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Todesfall Filbinger
Oettinger soll Grabrede „zurücknehmen“
Die Kritik an Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger wegen seiner Rechtfertigung der NS- Vergangenheit des früheren Stuttgarter Regierungschefs Hans Filbinger reißt nicht ab. Er solle seine Rede „zurücknehmen“, fordert Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn. Andere fordern ein Machtwort der Bundeskanzlerin.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger steht wegen der umstrittenen Trauerrede für seinen Amtsvorgänger Hans Filbinger weiter in der Kritik. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn forderte den CDU-Politiker auf, die Trauerrede vom Mittwoch zurückzunehmen. „Günther Oettinger betätigt sich als Geschichtsverdreher“, sagte Kuhn der „Berliner Zeitung“. Der Ministerpräsident verharmlose sowohl die Urteile des ehemaligen Marinerichters Filbinger, als auch die Tatsache, dass Filbinger als Ministerpräsident seine Taten nicht verarbeitet habe.
Der Schriftsteller Rolf Hochhuth bezeichnete Oettingers Äußerungen als „unverfrorene Erfindung“. In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb er, Oettingers Bemerkung, „es gibt kein Urteil von Filbinger durch das ein Mensch sein Leben verloren hätte“, sei allenfalls dadurch erklärlich, dass Filbinger einst auch seine engsten Mitarbeiter belogen habe. So habe Filbinger „persönlich noch in britischer Kriegsgefangenschaft den Matrosen Walter Gröger ermorden lassen“. Filbinger sei ein „sadistischer Nazi“ gewesen. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth hatte 1978 die Verstrickung Filbingers als Marinerichter in das NS-Regime aufgedeckt.
Die deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld verlangte ein klärendes Wort von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Merkel sei nicht nur als CDU-Chefin zu einer Richtigstellung der Nazi-Vergangenheit Filbingers verpflichtet, sondern auch als amtierende EU-Ratspräsidentin, sagte Klarsfeld der Chemnitzer „Freien Presse“.
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Artikel vom 13. April 2007