KULTUR-NACHRICHTEN (31.12.06)

Quelle: Deutschlandradio.
Die spannendste und aufschlußreichste News:
Die meisten Lehramtsanwärter sind für den Beruf des Lehrers ungeeignet, weil sie ihn sich „zu leicht“ vorstellen…
dradio.de
URL: http://www.dradio.de/kulturnachrichten/20061229180000/drucken/

KULTURNACHRICHTEN

Bundeskanzlerin Merkel: „Nur wer zu sich selbst steht, kann Respekt von anderen erwarten“
„Ein klares Bekenntnis zu unseren Werten und Wurzeln“ – dies fordert Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Neujahrsansprache. Zugleich plädiert sie für ein tolerantes Zusammenleben in Deutschland. Beides stehe nicht in einem Gegensatz, sondern gehe zusammen, betont die Kanzlerin. Nur wer zu sich selbst stehe, könne Respekt von anderen erwarten. – Lobende Erwähnung erfährt in der Rede auch ein weiteres Mal das „Sommermärchen“ der Fußball-Weltmeisterschaft: „Wir Deutsche haben das Mitreißende von schwarz-rot-gold gespürt. Wir haben damit ein neues, ein schönes Bild von Deutschland in die Welt getragen. Und das trägt weiter“, hofft die Bundeskanzlerin.

Göttinger Bach-Institut nach 55 Jahren geschlossen
55 Jahre lang arbeiteten Wissenschaftler in Göttingen an einer hundertbändigen Gesamtausgabe der Werke Johann Sebastian Bachs. Jetzt wird das Bach-Institut geschlossen. Mit der Fertigstellung der Neuausgabe sei das Ziel der Einrichtung erreicht, hieß es zur Begründung. Auf eine neue Aufgabe habe man sich nicht verständigen können. Den fünf Mitarbeitern wurde zum Jahresende gekündigt. Das wissenschaftliche Material, darunter zahlreiche Frühdrucke aus dem 18. Jahrhundert, soll an das Bach-Institut in Leipzig gehen.

Ein Drittel der Lehramtsanwärter taugt nicht zum Lehrer
Was Generationen von Schülern immer schon vermutet haben, ist nun wissenschaftlich bewiesen. Laut einer Studie der Universität Potsdam sind ein Drittel der Lehramtsstudenten nicht für den Beruf des Lehrers geeignet, etwa weil sie zu schüchtern sind. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ute Erdsiek-Rave, fordert deshalb die Einführung von Eignungstests. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin erklärte, offenbar gebe es bei vielen jungen Menschen ein falsches Bild vom Lehrerdasein. Viele hielten den Job für nicht so schwer und glaubten, man habe viel Freizeit.

Während deutscher EU-Ratspräsidentschaft wird Deutsch gesprochen
Die Agenda für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft ist bereits übervoll – aber ganz nebenbei kommt noch ein neues Thema hinzu, und zwar ein mehr oder weniger kulturelles. Während des gesamten sechs Monate dauernden Vorsitzes soll bei offiziellen Terminen Deutsch gesprochen werden. Dies gelte nicht nur für Pressekonferenzen in Berlin, sondern auch für Auftritte von Politikern in Brüssel, kündigte das Auswärtige Amt an. Deutsch sei schließlich eine der drei Arbeitssprachen in der Europäischen Union. Während der finnischen und österreichischen Ratspräsidentschaft 2006 wurde bei Pressekonferenzen vorwiegend die englische Sprache verwendet.

Warum immer alles teurer wird – oder zu werden scheint
Erst kam der Teuro, und nun kommt die Mehrwertsteuererhöhung. Und wieder wird es den Widerspruch zwischen gefühlter und tatsächlicher Inflation geben, ist sich der Psychologe Helmut Jungermann von der TU Berlin sicher. Die Bevölkerung habe mit der Bezeichnung „Teuro“ recht gehabt, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Denn bei der gefühlten Inflation würden Dinge, die billiger geworden sind – wie zum Beispiel elektronische Geräte – nicht einbezogen. Bei Lebensmitteln, die man täglich kaufe, habe es aber tatsächlich Preissteigerungen gegeben. Und auch nach der Mehrwertsteuererhöhung werde es so sein, dass den Menschen nur höhere Preise auffallen. Das sei eine menschliche Eigenart, für die es keine Erklärung gebe. Dafür aber einen Fachausdruck, und der lautet „Verlustaversion“.

Bisher unbekanntes Klavierstück des jungen Mozart uraufgeführt
Diese zweieinhalb Minuten könnten eine musikalische Sensation sein. In Salzburg ist ein bisher unbekanntes Klavierstück von Mozart uraufgeführt worden. Das 91 Takte umfassende «Allegro di Wolfgango Mozart», das in einem kürzlich von der Salzburger Erzdiözese erworbenen Notenbuch enthalten ist, soll Mozart «aller Wahrscheinlichkeit nach» im Alter zwischen sechs und zehn Jahren geschrieben haben. Das Buch wurde von zwei im 18. Jahrhundert in Salzburg bekannten Klavierlehrern zusammengestellt.

Kultursender Arte will Globalisierungs- und Entwicklungsthemen stärker in den Blickpunkt rücken
Nicht nach der Masse schielen, aber auch nicht im Elfenbeinturm hocken – diesen Spagat hat sich Gottfried Langenstein, der künftige Präsident von `Arte´, vorgenommen. Der deutsch-französische Kultursender müsse sich noch mehr als bisher mit den „Schlüsselfragen für Europas Zukunft“ beschäftigen, sagte Langenstein der `Frankfurter Rundschau´. Als Beispiele nannte er die Entwicklung der Umwelt und des sozialen Miteinanders in einer überalterten Welt. Mehr Aufmerksamkeit wolle man auch dem Thema Globalisierung schenken. Langenstein, der bislang Vizepräsident bei `Arte´ war, löst zum Jahreswechsel turnusgemäß den bisherigen Senderchef Jérome Clément ab.

Islamisten-Organisation Milli Görüs auf Expansionskurz
Die vom Verfassungsschutz beobachtete islamische Organisation Milli Görüs baut ihr Netz an deutschen Universitäten weiter aus. Dazu gehören einem Bericht des „Spiegel“ zufolge Kongresse und Stipendien. Die meisten gehen an Frauen, die aufgrund des türkischen Kopftuchverbots in Deutschland oder Österreich studieren. Die Organisation setzt sich für eine islamische Gesellschaftsordnung ein und hat in Deutschland mehr als 26.000 Mitglieder.

Bibliotheken klagen über Platzprobleme
Wenn eine Bibliothek sich gezwungen sieht, aus Platzgründen Bücher zu vernichten – welche kommen da, weil nicht mehr aktuell, wohl als erste in Frage? Genau – Computerliteratur aus der DDR der Siebziger Jahre. Der Direktor der Universitätsbibliothek in Mainz, Andreas Anderhub, berichtete der Nachrichtenagentur ddp von der zunehmenden Enge in den Regalen und der ständigen Suche nach neuem Stauraum. Jedes Jahr kommen nach seinen Angaben mehrere zehntausend Bände dazu, und seit neuestem werden eben auch Bücher vernichtet. Das sei aber nur die letzte Lösung, betonte Anderhub.

Zweifel an Ort der Varusschlacht
Auch 1.997 Jahre nachdem der römische Feldherr Varus von den Germanen vernichtend geschlagen wurde, tobt die Schlacht der Historiker weiter. Dabei geht es um die Frage, wo der Waffengang damals stattgefunden hat – ob im Teutoburger Wald im Kreis Lippe oder, wie neuere Forschungen zu belegen scheinen, bei Kalkriese in der Nähe von Osnabrück. Der Hamburger Historiker Siegfried Schoppe hat sich noch einmal für Lippe in die Bresche geworfen. Alle Argumente sprächen dafür, sagte er dem Bielefelder „Westfalen-Blatt“ und kündigte die Veröffentlichung neuer Forschungsergebnisse an. Die Verwendung öffentlicher Mittel für ein Museum und für die Grabungsstätte in Kalkriese bezeichnete er dagegen als Verschwendung von Steuergeldern.

Spanische Polizei beschlagnahmt Gemälde kurz vor Auktion
Diese Auktion war zuende, bevor sie begann. Die spanische Polizei hat kurz vor einer Versteigerung ein Francisco Goya zugeschriebenes Gemälde beschlagnahmt, das für mindestens 1,2 Millionen Euro unter den Hammer kommen sollte. Möglicherweise sei ein Betrug in großem Stil verhindert worden, teilten die Behörden mit. Experten hätten bezweifelt, dass das Bild „Heilige beten das Allerheiligste an“ tatsächlich von Goya stammt.

Beatles debüttieren als Briefmarke in Großbritannien
Normalerweise sammeln Beatles-Fans nur Platten. Künftig vielleicht auch Briefmarken. Die britische Royal Mail will am 9. Januar erstmals Marken mit sechs verschiedenen Albumcovern der Band veröffentlichen: „Abbey Road“, „Help!“, „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, „Let it Be“, „With the Beatles“ und „Revolver“. Mit der Aktion solle der außergewöhnliche Beitrag der Beatles zur britischen Kultur gewürdigt werden, heißt es in einer Mitteilung der Post.

Rolling Stones erfolgreichster Live-Act in den USA
Die ‚Rolling Stones‘ haben es immer noch drauf. Die Band von Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood war im Jahr 2006 die erfolgreichste Live-Combo in den USA. Bei ihrer Tournee gaben die Stones in Nordamerika 39 Konzerte und spielten insgesamt vor rund einer Million Zuschauern. Insgesamt wurden für 138,5 Millionen Dollar Tickets verkauft, berichtet der Onlinedienst der BBC. Barbra Streisand kam mit zwanzig Konzerten immerhin auf eine Summe von 92,5 Millionen Dollar. Zu den weiteren Top-Verdienern gehört erwartungsgemäß Madonna die bei ihrer «Confessions»-Tour in den USA für 85,9 Millionen Dollar Tickets verkaufte.

New Yorker Fans nehmen Abschied vom `Godfather of Soul´ James Brown
Der Abschied war des `Godfather of Soul´ würdig. Zwei Schimmel zogen eine weiße Kutsche mit dem goldenen Sarg von James Brown durch den New Yorker Stadtteil Harlem zum Apollo-Theatre. Dort hatte vor 50 Jahren die Karriere des `Superstars der einfachen Leute´, wie sein Freund, der Geistliche Al Sharpton ihn nannte, begonnen. Tausende Fans waren gekommen, um ihr Idol im Konzertsaal des Apollo ein letztes Mal zu sehen. Vor dem Gebäude wurde die Trauerfeier zur Soul-Party. James Brown, der in der Weihnachtsnacht im Alter von 73 Jahren starb, hatte den Schwarzen Amerikas mit seinen Texten Stolz und Selbstbewusstsein vermittelt. Morgen soll der Sänger in seiner Heimatstadt Augusta in Georgia beigesetzt werden.

Britney-Spears-Fan schließt weltbekannte Website
Britney Spears hat jetzt sogar ihren treuesten Fan vergrault. Der Betreiber der Webseite „World Of Britney dot com“, Ruben Gray, löscht sein Informationsportal aus dem Internet. Die britische Zeitung „The Sun“ zitiert ihn mit den Worten: „So wie Britney ihre Identität und ihre Glaubwürdigkeit bei den Fans und bei der Werbewirtschaft verloren hat, so ist es auch mit meiner Webseite.“ In guten Zeiten wurde die Adresse jeden Tag von Hunderttausenden Fans angeklickt. Auslöser für die Entscheidung des jungen Mannes waren dem Bericht zufolge Fotos der Popsängerin, auf denen sie erneut auf so unvorteilhafte wie knappe Weise bekleidet ist.

Riesiges Eismassiv in kanadischer Arktis abgebrochen
Es geschah bereits vor 16 Monaten, wurde aber erst jetzt entdeckt. In der kanadischen Arktis hat sich ein 66 Quadratkilometer großes Stück Schelfeis vom Festland gelöst. Durch die Auswertung von Satellitenfotos und seismischen Daten wurde festgestellt, dass das Eismassiv innerhalb von nur einer Stunde abbrach. Wissenschaftler äußerten sich besorgt und stellten eine Verbindung zum Klimawandel her. So sei das verbliebene kanadische Schelfeis inzwischen 90 Prozent kleiner als zur Zeit seiner Entdeckung im Jahr 1906.

Kopierschutz für HD-DVD umgangen
Kaum im Handel, und schon geknackt. Der Kopierschutz für die DVDs der nächsten Generation, die so genannte HD-DVD, ist wohl doch nicht so sicher wie gedacht. Ein anonymer Computertüftler hat im Internet bekannt gegeben, er habe den Inhalt einer solchen Scheibe auf seine Festplatte übertragen können. Zum Beweis legte er ein Video und den Software-Code vor. Die neuen hochauflösenden Formate HD-DVD und Blue-ray sind mit einem Rechtemanagement-System geschützt, das deutlich robuster sein soll als der bereits vor Jahren von einem norwegischen Hacker umgangene Schutz der herkömmlichen DVDs.

Italinischer Schauspieler Aroldo Tieri gestorben
Seinen letzten Filmauftritt hatte er 2002 in Roberto Benignis „Pinocchio“. Insgesamt hat der italienische Schauspieler Aroldo Tieri in mehr als 100 Filmen mitgewirkt. Dabei arbeitete er mit Stars wie Vittorio Gassman, Anna Magnani, Totò oder Vittorio De Sica zusammen. Im Alter von 89 Jahren ist Aroldo Tieri in Rom gestorben.

„Casablanca“ Lieblingsfilm der britischen Parlamentarier
Politikern wird oft vorgeworfen, sie seien der Bevölkerung entfremdet. Zumindest in Sachen Filmgeschmack gilt das nicht. In einer Umfrage unter den Parlamentsabgeordneten in Großbritannien wurde nach dem besten Film aller Zeiten gefragt – und „Casablanca“ landete unangefochten auf Platz eins, so wie seit Jahrzehnten in vielen Film-Hitparaden. Außerdem unter den ersten zehn: „Star Wars“, „Manche mögens heiß“ und „Citizen Kane“. Aber nicht nur der Massengeschmack findet sich unter den Lieblingsfilmen der britischen Parlamentarier. Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“, in dem es ziemlich blutig zugeht, taucht auf Platz sieben auf. Befragt wurden allerdings nur 175 der rund 600 Abgeordneten.

Kleines Liechtenstein ist größer geworden
Es klingt wie die Geschichte vom Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam. Ähnlich wie in dem Film dieses Titels hat sich Liechtenstein ein wenig größer gemacht. Landvermesser haben zum ersten Mal das gesamte Territorium bis in den kleinsten Winkel kartiert und dabei erfreut festgestellt, dass bisher ein halber Quadratklilometer übersehen wurde. Das entspricht immerhin einer Fläche von 50 Fußballfeldern. Insgesamt ist Liechtenstein nun also ganz offiziell 160 Komma vier sieben fünf Quadratkilometer groß.

Indonesischer ‚Playboy‘-Chef vor Gericht
In Jakarta haben Demonstranten versucht, einen Gerichtssaal zu stürmen. Darin wurde ein ganz besonderer Fall verhandelt – die Pornographie-Anklage gegen den Chefredakteur der indonesischen ‚Playboy‘-Ausgabe. Weil die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, drohten nach Berichten von Nachrichtenagenturen rund 30 Menschen, die Türen einzuschlagen. Das Männermagazin sorgt seit seinem ersten Erscheinen in dem muslimischen Land vor acht Monaten für Unmut. Übrigens fand die Verhandlung nur deshalb hinter verschlossenen Türen statt, weil der Richter die Bevölkerung von Obszönitäten verschonen wollte. Dabei gibt es in der Indonesien-Ausgabe des ‚Playboy‘ gar keine Nackten.

Mozart-Beschallung in Pjöngjang
Aus den Lautsprechern auf den Straßen von Pjöngjang tönen normalerweise kommunistische Revolutionsmärsche mit Titeln wie „Lasst uns unseren obersten Kommandeur mit Waffen unterstützen“ oder das „Lied der Küstenartillerie“. In dieser Woche jedoch erklang die Overtüre aus der „Hochzeit des Figaro“. Wie die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA mitteilte, hat die Regierung aus Anlass von Mozarts 250. Geburtstag diese Ausnahme angeordnet. Musik aus dem Westen ist in Nordkorea eigentlich verboten, ihr Besitz wird mit Gefängnis bestraft. Nun gibt es Spekulationen darüber, was den Sinneswandel ausgelöst haben könnte. Staatschef Kim Jong Il, so viel ist bekannt, hält sich selbst für ein musikalisches Ausnahmetalent. Wie Mozart soll er schon als Kind fleißig komponiert haben.