er war der WAZ-Mann aus dem Revier, aus Essen: Anfang Februar hätte er die Auszeichnung als „Bürger des Ruhrgebiets“ entgegennehmen sollen. Er hat sie verdient, doch sie war ihm nicht mehr vergönnt: Am Sonntagabend starb Dr. Erich Schumann nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren.
quelle: Westfälische Rundschau, online. (WR-oonline.de)
Ein Patriarch mit Bürgersinn
edienmann aus Leidenschaft, Revier-Bürger aus Überzeugung: Erich Schumann.
Essen/Dortmund. Anfang Februar hätte er die Auszeichnung als „Bürger des Ruhrgebiets“ entgegennehmen sollen. Er hat sie verdient, doch sie war ihm nicht mehr vergönnt: Am Sonntagabend starb Dr. Erich Schumann nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren.
Von Klaus Schrotthofer Er war Anwalt und Steuerexperte, er war Freund und Wegbegleiter großer deutscher Politiker, er setzte sich für die Freundschaft mit Israel ein, er war erfolgreicher Sportfunktionär, er hat Wissenschaft und Kunst großzügig gefördert, er war ein ungeduldiger Schrittmacher beim Strukturwandel des Ruhrgebiets – Erich Schumann hatte viele Fähigkeiten und Leidenschaften.
Zuallererst aber war er Verleger. „Dieser Beruf ist die Hauptsache in meinem Leben,“ hat er einmal erklärt. Und mit seinem Namen verbunden ist und bleibt der Ausbau der WAZ-Mediengruppe, zu der auch die „Westfälische Rundschau“ gehört, zu einem der größten Medienunternehmen Europas.
Dass aus ganz unterschiedlichen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Kultur angesichts einer Todesnachricht gleichermaßen solche Anteilnahme zum Ausdruck kommt, ist nicht häufig der Fall. Als gestern die Nachricht vom Tode Erich Schumanns bekannt wurde, waren viele Menschen – nicht nur im Ruhrgebiet – ehrlich betroffen. Das sagt etwas aus über die Wertschätzung, die Schumann erfahren hat. Und es sagt etwas über das Bild, das er anderen von sich vermittelt hat: So vital, so zielstrebig, so energisch, engagiert und entscheidungsfreudig, wie man ihn noch im vergangenen Jahr erlebt hatte, fiel es schwer, zu glauben, dass er nun nicht mehr unter uns sein soll – der Patriarch mit Sinn fürs Große und verblüf-fender Kenntnis im Detail.
Es war Erich Brost, brillanter Journalist und legendärer Mitbegründer der WAZ-Mediengruppe, der Erich Schumann 1978 in den Verlag geholt hat. Aus der Zusammenarbeit der beiden wurde ein Lebenswerk – Erich Brost adoptierte Schumann später sogar – und eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Auch nach dem Tode Erich Brosts im Jahre 1995 setzte Schumann als geschäftsführender Gesellschafter zusammen mit seinem Co-Geschäftsführer Günther Grotkamp die Expansion der Mediengruppe fort: Über 500 Zeitungs- und Zeitschriftentitel in ganz Europa verlegt das Unternehmen heute.
Über seine Geschäftsmethoden kursieren viele Anekdoten und manche Legende. Wahr ist: Der gebürtige Franke konnte auch Skeptiker mit südlich-barockem Charme einnehmen, sein Verhandlungsgeschick war indes gefürchtet. Er war ungewöhnlich erfolgreich, und er hat viele an seinem Erfolg teilhaben lassen – generös, nicht gönnerhaft: Die Universität Dortmund etwa verdankt ihm und Anneliese Brost vieles, erst 2005 wurde den beiden dafür die Ehrenbürgerwürde der Dortmunder Hochschule zuteil.
Sein galt Erich Schumann immer mehr als Schein. Er bildete sich seine Meinung selbst, aus eigener Anschauung und Fachkunde. Noch im Frühjahr 2006 nahm er, wie jedes Jahr, an einer Weiterbildung für Steuerfachanwälte teil. Er wolle, so erklärte er einem irritierten jüngeren Kollegen, eben auf dem Laufenden bleiben – und wissen, ob ihm die Experten im eigenen Haus tatsächlich korrekten Ratschlag geben.
Nicht nur diese Experten, auch viele andere Menschen im Revier, und nicht zuletzt die Redaktionen, deren Unabhängigkeit er stets verteidigt hat, werden seinen Rat nun vermissen.
22.01.2007