Ulrich Plenzdorf, Autor der Anti-Helden, ist gegangen.

…Lee Hazelwood („Summerwine“, „These Boots are made for walking“) starb Mittwoch letzter Woche, am Donnerstag Ulrich Plenzdorf. Zuvor beinah wie verabredet, fast täglich, wöchentlich, starben andere Männer der Zeitgeschichte, der Jüngste darunter, der Schauspieler Ulrich Mühe, mit 54 Jahren, Krebs.

Plenzdorf lebte zuletzt zurückgezogen im Oderbruch. Er sagte, in einem seiner letzten Interviews: „KRITISCHE GEISTER SIND NICHT MEHR GEFRAGT!“ Leider hat er recht. Aber das muß nicht so bleiben!!!
Der Vater der Anti-Helden ist gestorben

Ulrich Plenzdorf, der am Donnerstag verstorbene Schriftsteller, hat vielen jungen Menschen mit seinen gesellschaftskritischen Stücken aus der Seele gesprochen. Seine Helden waren die Unangepassten, die hoffnungslosen Weltverbesserer. Seit mehr als 30 Jahren schrieb der am 26. Oktober 1934 in Berlin geborene Plenzdorf Drehbücher, Erzählungen und Geschichten für Kinder. 1972 begann seine Karriere mit dem Theaterstück «Die neuen Leiden des jungen W.», das am Landestheater Halle uraufgeführt und auch im Westen viel gespielt wurde. Darin lässt er das Alter Ego von Goethes Werther an unserer Gegenwart verzweifeln. Die ein Jahr später veröffentlichte Romanfassung wurde bis heute mehr als vier Millionen Mal verlegt und in mehr als dreissig Sprachen übersetzt.

Nach der Wende beim Fernsehen

In der DDR galt der Stoff zunächst als «nicht realisierbar». Ein Jugendlicher, der aufbegehrt und das Tragen von Jeans zu seiner Weltanschauung macht, sich schliesslich das Leben nimmt, das bedeutete in den Augen Linientreuer eine «skandalöse Diskriminierung» der DDR-Jugend, deren Jargon und Lebensgefühl Plenzdorf so genau getroffen hatte. In der Nachwende-Zeit standen Plenzdorf beim Fernsehen die Türen offen. Anfang der 90er Jahre löste er Jurek Becker als Drehbuchautor der Fernsehserie «Liebling Kreuzberg» ab. (dpa)

© «Der Zürcher Oberländer»

————————————-

Vater der unangepassten Helden
Autor Ulrich Plenzdorf im Alter von 72 Jahren gestorben

Vom 10.08.2007

BERLIN (dpa) Ulrich Plenzdorf gehörte zu den bedeutendsten Autoren der DDR, die auch im Westen hohe Anerkennung fanden. Vor allem aber hatte der gestern im Alter von 72 Jahren gestorbene Schriftsteller und Drehbuchautor vielen jungen Menschen mit seinen gesellschaftskritischen Stücken aus der Seele gesprochen, denn seine Helden waren die Unangepassten, die hoffnungslosen Weltverbesserer.

So war Plenzdorf der Vater des unorthodoxen Liebespaars „Paul und Paula“.

Das Alter Ego von Goethes Werther ließ er in „Die neuen Leiden des jungen W.“ an unserer Gegenwart verzweifeln.

Schauspieler Manfred Krug schickte er als West-Berliner Anwalt „Liebling Kreuzberg“ zur Horizonterweiterung in den Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg.

„Von meiner Herkunft her bin ich auf den Osten spezialisiert. Allerdings habe ich das Problem, dass die Interpretation des Ostens längst in West-Hände gelangt ist“, sagte Plenzdorf 2004.

Seit mehr als 30 Jahren schrieb der in Berlin geborene Plenzdorf Drehbücher, Erzählungen und Geschichten für Kinder. Seine steile Karriere begann 1972 mit dem Theaterstück „Die neuen Leiden des jungen W.“.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Portrait