BUCHTIP: „ABTRÜNNIG“

Autor: Reinhard Jirgl, geboren in Ostberlin, 1953

„ABTRÜNNIG:“

Berlin im Jahr 2002, eine riesige Stadt, die sich täglich verändert und stärker ist als die Menschen, die in ihr leben. Zwei Männer stehen am Wendepunkt, sie stehen vor dem plötzlichen Ende ihres bisherigen Lebens. Der eine, Sohn eines Bauern aus dem Wendland und freier Journalist in Hamburg, hat sich scheiden lassen. In einem Fluchtimpuls geht er nach Berlin, wo die Frau wohnt, die er liebt. Sie ist seine Therapeutin. Der andere ist Witwer, seine Frau starb an Krebs.

Er war einst DDR-Grenzer in Frankfurt an der Oder und wurde dann vom Bundesgrenzschutz übernommen. Auf der polnischen Seite des Flusses trifft er eine junge Frau aus der Ukraine. Er verliebt sich in sie und verhilft ihr und ihrem Bruder illegaler Weise zuerst über die Grenze und dann nach Berlin.

Mit Abtrünnig kommt Reinhard Jirgl der Gegenwart so nahe wie nie zuvor; eine Gegenwart, die von Macht und Geld, aber auch von den Worten und den Bildern beherrscht wird. Der Schauplatz Berlin tritt gleichwertig neben die Figuren – die Stadt als ein Moloch und als eine Maschinerie, die die Menschen durch die Mangel dreht. Abtrünnig ist ein Text über Menschen im Räderwerk der ungeheuren Stadt und steht damit in der Tradition des Großstadtromans im 20. Jahrhundert.

DER BR hat daraus ein HÖRSPIEL gemacht:

Ein Hörspiel in drei Teilen nach Reinhard Jirgls Abtrünnig. Roman aus der nervösen Zeit, erschienen 2005.

„Der Schriftsteller Reinhard Jirgl ist der Baal der deutschen Gegenwartsliteratur, ein wütender Dämon und sprachmächtiger Erbe des Expressionismus, ein verlässlicher Verhöhner alles Wohltemperierten, aller ‚Coolness‘, aller neu aufgelegten ‚Neuen Sachlichkeit‘ und aller Selbstfeier des Kosmopolitismus. Abtrünnig ist nicht nur der Titel des Romans, er ist sein Programm. Seine wahre Hauptfigur ist die ‚jähe Wut‘, die alle Energien der Gesellschaftsverachtung, des Nicht-Regiert-Sein-Wollens und der Renitenz zusammenballen. Denn Jirgl ist nicht nur ein Erbe Nietzsches, des jungen Brecht und Alfred Döblins. Er ist zugleich ein Erbe der Spießer- und Untertanenkritik von der Romantik bis Heinrich Mann.“ (Lothar Müller in der SZ, 18.10.2005)

„Jirgl ist es gelungen: das Kunststück der Kunst. Ihm ist gelungen, in der geballten Trostlosigkeit etwas aufblitzen zu lassen, das weit aus dem Meer der Vergeblichkeit herausragt. Entstanden ist ein trotziges Buch, eine Art Freak Wave der Literatur, die sich hoch aufbaut. Eine seltsame Welle der Wut, die sich auch im Buch immer wieder auftürmt und dessen Phänomen der Erzähler erklärt: Freak Waves sind Wellen, die aus dem Wellenverbund ausscheren, sich 30 Meter hoch aufwerfen und mit 100 Tonnen Druck pro Quadratmeter alles verschlingen, was ihnen in die Quere kommt. Abtrünnig ist zur Schrift geronnene Wut. Ein im eigentlichen Wortsinn herausragendes Buch.“ (Martina Meister in der FR, 19.10.2005)

Reinhard Jirgl, geb. 1953, lebt in Berlin. Schriftsteller. Aufgewachsen in Ostberlin und der innerdeutschen Grenzstadt Salzwedel, lebt in Berlin. Ausbildung zum Elektromechaniker, von 1971-75 Studium der Elektrotechnik an der Humboldt-Universität Berlin, in dieser Zeit erste Schreibversuche. 1978-96 Beleuchtungstechniker an der Berliner Volksbühne. Seither freier Autor. Werke u.a. ‚Mutter Vater Roman‘ (1990), ‚Im offenen Meer‘ (1991), ‚Abschied von den Feinden‘ (1995), ‚Hundsnächte‘ (1997), ‚Die atlantische Mauer‘ (2000), ‚Die Unvollendeten‘ (2003). Auszeichnungen u.a. Alfred-Döblin-Preis (1993), Marburger Literaturpreis (1994), Josef-Breitbach-Preis (1999), Rheingau-Literaturpreis (2003), Arno-Schmidt-Stipendium (2004).

„ABTRÜNNIG:“

Berlin im Jahr 2002, eine riesige Stadt, die sich täglich verändert und stärker ist als die Menschen, die in ihr leben. Zwei Männer stehen am Wendepunkt, sie stehen vor dem plötzlichen Ende ihres bisherigen Lebens. Der eine, Sohn eines Bauern aus dem Wendland und freier Journalist in Hamburg, hat sich scheiden lassen. In einem Fluchtimpuls geht er nach Berlin, wo die Frau wohnt, die er liebt. Sie ist seine Therapeutin. Der andere ist Witwer, seine Frau starb an Krebs.

Er war einst DDR-Grenzer in Frankfurt an der Oder und wurde dann vom Bundesgrenzschutz übernommen. Auf der polnischen Seite des Flusses trifft er eine junge Frau aus der Ukraine. Er verliebt sich in sie und verhilft ihr und ihrem Bruder illegaler Weise zuerst über die Grenze und dann nach Berlin.

Mit Abtrünnig kommt Reinhard Jirgl der Gegenwart so nahe wie nie zuvor; eine Gegenwart, die von Macht und Geld, aber auch von den Worten und den Bildern beherrscht wird. Der Schauplatz Berlin tritt gleichwertig neben die Figuren – die Stadt als ein Moloch und als eine Maschinerie, die die Menschen durch die Mangel dreht. Abtrünnig ist ein Text über Menschen im Räderwerk der ungeheuren Stadt und steht damit in der Tradition des Großstadtromans im 20. Jahrhundert.

DER BR hat daraus ein HÖRSPIEL gemacht:

Ein Hörspiel in drei Teilen nach Reinhard Jirgls Abtrünnig. Roman aus der nervösen Zeit, erschienen 2005.

„Der Schriftsteller Reinhard Jirgl ist der Baal der deutschen Gegenwartsliteratur, ein wütender Dämon und sprachmächtiger Erbe des Expressionismus, ein verlässlicher Verhöhner alles Wohltemperierten, aller ‚Coolness‘, aller neu aufgelegten ‚Neuen Sachlichkeit‘ und aller Selbstfeier des Kosmopolitismus. Abtrünnig ist nicht nur der Titel des Romans, er ist sein Programm. Seine wahre Hauptfigur ist die ‚jähe Wut‘, die alle Energien der Gesellschaftsverachtung, des Nicht-Regiert-Sein-Wollens und der Renitenz zusammenballen. Denn Jirgl ist nicht nur ein Erbe Nietzsches, des jungen Brecht und Alfred Döblins. Er ist zugleich ein Erbe der Spießer- und Untertanenkritik von der Romantik bis Heinrich Mann.“ (Lothar Müller in der SZ, 18.10.2005)

„Jirgl ist es gelungen: das Kunststück der Kunst. Ihm ist gelungen, in der geballten Trostlosigkeit etwas aufblitzen zu lassen, das weit aus dem Meer der Vergeblichkeit herausragt. Entstanden ist ein trotziges Buch, eine Art Freak Wave der Literatur, die sich hoch aufbaut. Eine seltsame Welle der Wut, die sich auch im Buch immer wieder auftürmt und dessen Phänomen der Erzähler erklärt: Freak Waves sind Wellen, die aus dem Wellenverbund ausscheren, sich 30 Meter hoch aufwerfen und mit 100 Tonnen Druck pro Quadratmeter alles verschlingen, was ihnen in die Quere kommt. Abtrünnig ist zur Schrift geronnene Wut. Ein im eigentlichen Wortsinn herausragendes Buch.“ (Martina Meister in der FR, 19.10.2005)

Reinhard Jirgl, geb. 1953, lebt in Berlin. Schriftsteller. Aufgewachsen in Ostberlin und der innerdeutschen Grenzstadt Salzwedel, lebt in Berlin. Ausbildung zum Elektromechaniker, von 1971-75 Studium der Elektrotechnik an der Humboldt-Universität Berlin, in dieser Zeit erste Schreibversuche. 1978-96 Beleuchtungstechniker an der Berliner Volksbühne. Seither freier Autor. Werke u.a. ‚Mutter Vater Roman‘ (1990), ‚Im offenen Meer‘ (1991), ‚Abschied von den Feinden‘ (1995), ‚Hundsnächte‘ (1997), ‚Die atlantische Mauer‘ (2000), ‚Die Unvollendeten‘ (2003). Auszeichnungen u.a. Alfred-Döblin-Preis (1993), Marburger Literaturpreis (1994), Josef-Breitbach-Preis (1999), Rheingau-Literaturpreis (2003), Arno-Schmidt-Stipendium (2004).