„Das Böse in uns“: RUB-Psychiater auf der Suche nach den Ursachen
Dr. Josef König, Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum
„Das Böse in uns“: RUB-Psychiater auf der Suche nach den Ursachen
Dr. Josef König, Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum
07.05.2008
Über Mord, Terror und Gewalt
Das Doppelleben des Josef Fritzl in Amstetten ist noch in aller Munde und schon erschüttert der nächste Fall die Öffentlichkeit: Ein Frau im Sauerland soll drei ihrer Neugeborenen getötet und ihre Leichen 20 Jahre in der Tiefkühltruhe aufbewahrt haben. Auf der Suche nach den Ursachen von Mord, Terror und Gewalt macht sich Prof. em. Dr. Theo R. Payk in seinem kürzlich erschienenen Buch „Das Böse in uns“ – ausgehend vom Dämonenglauben aus vorchristlicher Zeit, über die Hexenverfolgungen und die Gräuel des Nationalsozialismus bis hin zu aktuellen Fällen unseres Computerzeitalters. Der Psychiater Theo Payk war bis zu seiner Emeritierung 20 Jahre lang Direktor des Westfälischen Zentrums für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum.
Anlage und misslungene Sozialisation
Payk orientiert sich in seinem Buch an einem „integrativen, bio-psycho-sozialen Menschenbild“, mit dem er sich auf die Suche nach den Ursachen und der Entstehung des Bösen im Menschen aufmacht. Er durchleuchtet die Geschichte von den Ursprüngen des Bösen in Mythen, den Sünden und Lastern und deren Ausprägungen in den Religionen, er analysiert Personen der Geschichte wie Robespierre, Hitler, Stalin oder Pol Pot, geht ein auf den modernen Terrorismus und untersucht unterschiedliche Mördertypen in ihren Taten und Motiven. Mit den Erkenntnissen moderner Hirnforschung und aus seinen Erfahrungen als Psychiater diskutiert er die unterschiedlichen Hintergründe des Bösen um schließlich auch auf die „Faszination des Bösen“, die Lust zu Töten, die Tierquälerei und Sensationslust einzugehen. Für Payk ist klar, dass die vom Menschen begangenen Taten aus seiner Natur entspringen. Sie „sind ein Integral von anlagebedingten und durch misslungene Sozialisation entstandene Persönlichkeitsdefekte bzw. psychischen Anomalien“.
Ein Raubtier an der Kette
Geleitet wird Payk von der Fragen wie, „was lässt Menschen zu Sadisten, Serienkillern und Vergewaltigern werden? was geht in Amokläufern und Terroristen vor?“ „Das Böse in uns ist also ein seit Jahrtausenden domestiziertes Raubtier, das in guten Zeiten an der Kette spazieren geführt werden kann. Harmlos ist es deswegen noch lange nicht geworden. Dies entspräche auch nicht seiner Natur, die sich nach Phasen langer Friedfertigkeit unvermittelt in aller Heftigkeit bemerkbar machen kann …“
Titelaufnahme
Theo R. Payk: „Das Böse in uns. Über die Ursachen von Mord, Terror und Gewalt“, Patmos Verlag, Düsseldorf 2008, 19,90 Euro (ISBN 978-3-491-36014-5)
Weitere Informationen
Prof. Dr. Theo R. Payk, Fliedner Klinik Düsseldorf, Tel: 0211/2005-2710, E-Mail: theo.payk@fliednerklinikduesseldorf.de