…“doch wie wäre es,
ein Leben zu führen,
das sich jede ausgreifende,
unbescheidene Erwartung verböte,
ein Leben,
in dem es nur noch banale Erwartungen gäbe,
wie etwa,
daß der Bus kommt?“
Aus: Nachtzug aus Lissabon,
Autor/Pseudonym: Pascal Mercier,
Seite 264
Carl Hanser Verlag München Wien.
Ja, darüber könn(t)en wir jetzt diskutieren,
in kleiner Runde..
In streikgeplagten Zeiten…
ist die Erwartung,
daß ein Bus bittschön komme,
ganz und gar nicht banal.
Zuweilen ja beinah existenziell.
Eine Frage der Perspektiven und Realitäten.
Aber das ist un-literarisch und un-philosophisch, sorry!
Interessant an dem Bestseller ist ja auch,
daß der Hauptdarsteller gleich in doppelter Form auftritt.
Aus doppelt männlicher Sicht.
Ein Mann sucht einen anderen über ein Buch zu erforschen.
Möchte diesen Autor kennenlernen.
Ist getrieben,
aus seinem eigenen Leben auszusteigen.
Macht sich auf die Suche nach ihm.
Scheinbar.
Und beide scheinen Verlierer.
Am Leben.
Vordergründig.
Oder auch letztlich?
Vielleicht das knapp 500-seitige Buch
(Taschenbuchausgabe)
sofort noch einmal lesen?
Denn die Faszination besteht darin,
daß jede Seite neue Antworten gibt,
und zugleich neue Fragen aufwirft.
(Wie also wird es beim erneuten Lesen sein,
wenn dir der „Inhalt“ bereits bekannt?)
Fragen, nicht nur für den Autor,
sondern auch für dich selbst.
Jede Seite wie eine Offenbarung.
Du hältst inne.
Lauschst ihnen nach:
den Echos, Assoziationen, Fragen, Gefühlen…in dir.
Dies ist ein Buch,
in dem du immer wieder neue Pfade findest.
Wie in einem Labyrinth.
Zu dir selbst.
Die Suche des Protagonisten,
der Hauptfigur,
dabei sind eigentlich alle Menschen in dem Roman „Hauptfiguren“..,
führt…ja…
zum Wesentlichen des Seins:
Wahrhaftigkeit und Sehnsucht.
Oder umgekehrt?
Oder die Sehnsucht nach der Wahrhaftigkeit.
Der WAHRHEIT.
Was ist die Wahrheit?
WIE ist die Wahrheit?
Die Antwort lautet –
die Kraft der Liebe ist stärker als der Tod..
Damit auch stärker als die Revolution.
Die Liebe, ein Mensch, darf der Revolution nicht geopfert werden.
Damit eine gegenteilige Antwort auf EIN Thema von Dr. SCHIWAGO.
Aber auch bei Pasternak ist letztlich die Liebe,
die Menschlichkeit…
wenngleich ohne ein „happy end,“ stärker als „die“ Revolution,
die Hinmetzeln von Menschen als (‚legitimen‘, ‚erlaubten‘) Akt der Revolution betrachtet:
sich herausnimmt,
das Morden so zu rechtfertigen..
NACHTZUG NACH LISSABON ist ein Roman,
ein Buch,
wie ein stetiger Begleiter.
Die englische Schriftstellerin Doris Lessing,
leider erst im Alter von 88 Jahren mit dem Literaturnobelpreis geehrt,
beantwortete einst in einem Interview die Frage,
welches ihrer vielen Bücher ihr „Lieblingsbuch“ sei,
sinngemäß folgendermaßen:
„Diese Bücher sind wie Kinder, die erwachsen werden.
Die einen kehren zurück,
die anderen gehen weg ,
andere bleiben da…“
Die Leser seien es,
die über die Dauer eines Buches entschieden.
Je mehr ein Buch zu sagen hat,
desto länger wird es bleiben.
Auch Doris Lessings Bücher,
die Romane und Kurzgeschichten,
sind wie stetige Begleiter durch ein Leben.
Mal ist es die Sprache,
mal sind es die gefundenen Gedanken,
mal ist es die Farbe und die Klangfarbe,
die dich fesseln.
Und dann wieder ddas Ensemble,
die Gesamtheit eines Buches.
Wie etwa „Der Sommer vor der Dunkelheit“,
ein frühes Buch auch,
das vom Nicht-mehr-Gebrauchtwerden einer verheirateten Frau handelt, mit fast erwachsenen Kindern.
Die Krise am Dasein.
Aber dann findet sich doch noch ein (Aus-)Weg.
Einer der Lieblingssätze von Doris Lessing:
„There is always a way, dear!““
Auch im NACHTZUG VON LISSABON geht es um die Zeit…die Lebenszeit.
Und schon sind wir wieder bei dem elementaren Thema von Leben..
und Tod.
NACHTZUG NACH LISSABON
balanciert an diesen Übergängen…
und entscheidet sich für das Leben,
während es um den Tod geht,
so empfindet es zumindest
Eure FEMINISSIMA..
Und liebt das Buch „nachgerade frenetisch“.