Rückblick: 2004 Trauerjahr für Journalismus

Zwei deutsche Journalisten, ein Mann und eine Frau, für die DEUTSCHE WELLE arbeitend, sind im Norden Afghanistans erschossen worden. Bislang galt der Norden relativ „sicher“. Aber ab heute sind in „ganz Afghanistan“ die internationalen „Friedenstruppen“…
Ein Rückblick auf die Situation des Journalismus:
2004 – ein Trauerjahr für den freien Journalismus

Weltweit haben Journalisten auf Bedrohungen der Pressefreiheit aufmerksam gemacht. Mit Blick auf die hohe Zahl von 53 Journalisten, die im vergangenen Jahr in Ausübung ihres Berufs getötet wurden, sprach die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit von einem Trauerjahr. Die Organisation veröffentlichte aus Anlass des Welttages eine Liste der „34 größten Feinde der Pressefreiheit“. An der Spitze stehen dabei vier Politiker und Sicherheitskräfte in Bangladesch, die Journalisten mit dem Tod oder Übergriffen bedroht hätten.

Auf der Liste findet sich auch Russlands Präsident Wladimir Putin. Russland sei für Journalisten „ein gefährlicher Platz“, mindestens zwei Journalisten seien dort im vergangenen Jahr umgebracht worden. Besonders beim Geiseldrama im südrussischen Beslan hätten die russischen Fernsehsender im September zunächst lediglich „amtliche Meldungen“ verbreitet, während die Bevölkerung „vollständige und unabhängige“ Berichterstattung erwartet hätte.

Wilkürliche Festnahmen und SchlägeZahlreiche Staaten versuchen, Journalisten mit willkürlichen Festnahmen, Schlägen und anderen Formen der Repression an der Verbreitung von Nachrichten zu hindern. Seit Beginn des Irak-Kriegs vor mehr als zwei Jahren kamen dort 56 Journalisten ums Leben. Dies seien nur sieben weniger als im gesamten Vietnamkrieg, sagte der Präsident von Reporter ohne Grenzen, Robert Ménard. Der Irak bleibe der gefährlichste Arbeitsplatz für Journalisten, doch nehme die Bedrohung auch in anderen Ländern zu.

Die meisten Morde an Journalisten gibt es nach einer Untersuchung des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) auf den Philippinen. Reporter ohne Grenzen warf der Regierung in Manila eine „Kultur der Straffreiheit“ vor, die die Ermordung von Journalisten begünstige. Hochgefährliche Länder für Pressevertreter sind außerdem der Irak, Kolumbien, Bangladesch und Russland.

Präsidenten-Gattin stürmt Zeitungsredaktion
[Bildunterschrift: Riskanter Einsatz im Krisengebiet: Reporter bei einem Briefing im britischen Kommandozentrum in Doha/Katar]
In Sri Lanka wurde der Tag der Pressefreiheit überschattet von einem neuerlichen Mord an einem prominenten Journalisten. Opfer ist der 46-jährige tamilische Leitartikler der Zeitung „Daily Mirror“, Dharmeratnam Sivaram, der in Colombo überfallen, entführt und erschossen worden war. In Kenia stand der Tag der Pressefreiheit unter dem Eindruck eines Zwischenfalls in der Redaktion der Zeitung „Daily Nation“. Begleitet von Leibwächtern stürmte die Frau von Präsident Mwai Kibaki in die Büros der größten kenianischen Tageszeitung. Lucy Kibaki war aufgebracht über Berichte, wonach sie am vergangenen Freitag eine im Nachbarhaus ihrer Villa ausgerichtete Party für den scheidenden Landesdirektor der Weltbank gestoppt haben soll.

Deutsche Behörden blockieren InformationenNach Ansicht der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche wird in Deutschland die Pressefreiheit durch Auskunftsverweigerung und Informationsblockaden von Behörden eingeschränkt. Immer häufiger versuchten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Interessenverbänden unliebsame und kritische Artikel oft schon vor der Veröffentlichung zu unterbinden, sagte der Vorsitzende der Journalistenvereinigung, Thomas Leif.

Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, Helmut Heinen, betonte dagegen, die Deutschen gehörten weltweit zu einer Minderheit, die das Glück hätten, in einem wirklich freien Land mit freien Medien zu leben. Der CSU-Politiker Peter Ramsauer sagte, eine unabhängige Presse müsse Politik und Parteien kontrollieren. Halte jedoch eine Partei Anteile an Presseverlagen, könne diese Kontrolle nicht wirklich glaubwürdig funktionieren, kritisierte er im Hinblick auf die SPD.

Freie Information – in China ein Fremdwort
.Stand: 04.05.2005 07:55 Uhr/quelle: tagesschau.de von 2005
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