Gewalt in Familien steigt sprunghaft an – FRAUENHÄUSER gefragt

nicht nur in diesem Land, verursacht auch durch grassierende Armut, sondern auch nextby, in Österreich:
Nachrichten Niederösterreich
Gewalt in Familien steigt sprunghaft an
Frauenhaus Amstetten – Im Sommer nahmen die Notrufe und Akuteinsätze für das Frauenhausteam stark zu.

Immer mehr Frauen suchen in Frauenhäusern Schutz.

Frauenhaus Amstetten
„In diesem Sommer werden uns bedeutend mehr Gewaltausbrüche in Familien gemeldet als in früheren Jahren.“ Die Gründe, warum seit Juni täglich ein bis zwei Not- und Hilferufe von bedrohten oder misshandelten Frauen im Frauenhaus Amstetten einlangen, geben Betreuerin Maria Reichartzeder und ihren Kolleginnen Rätsel auf.

Sieben Frauen, zehn Kinder und ein Baby sind derzeit im geschützten Raum des abgeschirmten Hauses untergebracht. Wenn der Platz auch eng sei, „bei Akutfällen können wir jederzeit Obdach bieten“, sagt Reichartzeder. Ähnlich sei die Situation in den anderen NÖ Frauenhäusern. Die Vorjahreszahl von 36 im Amstettener Haus aufgenommenen Frauen dürfte heuer deutlich übertroffen werden.

Tabuthema
Weil das Tabuthema häusliche Gewalt immer mehr aufgebrochen werde, kämen immer öfter groteske Formen der Gewalt zutage, schildert die Amstettener Sozialarbeiterin Fälle, die in jedes Gruselkabinett passen würden. „Hauen und boxen sind als Gewaltdelikte klar erkennbar, aber die Palette ist weit umfangreicher“, sagt Reichartzeder. Kürzlich habe ein Mann den Hund der Familie geprügelt und ins Wasserfass gesteckt, um zu zeigen, wozu er fähig sei. Ein anderer verfolgte seine Frau per Telefon und SMS. Ein halbes Jahr lang kontaktierte er die ins Frauenhaus Geflüchtete täglich 40 bis 50 Mal. Häufig seien auch Gewaltakte oder Missbrauchsfälle an Kindern der Grund für die Flucht ins Frauenhaus ( 07472/66500). Noch immer in der tiefschwarzen Tabuzone befänden sich Fälle von sexueller Gewalt, die vor allem die betroffenen Männer meist nicht als solche erkennen, so Reichartzeder.

Wegweisung
Das Rätsel, warum plötzlich immer mehr Gewaltfälle publik werden, kann Marlies Leitner von der Interventionsstelle in St. Pölten (Tel: 02742/ 31966-12) nicht lösen, sondern nur bestätigen. Die Zahl der Wegweisungen nach meist männlichen Aggressionen in Haushalten sei heuer sprunghaft angestiegen, berichtet sie. Das Positive daran sei, „dass durch die verhängten Betretungsverbote die Dunkelziffer der Gewaltakte an Frauen sinkt und Tabus immer öfter negiert werden“.

Artikel vom 10.08.2007, | KURIER |

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