HANNOVERSCHE ALLGEMEINE: Leukämie-Forscher erhält Sonder-Vertrag:
MHH-Professor darf bis 70 forschen
Mit einem neuen Programm wollen das Wissenschaftsministerium und die Volkswagenstiftung herausragenden Wissenschaftlern ermöglichen, auch über die gesetzliche Altersgrenze hinaus an einer Hochschule tätig zu sein. Einer der ersten Professoren, die in Hannover von dem Angebot profitieren werden, ist der 65-jährige Krebsforscher Karl Welte.
Welte leitet derzeit die Kinderklinik der Medizinischen Hochschule.
Die vor allem auf die Forschung ausgerichtete „Seniorprofessur“ wird befristet auf fünf Jahre verliehen. Der Vorteil: Die älteren Professoren machen ihre reguläre Professur für den Nachwuchs frei – gleichwohl geht ihr Wissen der Hochschule nicht verloren.
Für die „Seniorprofessuren“, von denen landesweit zunächst acht ausgeschrieben werden, stehen zwei Millionen Euro bereit. Damit finanziert die Volkswagenstiftung die Differenz zwischen den gesetzlichen Altersbezügen der Professoren und dem Gehalt, das ihnen für ihre fünfjährige „nebenberufliche“ Forschertätigkeit zusteht. Eines der Ziele sei es, renommierte Forscher jenseits der hiesigen Emeritierungsgrenze zu halten, die sonst möglicherweise ins Ausland gegangen wären, heißt es im Ministerium und bei der Volkswagenstiftung.
MHH-Professor Welte gehört zu den international anerkannten Experten in der Krebsforschung, er leitet Forschungsprojekte zur Entstehung von Leukämie. Mit 65 hätte er offiziell in den Ruhestand gehen müssen. „Aber ich wollte unbedingt weiter forschen“, sagt er.
Nach dem zum Jahresanfang in Kraft getretenen neuen niedersächsischen Hochschulgesetz können Professoren zwar grundsätzlich bis zum 68. Lebensjahr arbeiten – doch die Novelle gilt nur für diejenigen, die vor dem Stichtag noch nicht 60 waren. Laut Beamtenrecht ist es auch möglich, nach Erreichen des Rentenalters jedes Jahr eine Verlängerung der regulären Professur beim Ministerium zu beantragen. „Die damit verbundene Unsicherheit wollte ich meinen Mitarbeitern nicht zumuten“, sagt Welte.
Die „Seniorprofessur“ dagegen biete Planungssicherheit, um Forschungsprojekte abschließen zu können. Einen Ruf des bekannten Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York lehnte Welte ab, um in Hannover zu bleiben.
An der MHH gebe es mit dem renommierten Neurologen und Psychiater Prof. Hinderk Emrich einen weiteren möglichen Kandidaten für die „Seniorprofessur“, sagt Sprecher Stefan Zorn. Auch die Leibniz-Uni will prüfen, ob der neue Status für einige ihrer Professoren interessant wäre. „Es gibt bei uns durchaus Kollegen, die über den Ruhestand hinaus in der Forschung aktiv bleiben wollen“, sagt Sprecherin Stefanie Beier.
An der Tierärztlichen Hochschule seien keine Interessenten bekannt, die jenseits der Pensionsgrenze bleiben möchten, erklärt Sprecherin Sonja von Brethorst.
Von Juliane Kaune