Verstrahlt sind wir alle: Die Wahrheit über SELLAFIELD

„Wahrheit“ ist sicher übertrieben.
Reaktorbrand von Sellafield
Verstrahlung unterschätzt
Das Atomzentrum Sellafield an der Nordwestküste Englands war die größte Wiederaufbereitungsanlage für Atom-Brennstäbe in Europa.
Quelle: n-tv.de
Sonntag, 7. Oktober 2007
Reaktorbrand von Sellafield
Verstrahlung unterschätzt

50 Jahre nach einem schweren Atomunfall in der britischen Anlage Sellafield hat eine neue Studie ergeben, dass die Folgen der Verstrahlung damals unterschätzt wurden. Durch den Reaktorbrand sei damals doppelt so viel radioaktives Material freigesetzt worden wie bislang angenommen, hieß es in einer britischen Studie. Es sei davon auszugehen, dass in der Folge nicht nur etwa 200 sondern viel mehr Menschen an Krebs erkrankten, erklärte der Leiter des Forschungsteams, John Garland.

In dem Reaktor von Windscale – wie die Sellafield-Anlage damals nach einer nahegelegenen Ortschaft genannt wurde – war am 10. Oktober 1957 durch Überhitzung ein Feuer ausgebrochen. Der Reaktor diente der Erzeugung von Plutonium für den Bau von Atombomben. Die durch den Brand freigesetzte atomare Wolke erreichte Teile des europäischen Festlandes. In Großbritannien wurde ein Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometern verseucht. Zeitweilig war hier die Milcherzeugung verboten. Der Reaktor wurde stillgelegt. Es war einer der schwersten Unfälle in einem Kernreaktor vor dem Atomunglück von Tschernobyl.

Der Zwischenfall vor 50 Jahren war zwar der schwerste in dieser Anlage, aber nicht der letzte. Heute gibt es in Sellafield zwei Aufarbeitungsanlagen für atomare Abfälle aus britischen und ausländischen Reaktoren. Trotz verbesserter Methoden gelangten immer wieder erhebliche Mengen verseuchtes Wasser ins Meer.

Im Mai 2005 war ein Teil der Atomanlage nach einem Unfall stillgelegt worden. Für Menschen und Umwelt habe keine Gefahr bestanden, teilte die Betreibergesellschaft British Nuclear Group seinerzeit mit. Nach britischen Medienangaben war in der Wiederaufarbeitungsanlage von Sellafield uran- und plutoniumhaltige Salpetersäure durch ein gerissenes Rohr ausgelaufen. Der Plutonium- Anteil hätte für „für 20 Atombomben ausgereicht“, hieß es. Die „hochgiftige Mischung“ sei aber in einen vollständig abgedichteten Raum geflossen und nicht nach außen gedrungen.

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