Austria: Zelltod in Tumoren

Bei der Forschung wieder die Nr. 1 werden, möchte ÖSTERREICH, und wartet mit Resultaten auf, die sich sehen lassen können, als ein Anfang, wie man mit gesundem understatement sagt:

***** Medizin-Unis:

Pioniere nicht nur bei Allergien***

/Quelle: diepresse.com (Austria)

Medizin-Unis:

Pioniere nicht nur bei Allergien

VON ERICH WITZMANN (Die Presse) 13.04.2006

Medizin-Universitäten. Spitzenforschung soll vom Ausnahme- zum Regelfall werden.

WIEN. Ignaz Semmelweis, Theodor Billroth, Hermann Nothnagel, die Nobelpreisträger Robert Bárány, Julius Wagner-Jauregg, Karl Landsteiner und Otto Loewi sowie viele weitere klingende Namen: Wien war das internationale Zentrum der medizinischen Forschung, die „Wiener medizinische Schule“ begründete ihren Weltruf in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und konnte diesen bis in die Erste Republik verteidigen. Ein nostalgischer Rückblick.

Jahrgang 1967, Vorarlbergerin: Barbara Bohle von der Medizin-Uni Wien wurde der Novartis-Preis für Biologie 2005 und daraufhin die Auszeichnung „Researcher of the Month April 2006“ zuerkannt. Auf dem Gebiet der Allergologie hat sie sich bereits einen Namen gemacht, die Dozentin und ihr Team beschäftigen sich mit der Charakterisierung der allergen-spezifischen Immunantwort von T-Lymphozyten.

Die Allergologie – das Gebiet reicht von Impfstoffen gegen Allergien bis zur Asthmabekämpfung – ist nur einer der Forschungsschwerpunkte an der Wiener Medizin-Uni. Die Neurowissenschaften (von Multiple Sklerose bis Alzheimer) zählen dazu, weiters Stoffwechselerkrankungen, die Krebsforschung, der interdisziplinäre Bereich der Gefäßbiologie und Thromboseforschung (Gefäßerkrankungen) und Transplantationen.

Von der früheren Wiener Spitze zur Breite – so lässt sich die Situation der Forschung an den drei (seit 2004 selbstständigen) österreichischen Medizin-Unis beschreiben. Wobei die Medizin-Uni Wien ihren Wissenschaftern die Begegnung mit der Wirtschaft bei der Plattform „Life Science Success“ bietet. Die nächste Messe findet am 21. Juni 2006 im Museumsquartier statt.

Gerhard Franz Walter, Rektor der Medizin-Uni Graz, will auf die Frage nach Bereichen der Spitzenforschung an seiner Uni vorerst gar nicht antworten. Angesichts der immensen Weltkonkurrenz sei diese Frage „nicht wirklich sinnvoll“. „Wir haben 20 bis 50 Arbeitsgruppen, die international mitarbeiten.“ Einige Schwerpunkte gebe es aber doch: der Libidforschungsbereich, die Reproduktionsmedizin, die Plazentaforschung, die molekulare Bildgebung, die Entwicklung minimal-invasiver chirurgischer Methoden (die sogenannte Schlüssellochchirurgie) und die öffentliche Gesundheitspflege.

„Das ist eine Auswahl, die nicht vollständig ist“, fügt Rektor Walter sofort hinzu. Mitte März meldete das Rektorat einen Durchbruch in der Behandlung chronischer Lebererkrankungen. „Grazer Know-how für völlig neue Therapieansätze findet große Beachtung in der Scientific Community“, lautete die stolze Aussage.

Die Klinik Innsbruck, die von manchen schon als das heimliche Zentrum der österreichischen Spitzenmedizin gesehen wird, schickte erst vor zwei Wochen eine Bilanz über Handtransplantationen aus. Weltweit wurden in den vergangenen Jahren 24 Hände oder Unterarme verpflanzt, die zweite derartige Operation fand vor sechs Jahren in Innsbruck statt. Der Kärntner Polizist Theo Kelz hatte bei einem Bombenunfall beide Hände verloren, ein Team unter Führung von Hildegunde Piza (einige Monate später als „Österreichs Wissenschafterin des Jahres 2000“ ausgezeichnet) konnte dem Patienten zwei fremde Hände transplantieren.

Die aktuellen Spezialforschungsbereiche in Innsbruck betreffen die Zellproliferation und den Zelltod in Tumoren, biologische Kommunikationssysteme, die Österreichische Proteomik Plattform und das Molecular Cell Biology and Oncology Graduate Program. Neuere Forschungsergebnisse betreffen Erkenntnisse beim Dickdarmkarzinom (Forschergruppe um Alexander Perathoner) und die Immunologie (Liechtenstein-Preis für Andreas Villunger).