Kurt Weill-Fest: dass er Jude, bleibt ausgeklammert?

Live – Text von gestern, über die Merkwürdigkeit, dass das Kurt-Weill-Fest in Dessau gefeiert wird, ohne die Erwähnung, dass der Komponist als Jude vor den Nazis um sein Leben fliehen mußten, und seine Werke nicht mehr gespielt wurden…
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gestern: 999
heute: 860

24. 2. 2006/ updated: 22:36

21 Uhr
Weder 3sat, noch der MDR, und auch nicht die offizielle Festspielseite „Weill-Fest“ nehmen auch nur mit einem einzigen Sterbenswörtchen
Bezug auf die traurige Biographie des jüdischen Komponisten, der, wie alle Juden, vom NS-Regime drangsaliert, schikaniert, mit dem Tode bedroht – in die USA in letzter Minute emigrieren mußte & konnte, dank der Hilfe von Freunden.
***Eine Kurzbiographie findet Ihr jetzt unter „Portrait“.

Heute Abend, in der „kulturzeit“ – :

„In DESSAU beginnen die BRECHT-Festspiele,
anlässlich Brechts 50. Todesjahr.“

(fem: die Meldung ist schon in sich falsch, es heißt: Kurt-Weill-Fest).

Dabei wird zwar der „congeniale Komponist Kurt Weill“ genannt,
dank dem z.B. „Der Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ zum Welterfolg wird.“

Doch unerwähnt bleibt,
dass der Jude Kurt Weill vor Hitler und seinen Todes-Schwadronen in die USA fliehen mußte,
und sein Leben und Lebenswerk durch die Nazis zerstört wurdem.

Von „kulturzeit“, 3sat,
hätte man doch erwarten dürfen,
dass sie dieses Detail nicht unterschlagen………

Auch die aktuellen MRD-online-Nachrichten unterschlagen dies:

„Dessauer Weill-Fest eröffnet“

In Dessau ist das 14. Kurt-Weill-Fest eröffnet worden. Zur Stunde feiert die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ Premiere. Der in Dessau geborene Kurt Weill komponierte sie 1927 und verwendete einen Text von Bertolt Brecht. Die Zusammenarbeit beider Künstler steht in diesem Jahr im Mittelpunkt des Festivals. Über 300 internationale Künstler führen bis 5. März Werke von Weill und Brecht auf – unter ihnen auch der Schauspieler Dominique Horwitz, die US-Sängerin Barbara Hedricks und das MDR Sinfonieorchester. Für das Festival sind schon jetzt 9.000 Karten verkauft worden – das ist so viel wie in keinem anderen Jahr zuvor.“

Unglaublich – aber wahr.
Keine Silbe, über das, was Weill auszuhalten hatte,
wie er schikaniert, drangsaliert wurde,
seine Musik natürlich auch verboten wurde,
seine Bezüge einbehalten wurden –
ehe der Komponist zuletzt, auch in Paris und London von den Nazis gehetzt und verfolgt –

in die USA floh.

Er wurde nicht alt, der Kurt Weill.

Wahrscheinlich starb er an gebrochenem Herzen.

„Oh show us the way to the next Whisky Bar…I tell you we must die…“

Aus: „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“
Eine Anspielung auf das, was Deutschland bevorstand…
Aber vor allem der jüdischen Bevölkerung.

WEITER:

www.freie-presse.de:

Kurt-Weill-Fest eröffnet

Böhmer kündigt Fördergelder an

Das 14. Kurt-Weill-Fest in Dessau ist am Freitag offiziell eröffnet worden.
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sagte, das Fest habe internationales Renommee erlangt und Verdienste um das musikalische Erbe von Kurt Weill erworben.
Jährlich kämen Tausende von Weill-Enthusiasten nach Dessau:

Dessau (ddp-lsa).
Das 14. Kurt-Weill-Fest in Dessau ist am Freitag offiziell eröffnet worden.
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sagte, das Fest habe internationales Renommee erlangt und Verdienste um das musikalische Erbe von Kurt Weill erworben.
Jährlich kämen Tausende von Weill-Enthusiasten nach Dessau.
Das sei auch für Sachsen-Anhalt ein großer Gewinn, betonte der Ministerpräsident laut vorab verbreiteten Redeauszügen,.

Das Land bekenne sich, so der Regierungschef weiter, zu seiner Verantwortung, das Werk eines großen Komponisten des 20. Jahrhunderts zu pflegen.

(SOLL hinter diesen blumigen Sätzen jemand, der es vorher nicht weiß, ahnen, dass es sich um einen NS-Vertriebenen handelt, einen Juden, der um Leib, Leben und Werk zu fürchten hatte…??Anm. FEM)

Deshalb stelle es für 2006 und 2007 je einen Betrag von 205 000 Euro der Kurt-Weill-Gesellschaft hauptsächlich zur finanziellen Unterstützung des Festes zur Verfügung.

Das 14. Kurt-Weill-Fest findet vom 24. Februar bis 5. März 2006 in Dessau statt und steht unter dem Motto «Weill & Brecht».

(ddp)

FEM stellt gleich eine wenigstens KURZ-BIOGRAPHIE von Kurt WEILL in ihr PORTRAIT-Netz.

****SELBST DIE OFFIZIELLE FESTSPIELSEITE VERLIERT KEIN WORT ÜBER KURT WEILLS HERKUNFT UND SCHICKSAL:

„Herzlich willkommen!

Das 14. Kurt Weill Fest findet vom 24.02. bis 05.03.2006 statt und steht unter dem Motto „Weill & Brecht“.
Der Todestag des Dichters jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal. Aus diesem Anlass sollen möglichst viele aus der Zusammenarbeit der beiden Künstler entstandenen Werke zur Aufführung gebracht werden.

In Koproduktion mit dem Anhaltischen Theater Dessau wird das Kurt Weill Fest 2006 mit der Premiere der Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny eröffnet (24.02., 04.03.) und die erfolgreiche Neuinszenierung von Happy End des letzten Kurt Weill Festes (25.02.) nochmals präsentiert.

Dominique Horwitz bringt in der zweiten, veränderten Version von „The Best of Dreigroschenoper“,
die in Dessau noch nicht zu hören war,
seine eigene Sicht auf das mit Abstand bekannteste Werk von Brecht und Weill auf die Bühne des Anhaltischen Theaters (26.02.).

Die Star-Sopranistin Barbara Hendricks wird bei ihrem Lied-Recital u.a. Lieder von Weill vortragen (03.03.).

Artist-in-Residence ist die faszinierende Sängerin und Schauspielerin Salome Kammer,
die mit vier Veranstaltungen beim Kurt Weill Fest präsent sein wird.
In der Rolle der Jessie wirkt sie bei der Aufführung des Mahagonny Songspiels durch die musikFabrik aus Köln unter Leitung von Stefan Asbury mit.
Bei dieser Veranstaltung in der Marienkirche wird auch das Berliner Requiem in der Fassung für drei Solostimmen erklingen (25.02.).
Als weitere szenische Produktion wird die Schuloper Der Jasager von Brecht/Weill zusammen mit Brechts Neinsager in der Vertonung von Reiner Bredemeyer
unter Beteiligung der Musikschule Dessau,
des Anhaltischen Theaters Dessau,
der beiden Gymnasien Liborius und Philanthropinum u.a. zu erleben sein (28.02. und 01.03.).
Den Abschluss des Kurt Weill Festes 2006 bildet eine konzertante Aufführung der „Sieben Todsünden“ im Anhaltischen Theater mit dem MDR Sinfonieorchester und der umjubelten Weill-Interpretin Helen Schneider.

Hubert Ernst

Präsident Kurt-Weill-Gesellschaft e.V.

Clemens Birnbaum

Intendant Kurt Weill Fest Dessau

FEMINISSIMA:
NOCH FRAGEN?