„So gesehen…“
Kleine Medienkritik.
Vom Sonntag, dem heutigen!
Nachmittagsprogramm.
1. Ein Film über Laos.
2. Ja, was war das?
Eine Art, ja, das Genre nicht eindeutig zuzuordnen:
Der Chefarzt der Göttinger Unikliniks-Psychiatrie „besucht“ seine Kollegen landauf und landab,
um zu erfahren, wie sie DEPRESSIONEN behandeln.
Beginnen wir mit „LAOS“.
Was blieb hängen?
Der Mekong ist über 4.000 Kilometer lang.
Er sieht nach dem Regen anders aus, als zuvor, nämlich braunfarbig.
Und hat in der Trockenzeit auch schon einmal Untiefen.!
Oh, wirklich?
Etwa 6 Millionen Einwohner habe Laos.
Die meisten Bewohner lebten in Dörfern am Fluß Mekong, der übersetzt – „Die Mütter aller Flüsse“ hieße.
In den Dörfern gibt es noch keinen elektrischen Strom.
Man kocht über Holz.
Selbstverständlich.
Eine einzige größere Stadt, eigentlich auch klein, aber mit 30 Tempeln…besäße Laos, gibt es hier Strom?
Oder auch nicht?
Milde wird vermerkt, dass sich jeder etwas Fahrbares zusammenbaut, denn, ach, wer hätte das gedacht! einen TÜV gibt es nicht..
Oh, Laos – ja,
noch unter kommunistischer Führung, sich nun auch gen Westen öffne, wie schön.
Als Beweis ein Bild von einem fahrradfahrenden Mädchen, das ein T-Shirt trägt, mit „adidas“ vorne quer über der Brust.
Das Bild steht 7 Sekunden, klarer Fall von SCHLEICHWERBUNG.
Ja, eigentlich war es das schon.
Ein harmloser Text und auffallend durchschnittliche Bilder, selbst in einer so grandiosen Fluß-Landschaft.
Ja, nett,
offenbar schipperte das Team schlicht und ergreifend mit einem kleinen Steamer den Fluß runter.
Note: Filmisch lieblos hingehauen.
Die Autorin kam weder dem Land noch den Menschen nahe.
Und was hielt die Zuschauer vor dem Bildschirm fest?
Die Hoffnung, dass immer noch etwas Präziseres…käme…
und man schaut dem Fluß gerne zu…und auch den Frauen des Dorfes beim Weben…
Keine Analyse, eine reine „Betrachtung“ durch eine Kameralinse…?
Dann wäre es wortlos wirkungsvoller…gewesen…wenn dann die Bilder auch noch bildreichr…
ABER : man möchte eigentlich HINFAHREN, nach Laos, um sich selbst ein Bild zu machen…und …in einem Dorf ohne Elektrizität zu leben….!
Ach ja…? Und wie kommunizieren wir dann? (Morsezeichen am Himmel!).
2. „Elektroschocks in der Psychiatrie Wilhelmshafen als enormer Fortschritt gefeiert!“
Du reibst deine malträtierten Augen,
Deine gequälten Ohren (jetzt gerade nicht, „lost in Music“ auf RADIO I von rbb ist fantastisch…)
und du siehst graue, leidenschaftslose Psychiater, und hörst graue alte Menschen, die in die Kamera sagen, wie toll doch die Elektroschock-Therapie für sie war!
Eine Kamera filmt, wie der betäubte Körper beim Stromschlag sich aufbäumt.
DÜRFEN SIE SO ETWAS FILMEN?
WURDEN HIER DIE PATIENTEN MISSBRAUCHT???
Fem findet, dass ja.
Und selbst die rund 25 Jahre alten Psychosozialen Ambulanzen,
werden in Bremen als „GANZ ETWAS NEUES“ verkauft, unter neuem Namen –
„Regionalisierung der psychiatrischen Versorgung“.
Aha.
Fragt der Göttinger Professor, der nun offenbar Reportern die Arbeit abnimmt, mal sachte nach:
„Wollen das die Angehörigen denn?“
Die Antwort ist einfach:
„Ja.“
Kritischer Blick ?
Nein, alles ist bestens:
die richtige Einstellung der Anti-Depressiva, eine Reihe Elektroschocks, ein wenig Musiktherapie, und wenn dann trotzdem eine Patientin zwei Selbstmordversuche unternimmt, ach, so, ja, bedauerlich, ihr Mann starb kürzlich.
Jetzt steht sie allein da und ist mit allem konfrontiert.
War zu viel auf einmal.
Das ist der einzige Bezug zum „Leben draußen“.
Ach, wie arm.
Einfach UNVERSCHÄMT!!!
DREIST!
Seit wann macht 3-sat Werbung für Elektroschocks und Psycho-Pillen?
Und der tolle Satz – „Die Familie hält ja zu den Patienten!“
Das Gegenteil ist doch wahr.
Meist machen die häuslichen Verhältnisse oder Mobbing in der Firma, um einmal konkret zu werden, was diese „Sendung“ tunlichst vermied….
doch die Menschen erst depressiv.
Fehlende Perspektiven, etc. pp….ach, was könnte man da alles …na, interessiert offenbar keine Redaktion mehr, wie das wahre Leben geht…
Und – noch einmal,
was, z.B. auch, wenn gar keine Angehörigen mehr da sind…die alte Frau nur noch als Witwe da hockt?
Das ist nicht vorgesehen.
„Stille im Land“ – genau, ein gutes Ziel….
Es tauchten in dem merkwürdigen Streifen auch keine jungen Leute auf.
Dabei ist gerade BREMEN berühmt-berüchtigt für seinen hohen Anteil an sehr jungen Drogen-/Psychiatrie-Patienten.
Ach so, das fällt dann sicher wieder unter einen anderen Raster.
Nächsten Sonntag soll ja dann die manisch-depressive Komponente der Depression unter die unglaublich scharfe Lupe genommen werden….!
Toll.
Wir lassen uns derweil in psychedelische Klangwelten reinfallen…
Musiktherapie…you know….
Kommt noch gut durch den Sonntag !
Morgen endlich wieder – MONTAG!!
P.S. aus der Nacht zum Montag:…….! Aber können Filme schlecht sein, die dich auch nach Stunden noch beschäftigen?
Und du noch immer dieses weite Flußtal des Mekong vor deinem inneren Auge..ja, und jetzt weißt Du…was Dir auch gefehlt hat, dieser Bezug…was dieser Fluß schon erlebt hat….ja, so hätte man vielleicht den Film….heute strömt er dahin,
als habe es nie diesen Krieg gegeben..diese Kriege!
…Ja, und wie kommen Ärzte dazu, klar, das lässt einen ja nicht los..zu behaupten, indem sie die Elektroschock-Therapie einfach anders benennen und dann noch in der Abkürzung, was ja wieder…wir analysieren ja gerne dann und wann die Sprache..und was mit ihr gemacht wird…
durch die Abkürzung, die ja auch nicht verrät, um was sich handelt, at first glance,
ja, wir machen diesen KLT- Therapie oder so ähnlich…
es ist so grauenhaft.
Noch grauenhafter, dass dies – Ärzte unter sich in der Reportage, keineswegs kritisch beäugt wird,
sondern die Patienten ja noch richtig dankbar, hinterher.
Unfassbar.
Die Mail an die Redaktion geht am Montag raus…so sind wir auch bald wieder bei der Euthanasie und der Tote sagt dann hinterher, war ja prima. „Danke auch sehr!“
Und – „Klar, in Deutschland wird früher oder später jeder entmündigt!“
Jetzt hat sich auch die 3-sat-Redaktion entmündigen lassen, indem sie so ein unkritisches Machwerk unter Ärzten…der „Reporter“ ein Psychiater, der gerade nichts zu tun hatte, oder wie? gesendet hat.
Hilfe!