Quelle „Reuters“ von gestern.
Berlin (Reuters) – Nach dem Fund von zwei weiteren an Vogelgrippe erkrankten toten Katzen auf Rügen sieht Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer eine potenzielle Gefahr auch für die Bürger.
„Wenn die Menschen die Schutzmaßnahmen nicht beachten, kann dieses hochaggressive Virus durchaus auf den Menschen überspringen“, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch dem Sender n-tv. Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit erklärte, das Risiko für die Bevölkerung sei trotz der neuen Funde nicht gestiegen. Ähnlich äußerte sich das Agrarministerium in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vorsitzende des Verbraucherausschusses im Bundestag, Bärbel Höhn, zeigte sich skeptisch, dass das Virus schnell eingedämmt werden kann.
Bereits in der vorigen Woche war nahe der Wittower Fähre auf Rügen eine an dem gefährlichen Virusstamm H5N1 verendete Katze gefunden worden. Die Zahl der in Mecklenburg-Vorpommern infizierten Wildvögel erhöhte sich auf 151. Am Mittwoch wurde der aggressive Virusstamm zudem in Niedersachsen bei einer toten Graugans festgestellt. Das Virus ist in seltenen Fällen auf den Menschen übertragbar, kann dann aber tödlich sein. In China forderte es nach Medienberichten ein zehntes Todesopfer.
EXPERTEN: GEFAHRENLAGE HAT SICH NICHT ERHÖHT
Seehofer sagte Reuters TV, man müsse nun über neue Schutzmaßnahmen nachdenken. Details nannte er jedoch nicht. Zudem müsse die Forschung intensiviert werden, um mehr Information über Verbreitungswege und Impfmöglichkeiten zu erhalten.
Eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts sagte, das Virus sei zwar näher an den Menschen herangerückt, die Gefahrenlage habe sich aber nicht erhöht. Die beiden streunenden Katzen hätten sich auf der Ostseeinsel in dem Gebiet mit der höchsten Virusbelastung aufgehalten. Bisher sei weltweit kein einziger Fall bekannt, bei dem die Vogelgrippe von Katzen auf Menschen übertragen worden sei. Dennoch sei Vorsicht geboten, da der Kontakt von Menschen mit Katzen enger sei als der zu Geflügel.
Die Regierung in Mecklenburg-Vorpommern forderte die Kommunen auf, stärker nach verendeten oder erkrankten Katzen zu suchen. „Das Risiko, sich mit dem hoch pathogenen Vogelgrippe-Virus zu infizieren, wird im Rahmen eines gewöhnlichen Freizeitverhaltens von Bürgern, Urlaubern und Erholungssuchenden nach wie vor als unwahrscheinlich eingeschätzt“, erklärte Landwirtschaftsminister Till Backhaus.
Höhn betonte indes, sie gehe davon aus, dass das Virus noch viele Jahre in Deutschland bleiben werde. „Und ich denke, dass es zu einer Pandemie kommen wird“, sagte sie dem Sender n-tv.
Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz forderte den Bund auf, mehr Mittel in die Forschung für einen Impfstoff zu stecken.