PRESSE-SCHAU-KUNST: PALAIS DE TOKYO, PARIS

Das Museum, direkt gegenüber des „monumentalen“ Pariser Museum für Moderne Kunst, mit Blick auf den Eiffelturm, von der breiten Terrasse aus, Le Palais de Tokyo, die moderne Ergänzung, wenn man so will, zum Monumental-Museum, ist Feminissimas Lieblingsmuseum. Nicht zuletzt wegen der so ungemein kommunikativen Integration der Kantine..des „Self-Service-Restaurants“ in den Kunstraum, daher ist es auch keine normale Kantine. Jetzt hat der Nachfolger der bisherigen Macher, der Schweizer Marc-Olivier Wahler, offenbar auch die größten Zweifler auf seiner Seite. die PRESSE-SCHAU dazu aus der Kultur-Seite der WELT-online vom 5. 1. 2007:

Viel Lob für neuen Chef des Palais de Tokyo
Von Elena Sorokina

Als vor wenigen Monaten Marc-Olivier Wahler als Nachfolger der beiden Franzosen Nicolas Bourriaud und Jerome Sans seinen Posten als neuer Direktor der Pariser Ausstellungshalle „Palais de Tokyo“ antrat, hielten sich die Vorschusslorbeeren in Grenzen. Zu groß schienen die Herausforderungen, denen sich der Schweizer stellen musste.

Er hatte dem Kulturministerium zu gefallen, musste die Finanzen sanieren und neue Räume ausbauen. Aber die spannendste Frage war – wie würde der Schweizer im Palais von der französischen Kritik aufgenommen? Zwei Ausstellungen – „5 Milliarden Jahre“ und „Eine Sekunde pro Jahr“ – später ist zumindest sicher, dass die Kritik ihren Frieden mit Wahler gemacht hat.

„Le Monde“ pries die Energie seiner Projekte und dass der komplizierte Raum des Palais endlich den Werken diene, anstatt sich ihnen aufzuzwingen. Der Kurator verbinde das Spektakuläre mit der Intelligenz und rufe die Atmosphäre eines Science-Fiction Filmes hervor.

In der Tat, dunkel ist die Ausstellungshalle, der enge Eingang ist ein monumentales Kunstwerk von Sabina Lang und Daniel Baumann: zwei geschwungene schwarze Wände, mit Tausenden von Glühbirnen versehen. Mal fungiert ein Motorrad als Kerzenständer, mal schmückt eine Lichtskulptur die Wand. Eine Bühne für die Kunst.

Auch andere Zeitungen reihen sich in die Reihe der Lobpreisenden. „Le Journal des Arts“ stellt fest, Wahler würde seine kuratorische Tätigkeit in Frankreich mit Triumph starten und behauptet gar, der Kurator verwirkliche eine raum-zeitliche Revolution im Palast. „L’Express“ begleitet ein langes detailreiches Interview mit Porträts des Kurators in edlem Schwarz-Weiß.

Sind die französischen Kritiker freundlicher zu Ausländern als zu einheimischen Kuratoren oder mögen sie einfach die Schweizer? Schließlich ist es ziemlich schwierig, dem französischen Feuilleton zu gefallen. Dies beweist einmal mehr „Liberation“, die weder die Dunkelheit der Räume mag, noch die monumentale schwarze Wand von Lang und Baumann schätzt. Sie erinnere an einen Bankeingang, mäkelt das Blatt. Doch selbst „Libération“ findet zwei Ausstellungen sehenswert. Besonders lobt sie den Sternenhimmel von Renaud Auguste-Dormeuil. Der Fotograf hat einen verträumten Blick in den Himmel beziehungsweise auf den Computer geworfen – und zwar immer „am Tag vorher“ – am 10. September 2001 oder am 12. Februar 1945.

Die zweite Runde von Wahler hat vor kurzem mit drei Einzelausstellungen junger Künstler begonnen. Wie diese Ausstellungen aufgenommen werden, steht noch aus, aber eins scheint klar: Wahler hat den Geschmack der Pariser getroffen.

Artikel erschienen am 05.01.2007