Buchmarkt als Casting-Show und Picknick-Treff

live-Text von heute Mittag.

Jetzt in der Kultur-Lounge..
429267.
heute: 752
13 Uhr 34 – willkommen.
**** Der Text wurde gerade noch
um ein paar Sätze ergänzt:
Über die Bedeutung der „Literatur-Preise“ und deren Inflation…

(Dieser Hinweis ist jetzt
subtiles Eigen-Marketing, watch it!)
429190.
Gestern: 2.928
heute: 676

Es ist 12 Uhr 50 – –

Und hier der um 11 Uhr versprochene Text/Kommentar
zum Beginn der Leipziger Buchmesse:

Frisch aus dem Backofen, Vorsicht, heiß!

Gestern Abend,
TAGES-SCHAU…(Show..nein, meist ohne Glamour
und seitdem Frank Lehmann in Rente,
auch die Börse..nur wieder vorbeirauschende Börsenberichte,
die keinen mehr fesseln
und deren Brisanz dich auch nicht mehr erreicht,
jetzt):

Ein sehr, sehr kurzer Kamera-Wischer
über einen come-back-einst-underground-Autor,
der sich auch mal als Türke verkleidet hatte,
um die Verhältnisse anzuprangern, hierzulande,
als es noch ein politisches Bewußtsein
in diesem Land gab, Bürger Initiativen,
und eine APO, nicht gleichzusetzen mit der RAF,
aber gedanklich verwandt:
die Waffe aber eher im Geist angesiedelt sah;
danach sofort ein (viel zu langes) Statement
eines „Offiziellen“ der Leipziger Buchmesse;
von dessen bemühtem O-Ton
dir gerade EIN Satz im Ohr hängenblieb,
nein, es waren zwei:

1. „Das Internet ist doch keine Konkurrenz, die Leute lesen noch!“
(Toller Satz, oder?)

2. „Das Hörbuch ist ungemein im Kommen“ –
oder schon da oder sowaa Ähnliches.
Ja, die Kinder-Cassetten waren schon immer da,
„Hörbücher“ oder „Hör-Lieder“.

Kurz – reines MARKETING, nichts anderes,
erst einmal zum Auftakt der Leipziger Buchmesse – .

Und dann prasselte es Zahlen,
dass Dir…Hören und Sehen und Lesen verging:

TAUSENDE von Lesungen,
in den wenigen Tagen.
Das BUCHFEST überhaupt!
Ja, mei!

Und dann lag die Betonung –
auf den „jungen Autoren und Autorinnen“,
der „jungen Literatur“.

Ah, der zeitgeistigen, schnell-lebigen?
Nachdem die Lebens-Tristesse
aus der Sicht des Leizpiger Literatur-Instituts,
das allen Abkömmlingen, AbsolventInnen des Instituts
einen nahezu EINHEITS-Schreibstil aufdrückte,
mit Inka Parei,
mit „Adler-und-Engel“-Autorin,
die Juristin, die alles weiß,
und auch gleich in eine Partei ein-
und flugs auf Talk-Shows
aufgetreten ist,
leider schafften wir es bei allem noch so guten Willen
nicht über die ersten drei Seiten,
weil, und das Zeitgeistige,
das schon längst auch wieder von gestern war,
und die innewohnende Gewalt des Themas
uns „so“
auch nicht mehr ansprechen wollte,
da wir Gewalt real täglich zum Überlaufen präsentiert bekommen
und die Welt so ist,
hat uns die Drogen-Dramatik der Selbstmörderin,
so modern-ostberlinisch-zeitgeistig,
und der sich darob aufgebende Jung-Anwalt,
bei unglaublich präzisem
und sicher sehr gut in Leipzig eingeübten Stil, nein, einfach nicht mehr interessiert:
weil irgendwie zu „gewollt“ und –
zu schicki-mickig, somehow.
Der im Bahnhofs-Klo verendete Drogentote ist weit davon entfernt.
Angefangen hatte alles mit Judith Hermanns (Jahrgang 1970)
„Sommerhaus, später“.

Treffend im Internet bezeichnet als –
„Literatin der Generation Golf“.

Und so hat es uns auch wenig verwundert, irgendwo zu lesen,
wie treffend die Adler-und-Engel-Autorin,
Crissy findet das Buch unter all den Büchern gerade nicht,
und der Name will uns beim besten Willen gerade nicht einfallen,
was als Ausdruck von Abneigung interpretiert werden kann,
muß aber nicht.

Ach, beim Begriff „Generation Golf“ – genaau,
da fällt uns ja auch jener Autor ein,
dessen Namen verblasst, nur seine tolle Idee als Erinnerung geblieben, das Buch selbst längst nicht mehr lesbar,
das zweite ein Ladenhüter – aber:

Der smarte Jung-Autor befand sich von Anfang an auf der sicheren Seite –
mal bei der FAZ und im Feuilleton, oder?
Waren connections schon fest-geknüpft.
Ja, mit der Kohle von „Generation Golf“ und all dem PR-Hype,
gründete er dann mit seiner Frau
ein Blatt, das sich mit KUNST beschäftigt,
und zuletzt an einen großen Schweizer Verlag verkauft worden ist.
Jetzt haben sie eigentlich für immer ausgesorgt.
Wird der Generation-Golf-Autor jemals noch ein Buch schreiben (müssen)?

Sicherlich nicht.

Und schon sind wir mittendrin.

In diesem traurigen Geschäfts-Idee-Gewusel,
das mit LITERATUR
GAR NICHTS mehr zu tun hat.

Vertreter diese Generation:
‚Buch-als-Geschäfts-Idee und Lebens-Zeitvertreib‘
ist auch der wieselig-wuselige Kritiker…
der bei der ARD und diversen Zeitungen
seinen Senft abgibt.
Und Bücher, die er nicht mag,
in einen – entgegengesetzt zu seiner Bedeutung –
in einen Supermarkt- Einkaufswagen wirft.
Was uns jeweils schmerzlich an eine Art Bücherverbrennung erinnert.

Doch auch die Zeiten von Marcel-Reich-Ranicki,
an die sich einige auch in FEM zuweilen herz-schmerzlich erinnern,
war nicht alles so, wie es aussah.

Es gibt AutorINNEN, die zugeben, heute,
dass sie nie bekannt, berühmt, reich geworden wären,
ohne die Sympathie des großen Kritikers.
Oder weil sie ihn schon vorher kannten.
Sie auf diese Weise Klagenfurt-Gewinnerinnen wurden,
und damit eigentlich „wie über Nacht“ –
gemachte Frauen und Autorinnen.

Womit der nächste und vielleicht bedeutendste, weitreichendste Punkt anzusprechen wäre:

Es scheint nicht wirklich auf die Qualität eines Buchs anzukommen,
heutzutage, und war es teils auch gestern schon so?
ja, war es, wie gerade dargelegt,
sondern auf die richtigen connectons,
und die richtigen Sympathien..von Kritikern, zum Beispiel.
Der vor MRR genannte aktuelle Kritiker etwa mochte so offentlichtlich eine Autorin, die SCHAFE als Kriminalisten oder so darstellte,
lobte das Buch mehrmals und im Fernsehen so oft und tatsächlich mal so ausführlich,
dass dem Buch gar nichts anderes übrigblieb,
als ein Bestseller zu werden.
Sonderbarerweise kaufen wir
solche Bücher gerade erst recht NICHT.
Weil wir uns ungeheuer manipuliert fühlen, in solch einem Augenblick.<
Und man möchte der Autorin zurufen, Vorsicht!
Wahrscheinlich ist der Mann verknallt in dich.

Wohingegen die anderen Rücksichtnahmen der politischen Art,
auch ins Auge…fallen.

Wenn jetzt beispielsweise der Ex-Polit-Star, der alles andere als wirklich freundlich oder wirklich demokratisch dachte,
Hennig Scherf,
sich jetzt so gar nicht damit abfinden kann,
nicht mehr im Rampenlicht zu stehen,
muß er natürlich seinen Lebensstil als Philosophie dartun und –
ein Buch drüber schreiben.

>Während also genannter Kritiker, der auch für den Deutschlandfunk tätig ist,
und dessen Namen uns leider gerade nicht einfällt,
Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ –
in den Mülleimer namens Einkaufswagen wirft,
(wir haben das Buch nicht gelesen,
können nichts darüber sagen),
wird das Henning-Scherf-Buch übers Altern
(Altern auf hohem Niveau :
einer Rente von sicher
weit über 10.000 Euro monatlich..)
als irgendwas „Feinsinniges“ runtergehaspelt und
gelangt auf den Berg „empfehlenswerter Bücher“.

Wenn der Mann dann bei Dussmann,
wie dezentes Product-Placement offenbart, obwohl die ARD sich doch davon verabschieden wollte,
Kunden fragt,
welches Buch sie suchen/kaufen/ wollen,
welches er ihnen EMPFEHLEN kann,

dann sollte der aufmerksame Zuschauer einmal darauf achten,
WELCHE VERLAGE –
und in welchem Zeit-Rhythmus dabei auftauchen……….!

Nicht zuletzt noch ein oder zwei Worte über die Inflationierung der sogenannten Literatur-Preise.
Warum sagt man nicht gleich –

ES IST EINE SUBVENTIONIERUNG!
Weil es doch IMMER Geldpreise sind.
Und damit so mancher Autor danach stumm bleibt…
Bzw. OHNE einen Preis,
sein Buch sich GAR NICHT verkauft hätte…
Weil durch den Preis auch eine zuvor unbegründete PR-Maschinerie dann anlaufen konnte
und durfte…

Übrigens, rein zufällig,
sitzt dann zuweilen manch solcher „Kritiker“..
wie der just genannte,
dann auch in so einer JURY..
Der Kreis schließt sich.

Mittgspause.
12 Uhr 40.

Na denn, auf nach Lepzig!