Quelle: Bundeszentrale für Politische Bildung:
Hintergrund aktuell (04.05.2006)
8. Mai 1945
Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Als Gedenktag erinnert er jährlich an die tiefe Zäsur von 1945: den Neuanfang und die doppelte Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus.
Spielende Kinder vor dem zerstörten Reichstag in Berlin
Foto: Deutsches Historisches Museum
Heute ist der 8. Mai als Gedenktag für das Selbstverständnis der Republik nicht mehr wegzudenken. Doch das war nicht immer so. Lange Zeit tat man sich vor allem in Westdeutschland schwer mit dem 8. Mai, symbolisierte der Tag doch Befreiung und Niederlage zugleich. Das erschwerte zunächst die öffentliche Beschäftigung mit einer der tiefsten Einschnitte in der deutschen Geschichte und offenbarte zugleich eine Spaltung der Gesellschaft in der Frage, was und wie das richtige Erinnern sei. Dass die DDR früh einen Exklusivanspruch auf den Gedenktag äußerte, verstärkte diese Tendenz: Von 1950 bis 1966 feierte man ihn als „Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus“, er sollte den antifaschistischen Gründungsmythos der DDR verfestigen.
Mit seiner Rede zum 8. Mai rückte Bundespräsident a. D. Richard Weizsäcker 1985 den Tag in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Seine Interpretation der Bedeutung des 8. Mai hatte wegweisenden Charakter: Nicht Kapitulation und Niederlage, sondern Befreiung von Krieg und NS-Dikatur ist spätestens seit Weizsäckers Rede der Grundtenor der Erinnerungskultur. Erstmalig wurde auch das lange gemiedene Thema Holocaust angesprochen: als einmalig und in der Erinnerung verbindlich, als grundlegend für das deutsche Selbstverständnis. „Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“ – so Weizsäcker 1985.
Zwar wurde auch noch in den 1990er-Jahren vor allem von rechtsextremen Kreisen immer wieder versucht, den 8. Mai erinnerungspolitisch zu besetzen und den Aspekt der Niederlage an Stelle der Befreiung zu setzen. Durchsetzen konnten sich diese Bestrebungen aber nicht. Als europäisches Datum kann der 8. Mai heute von vielen Europäern gefeiert und so Teil eines kollektiven europäischen Gedächtnisses werden.
Deutsche Geschichten
8. Mai 1945
8. Mai 1945: Mit der bedingunslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endet auch die nationalsozialistische Schreckensherrschaft. Bis zuletzt hatte Hitler versucht, eine Niederlage abzuwenden. Als die sowjetischen Truppen schließlich in Berlin standen, nahm er sich das Leben. Der Weg zur Kapitulation war frei.
Video-Interview
Aleida Assmann: Der 8. Mai als europäisches Datum
Was wird erinnert? Und wie kann der Einzelne teilhaben am kulturellen Gedächtnis ? Aleida Assmann meint: Vor allem Gedenktage bieten dazu die Möglichkeit. Im 8. Mai sieht sie ein europäisches Datum: einen Tag, an dem man sich trifft und die individuellen, partikularen Erfahrungsgedächtnisse kombinieren kann mit einer gemeinsamen Vision für die Zukunft.
Christoph Kleßmann
Konturen einer integrierten Nachkriegsgeschichte
1945 als Endpunkt der deutschen Katastrophe und Chance zum Neubeginn: Die Erinnerung an die Kapitulation bietet die Möglichkeit, einen Zugang zur doppelten deutschen Nachkriegsgeschichte zu formulieren, der eine Integration der Teilgeschichten anstrebt.
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08. Mai 2008
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Dossier
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Mit der deutschen Kapitulation am 7./8. Mai 1945 endete der Krieg in Europa. Wie konnte es soweit kommen? Und wie sollte es weitergehen mit einem Land, das den größten Zivilisationsbruch der Geschichte begangen hatte?