Crissy,
die Dauer-Praktikantin,
die sich heute einen
Bart angeklebt hat,
versinkt in Geschenkpapier.
Sie will dieses Jahr das Geschenk-Papier beim Wort nehmen –
und es verschenken.
Eine originelle Idee!
Brausi, der Wintersturm,
der heuer frei hat,
pinselt Papier mit Goldtusche und Wasserfarben und ja – !
sogar Ölfarben bunt,
als Ersatz für die üblichen Weihnachtskarten.
Tusch, für die gute Idee!
Jede Weihnachtskarte ein UNIKAT!
Besser Unikat als Unikum – oh, das Leben pur-und-drall-all-überall in diesen Tagen!
KassiererInnen brauchen Nerven wie Drahtseil.
Erstmals überlegt,
wie verarbeiten sie all den Stress,
der sich bei ihnen an der Kasse entlädt?
Oh, diese Lady, ihr Gatte und die Schwiegermama..!
Zügig hatten sie ein paar Flaschen Champagner, echten,
wenngleich nicht der allerersten Spitzen-Cru auf das Laufband gewuchtet..
Und noch ein paar Leckereien mehr,
die auf ein feucht-fröhliches, ja-wie-auch-immer!
schließen lassen könnten,
und auf ein gewisses..na, „wir-sind-wer!“ Flair…
was schon der verächtliche Blick,
auf die Frage:
„Sammeln Sie auch Treue-Herzen?“
Und dann der Stau!!
Die Lady meinte, einen Fehler auf dem Kassenzettel entdeckt zu haben.
Ein Salat oder irgendwas war angeblich falsch eingetippt worden.
Es ging bei den weit über 100 Euros für Alk dann um 88 Cent zu viel für einen Salat, der falsch eingetippt worden war oder so.
Sie stand da an der Kasse, die Lady,
Freudlosigkeit verbreitend,
und hielt den Verkehr auf,
als ginge es um den Betrug des Jahres.
Wir tippten, die ist Lehrerin.
So unangenehm und strafend,
wie sie um sich blickt!
Ja, es gibt höchst unangenehme ZeitgenÖssinnen in diesen Tagen!
Am besten, wir bleiben zuhause,
und schmurgeln das schon leicht angetrocknete Grün des Nicht-Adventskranzes an…nicht zu viel!
sonst wirds teuer!
mit dem Streichholz,
das riecht so weihnachtlich.
Ah, weihnachtlich!
„Was ich ja überhaupt nicht leiden kann – !“ –
ruft Marenga,
„wenn dir alle Jahre wieder
dir völlig unbekannte Redakeure und -Innen
dir ungefragt aus allen Tageszeitungen heraus,
auftischen,
was sie zur Weihnachtszeit lesen oder kaufen oder verschenken – diese WERBUNG!
Unter oder hinter dem Mänetelchen des Vermeintlichen!“
„Ja, “ – flüstert Wildkatzen-Redaktions-Chérie,
denn sie ist etwas inkommodiert:
„Das erinnert mich an diese Plattheit, vous-savez,
nein, nennen wir es Unverfrorenheit,
wir sind ja etwas milde, heute,
weil ja Sonntag ist,
mit der diese Elke Heidenreich auf diesem ZDF tönen darf-und-kann:
„Ja, los Leute, kauft die Bücher!“ oder so ähnlich..!
Sicher preisen auch bald die ZDF-Dauer-Köche die Produkte an,
wo man sie kaufen ..oder beim ZDF bestellen kann!“
Und Cherie rümpft das feine Näslein.
Katzen sind ja ganz besonders geruchsempfindlich.
„Ich finde, es gibt derzeit keine interessanten deutschen Schriftsteller,
die -Innen gleich miteingepackt –
nur noch WERBE-Bücher von kurzlebig-schnell-als Promi noch verramscht,
grauenhaftes Zeug,
die Ober-Zitrone gerade mal rasch an „Thea Dorn“ – ist ja ein Pseudonym,
und auch die Bezeichnung „Schriftsteller“
oder „Schriftstellerin“ ist ja nicht geschützt.
Juanita, die Freundin von Jaime,
hebt einen dicken Wälzer auf den Tisch:
Er trägt einen kleinen Stempel „Mängel-Exemplar“,
aber der stört echte Lese-Ratten überhaupt nicht.
Für 4 Euro 45 hat sich Juanita gerade die Sammel-Ausgabe gekauft,
von Romanen,
ja, Literatur…?
WAS macht Literatur aus…??
Kannst du heute nur noch zweifelnd fragen,
jedenfalls hat sie erstanden:
„WER DIE NACHTIGALL STÖRT“ – von Harper Lee,
und:“MORGENS UM SIEBEN IST DIE WELT NOCH IN ORDNUNG“ von Eric Malpass,
und noch im selben Band:
„ICH HÖRTE DIE EULE, SIE RIEF MEINEN NAMEN“, von Margaret Craven.
„782 Seiten, alles zusammen!“
Juchzt Juanita,
„Sonderausgabe zu ’90 Jahre Rowohlt!'“
Sie schmeißt sich auf eine der Couches in den Lese Lounges –
und beginnt zu schmökern!
Marenga hat Briefe von ROSA LUXEMBURG gekauft,
die sie aus dem Gefängnis an Frau Liebknecht schrieb,
und will die sich selbst schenken.
Esmeralda wünscht sich das Buch über Yves Klein.
Es ist aber nicht ganz so preiswert.
Aber soooo umfassend…!
Ja, und alle wollen KALENDER, KALENDER, KALENDER!
Heute schenkt dir ja keiner mehr welche!
Feminissima selbst wird versuchen,
endlich das kleine, aber herrliche SACHBUCH:
WER AUS DER REIHE TANZT,
LEBT INTENSIVER – (dtv, Allan Guggenbühl)
zu Ende zu lesen,
und auch endlich – „L’AMANT“ auf Französisch,
von Marguerite Duras,
und sich die liebenswürdige „Emma“ von Jane Austen,
noch einmal zu Gemüte führen,
und natürlich wie immer,
von Zeit zu Zeit,
die fernöstlichen
Weisheiten und Philosphien genießen:
„LAOTSE – Das Buch vom Sinn und Leben“ (marix-verlag).
Ihrem Sohn schenkt sie die Gesamtausgabe von BORCHARDT,
mit:
„Draußen vor der Tür“.
Ach so, und nicht zu vergessen:
Die angehende Psycho-Analytikerin-Freundin bekommt ganz etwas Delikates:
„Das Unglück der kleinen Giftmischerin –
– und 10 weitere Geschichten aus der Forensik.“
Von Erich Wulff.
Erschienen im Psychiatrie-Verlag Bonn 2005.
Sehr hübsch nun herausgegeben
von der Edition BALANCE.
Noch weiterhin…kommt gut durch den 3. Advent…!
Oh, gerade hat eine nach München Ausgewanderte gemailt:
„Hier in München ist mein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.
Wie konnte ich nur so lange in Berlin bleiben!“
Mmmhh…ja…
Das ist das Sonderbare –
BERLIN lässt dich irgendwie einfach nicht mehr los…
Das Leben ist spannend wie in einem Dampf-Kochtopf, dessen Deckel jede Sekunde explodieren kann..
von