PRESSE: 0815-INFO: Dumpfbackigkeit: „Frau vom Checkpoint Charlie

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0815-Info

Zur Anti-DDR-Schmonzette:
„Die Frau vom Checkpoint Charlie“
Passend zum Tag der Deutschen Einfalt wurde dem staunenden Publikum ein Zweiteiler in der ARD serviert, der es in sich hatte.

von Andreas Hauß

In der guten alten Zeit, damals, als man beginnend mit dem GröFaZ gewöhnt war, die Titelsucht seiner österreichischen Heimat zu kopieren (ohne Hof- und Geheimrat), damals also gestattete sich das Volk, eine Schauspielerin „Reichswasserleiche“ zu titulieren. Filme wurden damals in Schwarzweiß und nicht in Hollywood gedreht. Der Job der bedauernswerten Schauspielerin Kristina Söderbaum war es mehrfach, in ihren Rollen irgendwelche Seen oder Flüsse in suizidialer Absicht aufzusuchen zwecks finaler Eigentunke. Zuvor war natürlich unsäglich Trauriges passiert, die Geigen unterstrichen das.

Geigen gab es auch bei der ARD. Der Plot hieß: Liebe unter widrigen Umständen. Die Töchter liebten die Mutter. Die Mutter liebte die Töchter. Vice versa, hin und her, man liebte sich, unsäglich, dauernd, und ganz, ganz feste. Und gegenseitig, nicht dass das vergessen werde. Deshalb wurde der Tatbestand etwa minütlich wiederholt. Auch glaubte man, wiederum vice versa, an die Gegenliebe der jeweils anderen Seite. Das wiederum ganz feste. Dann gab es noch einen bösen Staat und einen linientreuen Mann. Dass der auch böse war, musste nicht erst gesagt werden: 1. Mann, 2. linientreu. Das reicht doch wohl.

Um die unsäglichen Dumpfbackigkeiten nicht weiter auszubreiten, nur kurze Feststellungen zu dem, was die ARD in der halben Stunde nach 22.00 gestern sendete: Mama wurde im Westen von der „Gesellschaft für Menschenrechte“ ausgehalten und in Stellung gebracht. Das erklärt, weshalb Mama offenbar im Westen nicht jobben muss, sondern durch die Weltgeschichte reist und Hoheiten trifft für ihre Zwecke. Es erklärt auch, weshalb sie nicht schlicht in die DDR reist, den unangenehmen Staat in Kauf nimmt und ihren Töchtern so nahe bleibt. Es erklärt, weshalb Mama offen in die Kamera Löwenthals hinein lügt: ihr sei erst in Gießen (dem Auffanglager) erklärt worden, dass der Papa das Sorgerecht habe. Dabei hatte Mama noch vor der Ausreise dem Alleinerziehungsrecht des Papas zugestimmt.

In ihrem Glauben an die Allmacht des Westens hatte sich Madame schlicht verkalkuliert. Ihr wurde beschieden, dass wohl in jedem Staat dieser Welt die einvernehmliche Regelung von Erziehungsrechten nicht so mir nichts, dir nichts aufgehoben wird, nur weil (obwohl!) Mama aus dem Ausland heraus erklärt, alles sei anders gemeint gewesen, nur unter Zwang und Terror usw. habe sie ihre Unterschrift geleistet. An die Lüge sei nochmals erinnert. Den Töchtern ging es derweil nämlich auch gut. Zusätzlich zu einer guten Ausbildung durfte die eine ihren Traum verwirklichen: in einer TV-Serie mitspielen, und die andere tanzte sich ihr Lieblingsballett. Als Sahnehäubchen kamen dann noch Pakete aus dem Westen: mit Klamotten, mit denen sie sich „abheben“ konnten von den Kleidern der Mitschülerinnen. Das war den Töchtern wichtig – und so gerieten die Liebesbriefe an die Mama zu Bestellzetteln für Westwaren.

Anderswo – auch in Deutschland – wird über Schuluniformen diskutiert. Aus pädagogischen Gründen. Zu den charakterlichen Eigenheiten der beiden liebenden Töchter ist mehr nicht zu sagen. Die lügende Mutter schloss sie schlussendlich in die Arme, und gemeinsam machten sie was? Sie flogen nach Florida und sahen sich von Miami aus alles an, was Walt Disney zu bieten hat. Womit wir von Schwarzweiß endlich in Hollywood gelandet wären.

Niemand scheint sich heute einen Gedanken darüber zu machen, dass das Begreifen eines Staates schier unmöglich ist, wenn alles, was man davon erzählt immer nur der angeblich ach so unstillbare Wunsch ist, diesen zu verlassen. Als würde man die USA auf Micky Maus reduzieren.

Quelle: medienanalyse-international.de

Kommentare:

Für den Inhalt der Kommentare sind die Verfasser verantwortlich.

Günter Lauterbach * schreibt am 03.10.2007 10:10:
Leider habe ich dieses außerordentliche Filmkunstwerklein, wie viele, viele andere auch, nicht wahrgenommen. Aber Kunst ist immer ein Produkt subjektive Wahrnehmung mit Selbstdarstellungswert. Gelegendlich produziere ich auch so Etwas wie Kunst und weiß das einfach, basta. DER Inhalt muß aber so gegangen sein: Das die DDR und der Kontinent hinter dem eisernen Vorhang einfach greulich war ist doch nun wirklich bekannt : Das Regime war grausam und die Menschen waren gut. Da braucht’s keinen Kommentar weiter. Dabei waren die einen Regimetreu und die anderen Wiederstandskämpfer und vor allem Innen, erinnert ein bisschen an: Die einen sind Gläubig und die anderen Ungläubig und die Ungläubigen müssen getötet werden – das vereinfacht die Sache und man weiß wer gut und wer böse ist, wie in Grimms Märchen, da wird die böse Hex auch gebraten.

Eine Analyse darf man bei den Ideologiemachern des Fernsehen, also ihrer eigentlichen Aufgabe, nicht erwarten. Das der Laden im Osten zusammengefallen ist liegt nicht etwa an dem Widerspruch zwischen Produktivkraft und Produktionsverhältniss, nö einfach nur böse, böse Onkel und Tanten im Osten. Ich halte mich einfach in diesem Falle an Marx, obwohl der auch riesigen Bockmist gebaut hat ( das alte Schlitzohr) :“ Die Dummheit ist eine dämonische Macht und wird noch so manches Trauerspiel aufführen.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

Die nächste Revolution wird auch der Form nach keine politische mehr sein können: Sie wird die soziale Revolution mit einer sozialen Seele sein. Die Biologisierung der Produktionsmittel erzwingt dies.

Günter der Chef der Göttinnen und Götter