Medien: Der FALL KAMPUSCH

…Eine journalistische Gewissensfrage – mehr:
Die österreichische Initiative Qualität im Journalismus (IQ)
gab am Montag folgende Stellungnahme zum Fall Kampusch ab:

Wien – Die extreme Situation, in der sich Natascha Kampusch nach der Befreiung aus achteinhalbjähriger physischer und psychischer Gewalt befindet,
verlangt von allen Medien ein außerordentliches Verantwortungsbewusstsein in Recherche, Berichterstattung und Kommentierung.

Die Initiative Qualität im Journalismus (IQ) warnt davor,
den einmaligen Fall eines jugendlichen Gewaltopfers
nach den routinemäßigen Regeln der Medienindustrie abzuwickeln.

Seriöse, gesicherte Informationen
und eine Ausleuchtung der Umstände
sind auch aus Gründen der gesellschaftlichen Bewältigung
des tragischen und in seinen Einzelaspekten unbegreiflichen Ereignisses nötig.

Fairness gegenüber Kampusch
und Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte haben jedoch Priorität.

Sie soll nach acht Jahren

endlich wieder die Chance haben,
frei über ihre Person zu verfügen
und ihr Leben zu gestalten.

Genau dieser Chance würde sie jetzt ein zweites Mal beraubt werden,
wenn kommerzielle Medieninteressen
die spektakulären Aspekte eines Gewaltverbrechens ausschlachteten.

Dazu Feminissima:

„Hätte die österreichische Polizei nicht so einmalig geschlampt,
könnte das alles anders aussehen.

Trotzdem ist es makaber,
dass „Journalismus“
heute vor allem nur noch „Sensationsjagd“ zu werden droht,
dank des mörderischen…Yellow-Press-Business, das Menschen nicht mehr als solche sieht,
sondern als „ausschlachtbare, auflagensteigernde Waren“….

Es sollte auch hierzulande eine Initiative QUALITÄT IM JOURNALISMUS geben…!!

Die Initiative Qualität im Journalismus
hat sich bereits mehrfach
mit dem berufsspezifischen Problem
des Umgangs der Journalisten mit Katastrophensituationen
und mit traumatisierten Personen auseinandergesetzt
und auf ihrer Homepage www.iq-journalismus.at
die von Experten ausgearbeiteten Ratschläge veröffentlicht.

Sie macht in praktischer Auslegung dieser Regeln darauf aufmerksam,
dass sich im Fall Kampusch beide Dimensionen –

Katastrophe und Trauma – mehrfach überlappen.

Kein einzelner Journalist und kein Medienunternehmen und -unternehmer
kann sich der dadurch aufgeworfenen Gewissensfrage entziehen.

Es wird ferner auch an den Medienkonsumenten liegen,
sensibel auf Verstöße gegen menschliche Fairness,
die selbstverständlich sein sollte, zu reagieren.

Info-Quelle: www.newsroom.de