Sonnenschirm, Wolke Siebenschön & mehr (1/8/06

von gestern..keine short story…impressions aus dem Leben…auch die würdevolle Beerdigung von Vierbeiner Rexi, mit Kerzen und Blumen.
264275.

Es ist 19 Uhr 33 in Berlin,
noch mal schnell in die U-Bahn sprigen, der nächste Laden ist nur zwei U-Bahn-Stationen entfernt,
also wirklich direkt vor der Haustür – hallo & willkommen,
draußen drieselt sich was zusammen…

Der straff nach hinten zum Pferdeschwanz
festgezurrte Haaransatz der jungen,
wirklich sehr sehr jungen Frau
an der Kasse von ALDI,
früher hätte man „junges Mädchen“ dazu gesagt,
wirkt feucht vor Schweiß.
Die Klima-Anlage überfordert.
Doch das Mädchen mit den madonnenhaften Zügen, lächelt bei seiner flinken Arbeit
und wünscht sogar den Kunden
noch einen guten, einen schönen Tag oder Abend.

Sie könnte Oberstufe sein, vom Alter her.
Oder täuscht man sich?
Die junge Frau gehört zu jener Mehrzahl von jungen Leuten,
die noch als Kinder die Schule verlassen,
dann eine Lehre (Ausbildung )machen oder ungelernt als Hilfskräfte …
und über die eine Presse ständig schreibt und behauptet,
wie schlecht die in ihren Schulabschlüssen angeblich sind.
Und wir immer dagegenhalten und
LAUTHALS nach der Qualität der Lehrer fragen.

Dieses junge Mädchen, pardon,
diese junge Frau,
ja, letztlich würde es uns nicht verwundern,
wenn sie schon auch bereits noch ein Kind zu versorgen hätte,
einen Haushalt,
und vielleicht noch eine kranke Mutter.

Das nächste Mal fragen wir sie,
was sie macht, wenn sie nicht bei ALDI an der Kasse sitzt…
aber sie hätte sicher gar keine Zeit für die Antwort.
Und – würde sie denn überhaupt antworten?

Und – wer würde sich schon getrauen, sie zu fragen, nicht wahr.??

Übrigens – **HEUTE ABEND TV-TIP: FRONTAL 21 /ZDF –

Dort wird gezeigt,
wie wirkungsvoll VERBRAUCHERSCHUTZ IN DÄNEMARK funktioniert-
und wie korrumpiert unser System ist…weil die Lobbyisten des schlechten Geschmacks ja gleichzeitig CDU-Bundestagsabgeordnete sind –

IN DÄNEMARK läuft es so, wie auch guter Journalismus funktioniert: MAN DECKT AUF UND NENNT BEIM NAMEN.

Auch im Internet.

Gleich halb drei –

In diesen Tagen…
Sehnsucht nach Landleben…

nach Unberührtheit..
nach dem Tau auf den Rosen,
in der Frühe des Morgens.
Aber die zerzauselten

Stadtbalkon-Rosen
duften auch,
ohne Tautropfen.
Die entstehen dann durchs Wassergießen…

Jaja…wenn die Welt brennt,
wächst die Sehnsucht nach der „Idyll“.

Das ist normal..
Uns geht es wirklich gut.

So gesehen.

Kleine Berliner Postille:

Kauft die Frau begeistert einen Sonnenschirm.
Sonderangebot 10 Euro.
Für den kleinen Balkon.
Der Sonnenschirm ist eingepackt.
„Kann ich ihn mal sehen?“
fragt die Kundin.

„Ungern. Sehr sehr ungern!“
antwortet die Verkäuferin.
„Das macht so viel Arbeit, den dann wieder in die Hülle zu schieben!“

Das versteht die mitfühlende Kundin.

Kauft das Teil und packt es daheim aus.

Dort wird dann alles klar:

Und auch warum Sonderangebot.

Es ist ein Sonnenschirm des Ausmaßes für eine Hotelterrasse, einen Biergarten.

Er ist so riesig,
dass du dich an seinen Stock hängen und davonfliegen kannst,
so bläht er sich auf,
wenn er mit dem Bruchteil seiner Fäche den Winz-Balkon verdeckt, liegend, der Sonnenschirm,
die Spitze der Stange in das Zimmer hineinragend,
Vorsicht, nicht drüber stolpern!

Ein Windstoß bringt Bewegung in den halb auf dem Balkon, halb über der Brüstung liegenden Sonnenschirm.

„Hiergeblieben!“

ruft die Besitzerin.

Doch der Schirm, weitausladend, wie die Schwingen eines Flugzeuges,
hebt sich von dannen,
hebt ab, und fliegt davon…

über die olivgrünfarbenen Wipfel der Linden,
über die Platanen des Lietzensees und ihre abgeplatzten Baumrind-Häute –

hoch zu der Wolke,
eine, nur eine, weit und breit.

An der Stange des Sonnenschirms hängt die Besitzerin,
fuchtelt mit den Beinen und ruft:

„Ja, wann landen wir…?“
„Wohin fliegen wir denn?“

„Auf zur Wolke Siebenschön!“

ruft der Schirm zurück.
„Dort scheint die Sonne!
„Dort werde ich gebraucht!“

Genau.
Wolke Siebenschön.

Der Anruf gerade,
er kam vom Lande.

Und berichtete von der ergreifenden Beerdigung.

Rexi war im 18. Sein seines Hundelebens nun würdig verabschiedet worden.

Mit Kerzen, beim Tierarzt,
alles vorher besprochen,

die ganze Familie versammelt..

erst eine Beruhigungs-Spritze, die Rexi,
er war inzwischen wirklich krank,
nur müde machte…

dann noch einmal Streicheln,
die guten bernsteinfarbenen Augen blickten noch einmal treu, liebevoll und müde….

dann legte sich Rexi in den Arm seiner „Herrin“,

die Tierärztin setzte vorsichtig die EinschlafSpritze, jetzt,

…und dann schlief Rexi in den Armen seiner „Herrin“ ein.

Er wurde im Garten der Familie begraben.

Ein kleines Kreuz sagt –
dass hier Rexi, der Familienhund ruht,
17 Jahre…alt war,
als er in den Hundehimmel einkehrte,

so alt, wie das jüngste Kind der Familie..

„Ja, wir wollten ihn nicht da beim Tierarzt einfach,
und dann von dort zur Abdeckerei…,
er hat uns so viele glückliche Stunden in all den Jahren …
nun soll er auch würdevoll ruhen,
und wir fühlen uns dabei auch ..

jedenfalls besser,
als wenn unser Tier nun wie ein Stück Abfall…weißtdu…“

Wir haben alle ein bißchen geweint.

Um den guten Hund.
Vor Ergriffenheit auch.
Und vor Rührung.

Und nehmen dankend das Angebot an,

Chérie,
unsere Redaktionswildkatze
die jetzt ins 16. Katzenlebensjahr aufbricht,

denn neben Rexi begraben zu dürfen,

wenn es so weit ist.

Die Idee mit der Kerze ist auch sehr schön.