..etwa „DER SOMMER VOR DER DUNKELHEIT“ – rororo
im Original 1973, auf Deutsch 1978 Inzwischen gleich schon wieder…18 Uhr 45! Heute: 300 Leser…bisher..willkommen! Gesamt-last-page-view: 759476
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Feminissima in Momenten vor Buchmessen-Ende und Literatur-Nobelpreis-Zeiten..
1973 im Original beim Verlag Jonathan Cape, London. In Deutschland 1978, in der Reihe ’neue frau’von rowohlt. Das war ein Zeitpunkt, da, anders als in in den angelsächsischen Ländern, bzw. im englisch-sprachigen Raum, in Deutschland noch kaum jemand die Autorin kannte. Im Oktober 1995 Neuauflage mit bereits bis dahin verkauften 262.000 Stück…. Und heute..??
Sowieso „mehr“ …nur ein paar Textstufen tiefer, weiter unten, einfach runterscrollen: da ja eine der FEMINISSIMAS vor Jahren.. ein Filmporträt von und mit.. Doris Lessing gemacht hatte. Neben der Fülle von Kurzgeschichten, hatte sie sich mit der AFRIKANISCHEN TRAGÖDIE, ihrem ersten Roman, bereits in den 50er Jahren im englischsprachigen Raum Weltgeltung als Autorin verschafft.
In SOMMER VOR DER DUNKELHEIT.. vertieft sich einmal mehr Doris Lessings Schreib-Impetus. Wenngleich auf eine andere Thematik bezogen, nicht mehr in Afrika, sondern im (armen) Süden Spaniens angesiedelt, in jenem Sommer, da Kate aus England…nicht unbedingt geflohen war, aber irgendwie doch. Es zeigt sich jene Thematik, die das gesamte Werk der Doris Lessing durchzieht, ohne je dogmatisch zu sein, oder Schubladen aufzuziehen: Die Gesichter der menschliche Ur-Existenz, des ..psychischen ..und physischen Überlebens, aber auch…fast wie nebenbei, und das eine Spielart ihrer KUNST, ihrer Kraft auch, ihres unerschöpflichen und vielgesichtigen Talents als Autorin der Gegenwart: Ihre GESELLSCHAFTSKRITIK.
Doch ehe ein paar Leseproben unsere geneigten..LeserInnen..zu AMAZON oder dem nächsten Buchladen, dann bis zum Montag warten..! eilen lassen,
ein paar Anmerkungen zu den Kritiken.. (wie etwa im STERN der vergangenen Woche) am schwedischen Kommittee, das für den Literatur-Nobelpreis nominiert:
FEMINISSIMA ist der Ansicht, es sei ..drücken wir es mal ganz unliterarisch aus, dafür umgangssprachlich:
„einfach WUNDERBAR!!!“, dass es gerade ein schwedisches und auch, wie offenbar kritisiert, (wir haben jenen STERN leider verpasst), schließen aber aus einem..veröffentlichten Leserbrief auf seinen Inhalt…
ein „betagteres“ Kommittee sei und ist, für die Nominierung zuständig.
Wäre es ein deutsches Kommittee – nicht ausdenkbar…wenn da… am Ende noch Kerners oder Heidenreichs oder Parteibonzen mit drin säßen… Nein, UNS fehlt jene Weit(ge)sichtigkeit. Bei uns hat Jahrzehnte ein einziger Mann, letztlich, Marcel Reich-Ranicki, über das WERDE oder eher STIRB!! von Autoren gerichtet und gemäkelt: Marcel Reich-Ranicki. Der sich nun…(ver)wundert, dass niemand sein Lebenswerk-Buch „MEIN LEBEN“ verfilmen will, als Regisseur….
Ein Land, dieses Deutschland, das in einem Ausmaß von männlicher Sicht dominiert wird, das du es ja zuweilen kaum (noch) fassen kannst, allein in den letzten Tagen weit über 1000 online Artikel über die Becks und die Münteferings und dann noch über die Mehdorns und die Schells, so…unerträglich.., weil auch Beweis für deren undemokratisch-verkrustete Sturheit, Unbeweglichkeit: als würde ihnen das Land gehören und genauso verhalten sie sich doch! Diese „Berufs“-Politiker und Manager und Gewerkschaftsführer..! Denn es bewegte sich auch nichts, wie typisch! Beherrscht, dieses Land, insbesondere von technokratisch-engstirnigem, wirtschaftspolitischem, basismenschenfeindlichem Zweck-Nutz-Denken, das jedwede Kultur (des menschlichen Seins) vermissen lässt!
Nein, wie gut, wie gut so, dass es in Schweden ist. Und dass es die von uns unabhängigen Schweden sind!
Das siehst du jetzt auch in den Schnell-Résumés und „Urteilen“ bestätigt, die jetzt überall..zusammengefasst von..AP, DPA, DDP zu finden sind. Und die das „Goldene Notizbuch“, nur, weil es vielleicht das umfangsreichste von der Seitenzahl..? fälschlich als Doris Lessings „Hauptwerk“ bezeichnen. Oder in der Tat: Dennis Scheck und Elke Heidenreich..und natürlich Marcel-Reich-Ranicki… zu Urteilen befragt werden: Sie enttarnen sich damit, KEINERLEI AHNUNG von den Werken Doris Lesings zu haben. Und ja letztlich sowieso nicht von Literatur! Ein Dennis Scheck, der Bücher, die ihm nicht gefallen, in einen Supermarkt-Einkaufswagen quasi schreddert, nee, der kann doch nicht wirklich ernstgenommen werden! Ebensowenig Elke Heidenreich, mit ihrer saloppen Küchenphilosophie-Metalität à la: „Ach, das braucht Ihr nicht zu lesen!“ Oder: „Ja, das ist ein feines Buch! Das müßt Ihr kaufen!“
Zum Glück gibt es noch den Leser. Und auch…Literaturstudenten… Schüler… Menschen, die sich nicht im TV-Schnellwaschgang mit Literatur und ihren Autoren beschäftigen, sondern ernsthaft, mit Ausdauer und … mit jener Suche… nach der blauen Blume der Sehnsucht und Wahrheit und ..ANTWORTEN…? Die sie dann auch bei jenen Autoren finden, deren Bücher nicht zu Unrecht… damit beweisen sie sich ja auch : über JAHRZEHNTE am Leben bleiiben.
Doris Lessing, in jenem zitierten Film-Portrait einst von (einer der) FEMINISSIMA befragt, welches ihr denn „Lieblingskind“ unter ihren Büchern sei….? Antwortete sinngemäß: ..“manche sind längst aus dem Haus gegangen… kommen aber von Zeit zu Zeit zurück…“
GEGEN (herrschende) KLISCHEES anzuschreiben, das findest du in jedem Doris-Lessing-Roman. Und auch in ihren Kurzgeschichten, wie etwa dem Band: „DER MANN, DER AUF UND DAVON GING“ (Klett-Cotta(.
Es bedeutet: Gegen eine beherrschende Obrigkeit anzuschreiben: Die sowohl den Geist einengt, als auch die Betroffenen arm und unterdrückt hält.
Eine ZEILE nur, als ein..minimales Beispiel, aus DEM SOMMER VOR DER DUNKELHEIT, Seite 121, Ende 1. Absatz:
…“und die Löhne dieser Herren hielten das Dorf mager und ausgedörrt“.
Doch es ist zugleich dieser unglaubliche SPRACH-REICHTUM, den du in dein Leben aufnehmen MUSST! wenn du Sprache liebst, und wenn dies in zwei Sprachen, verdoppelt sich dein eigener innerer Reichtum…
Oder die Landschafts- und LICHT-Beschreibungen. (Zugegeben…feminissima liebt dies…über die Maßen, wie ja auch aus den Zitaten aus Judith Hermanns „Sommerhaus, später“, ersichtlich..):
Doch hier zitiert jetzt aus THE SUMMER BEFORE THE DARK..
„Gegen zwölf durchströmte die Sonne das Laubwerk des Baumes, so daß es wie ein Spitzenbaldachin über ihnen wirkte…“ (S. 121)
und weiter unten:
Sie blickten….“zu dem blendenden Lichtquadrat des Fensters“….
Auf Seite 244 findet sich Doris Lessings Denken wie zusammengefasst:
…“Seit sie erwachsen war, oder, um genau zu sein, seit sie das Haus ihres Großvaters …verlassen hatte, hatte sie immer in einer Atmosphäre gelebt, in der alles ausgesprochen wurde:
Gedanken, Gefühle, Impuse waren Dinge, die schnell erkannt werden mußten, nicht nur von ihr, sondern auch von anderen – ein Aufschub, eine Unklarheit, ein Zweifeln konnte gefährlich sein; und dann mußten sie klassifiziert und kategorisiert werden und ihren festen Platz in Schubladen bekommen. Oder, wenn man so will, in einem Computer. Sie hatte inmitten von Worten gelebt, unter Menschen, die dazu erzogen worden waren, Worte zu benutzen und von ihnen benutzt zu werden. Aber jetzt, da es für sie wichtig war, eine Sache der Selbsterhaltung war, daß man sie ver
stand, jetzt würde sie bestimmte Dinge mit ihrem Haar tun oder nicht tun: Substanz, die gleichsam aus den Poren, aus ihrer Kopfhaut hervorquoll, beinahe wie Spaghetti aus einer Maschine…(…) Alles an Mrs Brown, ihre Kleidung, ihre Frisur, ihr Auftreten, ihre Haltung und ihre Stimme, war Reproduktion gewesen; die kleinste Abweichung hatte ihr das gleiche Unbehagen bereitet, das die Versuchsratte im Labor empfindet, wenn die entsprechenden Hebel gedrückt werden.
Aber jetzt sagte sie nein; nein, nein, nein, NEIN – eine Willenserklärung, die konzentrier in ihrem Haar zum Ausdruck kam…“
..“Die Erfahrungen, die sie in den letzten Monaten gemacht hatte, ihre Entdeckungen, ihre Selbstdefinition, alles, was ihr, wie sie hoffte, neue Kräfte gab, konzentrierte sich auf diesen einen Punkt: daß sie mit unfrisiertem Haar kommen würde, mit straff zurückgekämmtem Haar, weil es so praktisch war, mit sprödem, strähnigem Haar, in dem der immer breiter werdende graue Streifen wie eine Absichtserklärung leuchtete. Es war, als gehörte alles andere von ihr, ihr Körper, ihre Beine, ja sogar ihr Gesicht einer anderen Frau. Aber ihr Haar – nein! Da durfte niemand Hand anlegen.“
Kate Brown, gepflegte Gattin eines Neurologen, zwei Kinder, die eigentlich längst ihrer eigenen Wege gehen: eines Sommertags merkt Kate Brown, daß sie … ein Leben aus zweiter Hand führt. Ein Leben, das irgendwie durchaus passend ist für sie, aber doch nicht eigentlich „ihr“ Leben..
Der SENDER FREIES BERLIN rezensierte: “ Wie DORIS LESSING dieses Gefühl von Panik, Leere, Depression, das Gefühl, überflüssig zu sein, als eigenständige Person nicht mehr erkennbar zu sein, beschreibt, wie sie dann aber auch den erkennenden und zunehmenden Mut von Kate Brown auf der Suche während dieses Sommers nach sich selbst entwickelt, all dies ist mit großer sprachlicher Intensität geschrieben, von intelligenter und mitfühlender Ironie, zugleich von zarter Poesie.“
Die FAZ notierte einst, zu eng gesehen, wie FEMINISSIMA findet:
„Ihre Romanfiguren – meist sind Frauen die Hauptpersonen – haben eines gemeinsam: Sie versuchen ihren Standpunkt zu finden in einer Welt, in der sie sich bedroht fühlen, deren Kriege und Konflikte auch ihre private Welt erschüttern“.
NEIN, es geht Doris Lessing um weitaus mehr…. Gegen Vorurteile und Schubladendenken zu schreiben. Sie öffnet Deinen Geist!!!
Kommt weiterhin gut durch den splendid Sunday…
wieder jenes blaue Licht… des Spätnachmittags eines Oktobers, wie auch gestern… („Das Licht, um Judith Hermann zu lesen“ in fem&Bücher) das Eure FEMINISSIMA… so besticht…. & inspiriert..