. Butterwegge, Christoph; Klundt, Michael; Zeng Matthias: a.a.O., S. 11 f

[10] Butterwegge, Christoph; Klundt, Michael; Zeng Matthias: a.a.O., S. 57

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. Butterwegge, Christoph; Klundt, Michael: Kinderarmut und Generationsgerechtigkeit,

http://www.familienhandbuch.de/cms/Kindheitsforschung-Kinderarmut.pdf, download v. 07.08.2007, S. 5

[13] Vgl. ebd., S.5 f

[14] Vgl. ebd., S.6

[15] Butterwegge, Christoph; Klundt, Michael: a.a.O., S. 6

[16] Vgl. Butterwegge, Christoph; Klundt, Michael: a.a.O., S. 6

[17] Vgl. Butterwegge, Christoph, Klundt, Michael; Zeng Matthias: a.a.O., S. 11

[18] Vgl. Iben, Gerd: a.a.O., S. 13

[19] Vgl. ebd.

[20] Vgl. Schönig, Werner: Langzeitarbeitslosigkeit und Kinderarmut, in: Butterwegge, Christpoh (Hrsg.): Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen. Frankfurt/Main 2000, S. 209

[21] Vgl. Chassè, Karl August: Kindheit und Armut im Spiegel der Forschung, in: Iben, Gerd (Hrsg.): Kindheit und Armut. Analysen und Projekte, Münster 1998, S. 28

[22] Vgl. Iben,Gerd: a.a.O., S. 21

[23] Vgl. Chassè, Karl August: a.a.O., S. 28 f

[24] Vgl. Kieselbach, Thomas; Lödige-Röhrs, Lena; Lünser, Astrid: Familien in der Arbeitslosigkeit. in: Iben, Gerd (Hrsg.): Kindheit und Armut. Analysen und Projekte, Münster 1998, S. 42

[25] Vgl. Chassè, Karl August: a.a.O., S. 28 f

[26] Vgl. Iben, Gerd: a.a.O., S. 16 f

[27] Vgl. ebd., S. 20

[28] Vgl. ebd.

[29] Kieselbach, Thomas; Lödige-Röhrs, Lena; Lünser, Astrid: a.a.O., S. 42

[30] Vgl. Kieselbach, Thomas; Lödige-Röhrs, Lena; Lünser, Astrid: a.a.O., S. 42 ff

[31] Vgl. ebd., S. 44 f

[32] Vgl. ebd., S. 46

[33] Vgl. Gerull, Susanne: Kinderarmut in Deutschland, in: http://www.armutszeugnisse.de/themen

/themen_15.htm, 2006, download v. 07.08.2007; o.V.: Alarm: Kinderarmut in Deutschland, a.a.O.

[34] Vgl. Lorenz, Waltraud: Kinderarmut in Deutschland – ein Thema in der Erzieherausbildung, in:

http://www.caritas-regensburg.de/aspe_shared/form/download.asp?action=load& nr=114143

& form_typ=115& acid=& ag_id=6256, 2005-2006, download v. 07.08.2007

[35] Vgl. Lebenslagen in Deutschland: a.a.O., S. 83

[36] Vgl. ebd., S. 83 f

[37] Vgl. ebd., S. 84 f; Chassé, Karl, August: a.a.O., S. 27

[38] Vgl. ebd., S. 72

[39] Vgl. Chassé, Karl, August: a.a.O., S. 27

[40] Vgl. ebd., S. 27 f

[41] Vgl. Boos-Nünning, Ursula: Armut von Kindern aus Zuwandererfamilien, in: Butterwegge, Christpoh (Hrsg.):

Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen. Frankfurt/Main 2000, S. 150

[42] Vgl. ebd., S. 151

[43] Boos-Nünning, Ursula: a.a.O., S. 154

[44] Vgl. ebd., S. 154 ff

[45] Vgl. ebd., S.156 f

[46] Vgl. ebd., S. 158 ff

[47] Vgl. ebd., S. 162 ff

[48] Boos-Nünning, Ursula: a.a.O., S. 164

[49] Vgl. ebd., S.164 ff

[50] Vgl. ebd., S168 f

[51] Vgl. Chassé, Karl, August: a.a.O., S. 30

[52] Vgl. Iben, Gerd: a.a.O., S. 20

[53] Vgl. o.V.: Kinderarmut und Bildung. Chancengleichheit ungenügend, in: http://www.msj.de/Sch

werpunktthema/Kinderarmut.php#Kinderarmut, o.J., download v. 07.08.2007

[54] Vgl. Holz, Gerda: a.a.O.

[55] Vgl. ebd.

[56] Vgl. ebd.

[57] Vgl. ebd.

[58] Vgl. Schlemmer, Elisabeth: Risikolagen von Familien und ihre Auswirkungen auf Schulkinder, in:

Mansel, Jürgen; Neubauer, Georg (Hrsg.): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern. Opladen 1998, S. 139 ff

[59] Vgl. ebd., S. 146

[60] Vgl. Allemendinger, Jutta; Leibfried, Stephan: Bildungsarmut, in: http://www.bpb.de/files/J5B

0W9.pdf, S. 13

[61] Vgl. Gerull, Susanne: a.a.O.

[62] Vgl. Neubauer, Georg: Armut macht krank – Reichtum erhält gesund? , in: Mansel, Jürgen;

Neubauer, Georg (Hrsg.): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern. Opladen 1998, S. 190

[63] Vgl. ebd., S. 191

[64] Klocke, Andreas; Lampert, Thomas (Hrsg. Robert Koch-Institut): Gesundheitsbericht-

erstattung des Bundes. Armut bei Kindern und Jugendlichen Heft 4, in: http://www.fb4.fh-

frankfurt.de/whoiswho/klocke/dokumente/GBE.pdf, o.J., download v. 07.08.2007, S. 14

[65] Vgl. Neubauer, Georg: a.a.O., S. 192

[66] Vgl. Klocke, Andreas; Lampert, Thomas: a.a.O., S. 10

[67] Vgl. ebd., S. 11 f

[68] Vgl. ebd., S.12 f

[69] Vgl. ebd., S.13

[70] Vgl. ebd., S.15 ff

[71] Vgl. o.V.: Alarm: Kinderarmut in Deutschland: a.a.O.

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