Sommerfest des LCB /06

vom 27.8./zwei Texte von der live-live – Site…zusammen rund 1.100 mal gelesen – an einem Tag…oh! Motto: „ABER SCHÖN WAR ES DOCH!“
vom 27.8.06/
278382.
heute Nacht: 165 Gäste, welche Überraschung, und dabei war keiner an der Lese Lounge live-Bar, sorry auch!
Aber die Text-Schränke sind ja immer vorsorglich gefüllt, nicht wahr..?
Schneller als

die Tageszeitungen auch noch…, manchmal.

FEMINISSIMA-Nacht: online-live um zehn vor vier…ja, noch dunkel draußen, inzwischen…

Es ist 03 Uhr 37 in der sweet und lebendigen Berliner Nacht.

Zeit jetzt, dann eigentlich auch für ein Schläfchen, oder?
Oder einen verbalen Sun-Aufgeher..?
Aber keine Sonne..derzeit.

Am Tage dann ein paar „Impressionen“ und Zustandsbeschreibungen,
unter anderem auch vom Sommerfest des Literarischen Colloquiums zu Berlin,
Gästezahl von 3000 auf 500 geschrumpft, was für sich spricht,
und gegen das LCB,
aber auch gegen eine irrsinnige Gegeneinander-Planung, innerstädtisch,
an diesem Weekend,
jedenfalls, das LCB,
am Wannsee idyllisch gelegen,
behaust und beheimatet in einer der bildschönen Villen mit magischem Blick auf einen noch mystischeren See,
Villen, die einstmals erfolgreichen jüdischen Mitbürgern gehörten,
denen man ihr Eigentum entriß und auch das Leben,

die Reichen konnten vielleicht noch schnell genug fliehen und flüchten, bisweilen,
und in all diesen schönen Villen mit düsterer Vergangenheit
tummelt sich heute ein kulturbefliessenes Völkchen, mit Glück.

Von der oberen Terrasse des Literarischen Colloquiums fällt der Blick weit und frei zwischen hohen Bäumen und zum See hin abfallender Wiese hinüber zur hellbeleuchteten LIEBERMANN-VILLA,
weil ja auch LANGE NACHT DER MUSEEN, bis 2 Uhr nachts,
jenes wieder restaurierte Sommerhaus des jüdischen Malers, von der Max-Liebermann-Gesellschaft,
die just demnächst nun einen Chef braucht, offenbar zu viel Geld eingesammelt,
und dazu dann ausgerechnet von einem hamburgischen Kunsthistoriker be-cheft wird,
gab es niemand Passendes im arbeitslosen Berlin..?

Zurück zum Sommerfeste des LCB – ja – diese Sommerfeste des LCB sind inzwischen VERLAGS-Werbe-Veranstaltungen,
jeden Sommer aufs Neu, neues Konzept der Abzocke an den willigen Besuchern, die allerdings sehr arg geschrumpft sind..?! Denn – die Besucher müssen 6 Euro Eintritt zahlen
und pro kleinem Glas Wein 3 Euro.
Das Literarische Colloquium itself tauchte nicht wirklich auf,
auch der Chef des Hauses war keine Sekunde zu erblicken,

das LCB hat offenbar nur seinen Namen geliehen…und vor allem seine repräsentativen Räumlichkeiten und die schier einmalige Lage am Wannsee.
Ganz genau unter der Lupe betrachtet…,
so gesehen dann eigentlich Etikettenschwindel.
Es war kein Sommerfest des LCB,
sondern eine Verlags-Darbietung.

Warum es „es“ trotzdem wert war, dort gewesen zu sein,
und über das merk-& denk-würdige Literatur-Leben einerseits und auch andererseits,
aber auch vor allem über die Begeisterung,
ab 21 Uhr, endlich das Tanzbein schwingen zu können –

dabei größte Begeisterung bei orientalischer Musik, aus Marokko, teilweise,

und warum vor allem FRAUEN den Abend der vorlesenden Männer so liebten,
hinterher,
als es ans Tanzen ging – und dazu Männer weitgehend überflüssig..

dazu dann mehr, wenn Ihr wollt –

Am Tage…ausgeschlafen die Buchstaben…dann..

gestern zitierte ein junger Lyriker seine Wort-Vasen wie etwa –
Sprache – dressurgereitet“, hat ja auch etwas.

Aber das sollte jetzt keineswegs und irgendwie wertend gewesen sein,

sondern ein interessantes Sprachbild.
Ja.
Bis später.
Die durchtanzten Füße schunkeln mit den durch-gerüttelten Buchstaben gerade im Fußbad namens „Geh wohl!“ oder „wohl geh!“

Gute Nacht…!

Mal sehen, wann das kreischende „100 Jahre Kaiserdamm“ die Nachtruhe schrill und schauderhaft zu einem bitteren, weil zu frühen Ende…

bis dahin !

Feminissima.

TEIL II Tagestext:

27.8.06/
last page view: 278785. /heute: 567 – willkommen!
Um 15 Uhr 30 hat Text-Stilistin Marion noch am Texte herumgeschminkt, bitte sehr!

278658.
heute: 441
willkommen!
13 Uhr 45

Praktikantin Crissy dreht die Text-Pergola auf,
unter ihrem Dach findest du auch bei Regen noch Trockenes.
Aber nein, die Sonne schaut ein wenig – und während das Ohr lauernd gedämpften Straßengeräuschen der Kirmes auf dem Kaiserdamm, die sich doch tatsächlich „100 Jahre Kaiserdamm“ nennen will und es auch tut,
der nächste Hör-Schock – Seifenkistenrennen, bereits in Vorbereitung,
versöhnt ein glucksendes Kinderlachen, das hoch zum Winz-Balkon perlt,
während einer der mäßig-bunten Luftballons aus der sparsamen Kaiserdamm-Kirmes-Willkommens-Girlande sich befreit hat,
in die Lüfte entkommen will,
aber, hélàs (leider, das ist der literarische Ausdruck in der französischen Sprache für „leider“) –

aber leider nicht weit kommt,
sondern unvermutet und unverhofft, erst recht un-erhofft,
alsbald in den noch dichten grünen Blättern der nächsten Linde hängenbleibt.

Crissy spitzt gerade die Griffel und Text-Stilistin Marion richtet das Cover-Make-Up – hold on!
Gleich geht es los.

Die Fortsetzung des Nachttextes, sozusagen,
aber es ist Tag, inzwischen, richtiger Sonntag.
Mit Kirmes, Karamell und Krachdiwumm..

Und den Gedanken an gestern, vorhin noch, beinah, eine durchtanzte Nacht schier und doch ging es ja eigentlich, nun…ein Fest ist ein Fest – gleich sind wir bei der Fortsetzung oder …beim Anfang..?
TAGGETRÄUMTES also, nur Gedanken, schneller als Worte, schneller als Wolken, so bleiben nur Bruchstücke, unvollkommen immer, alles…letztlich…
Das Gegenteil wäre grauenhaft…nicht wahr.?

Schreibt der neue Stift,
der goldene Stift,
jetzt endlich wieder..?
Das Papier, die Unterlage, ein wenig rutschig,
ach nein, Fettfinger,
noch vom Frühstück?
Bewahre!
Es ist halb zwei, am Tag!

Tagtexten fehlt meist der Zauber von Nachttexten…
aber das ist nun mal so…je-nach-dem..

So entbrannte denn auch heute, nicht ganz in der Früh,
eine Diskussion darüber,
am zerkrümelten Frühstückstisch,
ob nicht jeder Pfennig(seien wir mal altmodisch heute, ein wenig, mit der Sprache, um nicht zu sagen, nostalgisch..)
„wer den Pfennig nicht ehrt“, nicht wahr..

also man diskutierte heftig oder auch weniger,
darüber, ob nicht jeder Pfennig,
der in die „Kultur“ investiert, gespendet oder von mir aus auch weggeschwemmt,
sinnvoll sei,
voll des Sinns, der Sinnfindung, nein, das war wiederum nicht gemeint,
also Eintritt in Ordnung,
Getränkepreise „doch durchaus normal“
(kommt immer drauf an für wen),

und die Idee, jeweils einen Verlag mit seiner Entourage einzubetten, ins SOMMERFEST DES LCB,
doch eher listig und schlau,
nein, eben schlaumeirisch,
wirft Marion angelegentlich ein,
und greift nach der letzten sauren Gurke im Glas.

Und außerdem sei der Ulrich Janetzki ja doch bei der Begrüßung dabei gewesen,
der Gäste, und des AMMAN-Verlages,
aus Zürich, mit aber auch einer Adresse in Berlin,
wie sich das gehört,
und der Amman-Verlag feiert immerhin sein 25jähriges Bestehen, oh..es klingt wie 125-jähriges Bestehen,
und einer seiner Autoren,
der Thomas Hürlimann,
stünde ja jetzt auch auf der Liste,
also sei schon für den besten Roman nominiert,
und wie beim Filmpreis brächte schon die Nominierung um den besten Roman ein Geld..?

Stimmt das?
Wirft Crissy ein,
die es als unbezahlte Praktikantin dafür immer ganz genau wissen will.
Alle flüchten sich in Vagheiten,
ins Vage, jetzt, da es konkret werden soll.

Also, der Hürlimann-Roman heißt „40 Rosen“ , um die Werbe-Tour einzuläuten und fortzusetzen,
und wie der Titel unschwer vermuten lässt,
sind die wohl für eine Frau.
Und wie noch unschwerer, naheliegend,
geht es wieder einmal um eine Mutter,
aber da –

Marenga setzt die Tasse ab –
„ging ich raus, schnell,
um nicht die Story,
der Verleger hatte die unglückliche Idee,
nach der Lesung aus dem Roman,
den Autor zu bitten, näher auf die Story einzugehen, aber nein!
Wozu denn dann noch den Roman lesen, nicht wahr?“

Die Passage, die zwischen hin-und-her-Flanieren, drinnen und draußen,
draußen über Lautsprecher in das Ohr und in das Herz traf,

weckte so viel Lust auf mehr, aber dann selbst ..und nicht vorab interpretiert…

(oh, auf dem Kaiserdamm schalmeit, sicher das falsche Verb, das passende ist gerade unterwegs!
just eine LEIERORGEL…ah!
der Beitrag zum 100Jährigen des Kaiserdamms, endlich, da schau her!)

mal saven.

This is your online-live-programme from Berlin:
es ist gerade 14 Uhr und 5 Minuten..

d

Die Atmosphären sind gerade durch das wirklich grelle, helle Klingeln eines Telefons zerschnitten, buchstäblich,
und auch vorher heute leider…
nur in den Gedanken,

nein, gewünscht, so war vielfach herauszuhören,

hätte man sich auch eine DARSTELLUNG des LCB selbst –
etwa die Vorstellung der Stipendiaten in diesem Sommer,
wer gerade aus welchem Land den Genuß genießen darf, bis zu drei Monaten oder länger
sorgenfrei zu dichten und zu denken,
mit dem schönsten Ausblick Berlins,
umsorgt von der guten Küche und den guten Seelen des Hauses…(„…aber trotzdem hat sich Bolle janz köstlich amüsiert“ – spielt der Leierkasten unten gerade).

Vielleicht hätte man sich auch einen Film gewünscht,
ergänzend zu den Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand, falls es einen gäbe,
über die Entwicklung des LCB und so…

Und vielleicht vorstellbar – eine Diskussionsrunde ÜBER das LCB –
wer finanziert es …
wie wird man Stipendiat..?
Auch beim LCB diesbezüglich Alters-Grenzen..?
Und so weiter.

Sieht man indessen die literarische Welt –
ist sie so auffallend von doch schon sehr fortgeschrittenen Alters sich erfreuen dürfender schreibender Männer besetzt, dass sich NACHWUCHS schwer tut..
es schwer hat,
und auch der Gedanke erlaubt sein darf
und diskutiert wurde,
hier, am Frühstückstisch, vorhin,

ob eine Extra-Nische für „ganz junge,
so wie auch für echt ältere schreibende Frauen ..nicht doch eigentlich schon doch ..vielleicht nicht übel..wäre?“

Und eine Diskussion wäre auch spannend gewesen,
etwa-
Ist auch der Literaturbetrieb (wie alle anderen..auch) vor allem ein männlicher Kungelbetrieb?

Natürlich anders formuliert, wie etwa:

„SIND FRAUEN ALS AUTORINNEN IM LITERATURBETRIEB UNTERREPRÄSENTIERT?
UND WORAN LIEGT DAS?“…

Nein, nichts von alldem.
Lesungen, nonstop beinah,
von halb fünf nachmittags, bis fast 21 Uhr,
wenngleich keine Sekunde langweilig,
nein, keineswegs, und der Verleger,
ein liebenswürdiger Mann, drängte ja auf Fragen, gerne,
aber dazu waren die Räume zu gedrängt voll..
lauschend….ein Publikum,
das später beim Tanz in der Diele schon gegangen war, dann, als der Autor Navid Kermani als DJ auflegte..und wir hörten,
dass es mehr, viel-viel-mehr gibt,

als die American „Oldies von immer“…

Doch noch ist es Nachmittag:

Andere flanierten im Park, hinunter zum Wannsee,
linker Hand ein echter Grill-Würstchen-Stand mit akzeptablem Durchaus-Kartoffelsalat,
doch, für jeden war gesorgt,
vom Schweizer Käsli bis zum..wie gesagt…

Und draußen Regen, was lyrisch,
Rasen, naß, Füsse barfuß,
Tropfen, triefend aus deinen Haaren,
der Wannsee, verhangen,
doch, das hatte was…
Begegnungen wie Temperaturen,
hier bleibst du kühl,
woanders schlägt der Puls ins Plus,
während Gedanken, in Worte geschmiedet,
von anderen
(und nicht zu vergessen auch Angelica Ammar „Tolmedo“ –
und als Text-Performancer der Schweizer Jürg Halter, Jahrgang 1980, mit seinen geradezu Irrsinns-IntensivWort-Stations-Gedichten aus „ICH HAB DIE WELT BERÜHRT“..whow..,
mit Sprachbildern auch wie: „Sprache, dressurgeritten“ –
wenngleich hier bei beiden Autoren die Ansichten auseinander-gingen,
was wiederum beweist,
auch Literatur hat mit Geschmack zu tun,
dem unterschiedlichen),

Ideen, Gedanken, Wortspiele und Wort-Schöpfungen,
die auch nicht aus deinem Lande entspringen,

…in deinen Kopf einwandern,
sich niederlassen, und dich faszinieren.

Die andere Sicht.
Eine andere Sicht.
Anderes Herangehen.
Anderes – Fühlen, auch?
Nein, die Liebe, und auch ..der Liebekummer…

sie werden überall auf der Welt „gleich-gefühlt“ –
nur unterschiedlich…
und dargestellt.

FERNANDO PESSOA wurde vorgestellt…
fulminant,
dir das Zellophan, die Schutzhaut von der Seele reißend,
er packt dich,
er ergreift dich,
gelesen unerhört, unglaublich – leidenschaftlich-mitreißend,
von seiner Übersetzerin,
(hier darf ungeschmälert gesagt werden, eine Schauspielerin hätte es nicht besser..sonst aber bedauerten nicht wenige, dass so gar keine bekannten Berliner Schauspieler…oder sonstige Berühmtheiten…)

ja, ein Text so ultramodern,
so heutig,
wie mitten in Berlin auf dem Alexanderplatz geschrieben..der halb-geöffnete Koffer des Lebens..
Der portugiesische Autor, schon vor dem zweiten Weltkrieg gestorben –

UNFASSBAR, wie dieser Autor die Rastlosigkeit …nein, die Suche, nein…das zersplitterte Sein,
nein, die Verzweiflung in der Hoffnung,
die Hoffnung des Verzweifelten, des Einsamen,
nein – die –

ja nachher in PORTRAITS mehr über diesen uns normal-Sterblichen bislang unbekannt-gebliebenen Autor…

Ja, so ein Fest.
Die Atmosphären…die Höflichkeiten,
die Liebenswürdigkeiten,
wenn Small Talk, dann auf einer glänzend schöneren Ebene…als beim „Bussi-Bussi-und-du-siehst-heute-aber-tolll-aus..!“

Und dann die intensiven Gespräche…von jetzt auf sofort, der Natur,

dass sie kein Ende findend,
zuletzt bis zum Hin-und-Her-Fahren in der S-Bahn,
immer einer wieder den anderen zurückbegleitend,
weil das Gespräch noch längst nicht, noch lange nicht! zu Ende,
in dieser langen Nacht, da die S-Bahnen, die U-Bahnen, die Trams, die Busse – die ganze Nacht hindurch fahren..für uns unterwegs sind,

diese lange Nacht der Museen,
der Feste und Begegnungen:

entsprechend auch die S-Bahn-Station Friedrichstraße mitten in der Nacht so belebt, wie sonst am hellen Mittag….

Ja, und natürlich wäre jeder auch unbedingt,
nicht wenige Gäste verschwanden vielleicht auch deswegen gleich nach 20 Uhr vom Literaturfest…?
um 21 Uhr in der Synagoge in der Oranienburger gewesen…!

Die Ersteigung der goldenen Kuppel…
und vor allem ein Klezmer-Konzert in der Synagoge…

Bitte Berlin,

organisiert das doch nächstes Jahr besser…
damit nicht alles auf einmal..

und by the way –
ach ja, bis später…!

Unten spielt der Leierkastenmann gerade:

„Mariechen saß weinend im Garten..“

Er soll sofort den letzten Euro kriegen!

Und manches ist es halt wert,
den letzten,
und sei es dann auch der allerletzte –
dafür den letzten Euro rüberzuschieben – bitte sehr:

„es“ war es wert..!“

Wegen „allem“…

„Thank you for the music!“….
..so-ein-bißchen-verkürzt-nüchtern-zurück-in-den-Alltag..

Bis zum nächsten Sommerfest des LCB…
im nächsten Jahr, so Gott will.

Heute Abend eine Erinnerung an den letzten Sonntag im August 2005 – den ein 7jähriger Junge aus Berlin nicht mehr erlebte, er war am Vortag, mittags um die Essenszeit von einem Nachbarsjungen ermordet worden.

Bis dahin –

FEMINISSIMA!