Luc GODARD, geb 3.12.. 1930

Wie aus einem leidenschaftlichen Filmkritiker einer der bedeutendsten Regisseure der Welt wurde.

Text auf Deutsch und mit DATEN BEVORSTEHENDER GODARD-TV-WIEDERHOLUNGEN.

Quelle: prisma.tv-guide.de
FILMTEXT zum 1. GODARD-FILM der GODARD-FILM-NACHT auf 3-sat:

„ELF UHR NACHTS“

01:15 Uhr

(VPS 01.10)

Godard-Filmnacht

Elf Uhr nachts

(Pierrot le fou)

Spielfilm, Frankreich/Italien 1965

Regie: Jean-Luc Godard

Länge: 106 Minuten

Ferdinand Griffon Jean-Paul Belmondo

Marianne Renoir Anna Karina

Mariannes „Bruder“ Dirk Sanders

Mann am Pier Raymond Devos

Ferdinands Frau Graziella Galvani

Gangster Roger Dutoit

u.a.

Widerwillig lässt sich Ferdinand Griffon von seiner Frau zum Besuch einer Party seines Schwiegervaters überreden. Gelangweilt verlässt er schon bald wieder die in Werbespruchblasen miteinander redenden Partygäste. In seiner Wohnung trifft er zu seinem Erstaunen seine frühere Freundin Marianne Renoir als Babysitterin. Seines komfortablen, doch eigentlich öden Lebens überdrüssig, nimmt Ferdinand seine alte Affäre wieder auf, um kurz darauf in eine mysteriöse Mordgeschichte verwickelt zu werden. Überstürzt verlässt das Paar Paris in Richtung Süden. Auf einer Mittelmeerinsel verschwindet Marianne spurlos. Wenige Wochen später findet Ferdinand sie in Toulon mit einem anderen Liebhaber wieder, der sein Geld mit undurchsichtigen Waffengeschäften zu verdienen scheint. Noch einmal lässt sich Ferdinand von Marianne zu einer gefährlichen Aktion überreden.

Wie bereits in „Außer Atem“ kann man auch Jean-Luc Godards zehntem Spielfilm die Begeisterung für den amerikanischen „Film noir“ ansehen. Doch während die filmischen Vorbilder der 1940er und 1950er Jahre noch eine erfassbare Welt zeigten, zerlegt Godard sein filmisches Universum systematisch in Erzählfragmente und Handlungszitate. Ein Werbetext für den Film, den Godard wahrscheinlich selbst geschrieben hat, lautet: „Pierrot le fou, das ist ein kleiner Soldat, der mit Verachtung entdeckt, dass man sein Leben leben muss, dass eine Frau eine Frau ist und dass man in einer neuen Welt eine Außenseiterbande werden muss, um sich nicht außer Atem wiederzufinden.“ Anders ausgedrückt: „Elf Uhr nachts“ ist die Summe fast aller bisherigen Godard-Filme. Der Regisseur selbst nannte den Film „das Fazit meiner romantischen Periode“.

ZDF

Spielfilm

Jean-Luc Godard

Geboren am Mittwoch, 3. Dezember 1930

Geboren in Paris, Frankreich

Eigenwillig und skurril: Regisseur Jean-Luc Godard

Er gehört zu den Eckpfeilern der Filmgeschichte, zu den wenigen Regisseuren, die nicht nur Herausragendes geleistet haben, sondern eine ganze Filmsprache revolutionierten. Die wegweisenden Neuerungen in seinen Filmen, wie den Jump-Cut, hat er dabei nicht unbedingt selbst erfunden. Er hat es auch nie behauptet. Doch genauso wenig, wie Filmpionier David Wark Griffith die Großaufnahme erfunden hatte und sie dennoch als erster wirklich sinnvoll einsetzte, machte Godard den Jump-Cut im „normalen“ Spielfilm salonfähig.

Jean-Luc Godard war in den 50er Jahren zunächst Filmkritiker bei „Cahiers du cinéma“, neben jenen jungen Filmfreaks, mit denen er später die Nouvelle Vague bilden würde: Jacques Rivette, Eric Rohmer und François Truffaut. In dieser Zeit entstanden auch einige Kurzfilme.

Gleich sein erster abendfüllender Film wurde ein Klassiker. „Außer Atem“ (1959) mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg handelte von einem Kleingangster, der einen Polizisten erschießt und später von seiner Freundin an die Polizei verraten wird. Berühmt wurde Belmondos letzter Satz: „Du bist wirklich zum Kotzen“, worauf sie in die Kamera blickt und treudoof fragt: „Kotzen? Was ist das?“

„Außer Atem“ war nicht nur ein Film, der das Lebensgefühl einer Generation spiegelte. Er verstieß gegen jede Regel der damaligen Filmästhetik. Aus langen Gesprächen schnitt Godard einfach Sätze und Satzfetzen heraus, ohne sich um die dadurch entstehenden Bildsprünge (Jump-Cuts) zu scheren. Godard spielte diese Neuerung herunter, als er in seinem Buch „Einführung in eine wahre Geschichte des Kinos“ behauptete, sein Film sei einfach zu lang gewesen und er habe auf die Art und Weise schludrig gekürzt.

Inhaltlich orientiert sich „Außer Atem“ an den Gangster- und Gaunerfilmen Hollywoods; er ist ausdrücklich den Monogram Pictures gewidmet, einer Firma, die in den 40er Jahren auf billig produzierte Reißer spezialisiert war. Jean-Paul Belmondos berühmt gewordene Manierismen (mit dem Daumennagel über die Lippen streichen und so weiter) sind ein deutlicher Verweis auf ebenso manieristische Charaktere wie Bogarts Marlowe oder Sam Spade.

Die klerikale deutsche Filmkritik konnte damals mit diesem Film nichts anfangen. Im katholischen „film-dienst“ erhielt er die Wertung „abzulehnen“ (was damals noch schlimmer war als „abzuraten“) mit dem Kommentar, dies sei ein zynisches, schlecht gefilmtes Machwerk.

„Außer Atem“ war einer der ganz wenigen Filme Godards, die ihre Produktionskosten wieder einspielten. Dem Regisseur war dies herzlich egal. In der Folgezeit entwickelte er sich zum radikalsten Vertreter der Nouvelle Vague. Dies hatte zur Folge, daß sein Wirken auf einen kleinen Kreis begeisterter Cinéasten eingeschränkt blieb.

Sein zweiter Film, „Der kleine Soldat“ (1960), hat die Zeit weitaus weniger gut überdauert. Als Kommentar zum Algerienkrieg angelegt, ist das Werk heute nur noch von (film-)historischem Interesse.

Dagegen ist „Eine Frau ist eine Frau“ (1960) eine starbesetzte Komödie, eine Hommage an den Witz eines Ernst Lubitsch und das amerikanische Musical. In der amüsanten, formal verspielten Dreiecksgeschichte spielen Jean-Paul Belmondo, Jean-Claude Brialy und Anna Karina, mit der Godard von 1961 bis 1967 verheiratet war.

„Die Karabinieri“ (1962) war eine äußerst karge Kriegsparabel. Zwei Tölpel, die in einer schäbigen Baracke am Stadtrand hausen, werden zum Militär eingezogen. Man verspricht ihnen alle Reichtümer der Welt. So ziehen sie eine Zeitlang durch die Gegend, und als sie zurückkehren, haben sie tatsächlich enorme Schätze dabei, allerdings nur als Abbildung auf Kitschpostkarten. In einer Nebenrolle als Autoverkäufer tritt Barbet Schroeder auf, der später in Hollywood Filme wie „Barfly“ (1987), „Weiblich, ledig, jung sucht…“ (1991) und „Desperate Measures“ (1998) drehte.

Fortsetzung

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In den nächsten 4 Wochen im TV:

Freitag, 9. Dezember 2005

0.10-1.45 Schweiz 1

Eloge de l’amour

Liebesfilm, Frankreich/Schweiz, 2000, 95 min

Showview: 46-095-977

1.15-2.35 ZDF

Die Geschichte der Nana S.

Parabel, Frankreich, 1962, 80 min, FSK 18

Showview: 1-030-731

1.45-3.10 Schweiz 1

Nouvelle Vague

Parabel, Frankreich/Schweiz, 1989, 87 min, FSK 12

Showview: 21-363-354

1.50-3.15 Schweiz 2

Sauve qui peut – la vie

Rette sich wer kann – das Leben

Episodenfilm, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich, 1980, 85 min

Showview: 27-602-441

VPS-Showview: 47-415-118

VPS: 1.45

3.15-4.30 Schweiz 2

Je vous salue, Marie

Maria und Joseph

Parabel, Frankreich, Schweiz, Großbritannien, 1983, 75 min, FSK 16

Showview: 77-278-793

VPS-Showview: 80-793-557

VPS: 3.10

22.35-0.00 3SAT

Außer Atem (Top-Tipp)

Gangsterfilm, Frankreich, 1959, 85 min, FSK 18

Showview: 64-525-644

VPS-Showview: 5-232-441

VPS: 22.30

Samstag, 10. Dezember 2005

1.15-3.05 3SAT

Elf Uhr nachts

Tragikomödie, Frankreich, Italien, 1965, 106 min, FSK 16

Showview: 82-541-346

VPS-Showview: 45-250-836

VPS: 1.10

3.05-4.20 3SAT

Die Karabinieri

Parabel, Frankreich, Italien, 1962, 75 min, FSK 16

Showview: 84-952-229

VPS-Showview: 78-383-039

VPS: 3.00

4.20-5.50 3SAT

Der kleine Soldat

Politthriller, Frankreich, 1960, 86 min, FSK 16

Showview: 53-077-381

VPS-Showview: 17-357-836

VPS: 4.15

Sonntag, 11. Dezember 2005

1.05-2.35 RBB

Die Außenseiterbande

Gaunerkomödie, Frankreich, 1964, 90 min, FSK 16

Showview: 68-022-546

1.45-3.30 WDR

Weekend

Experimentalfilm, Frankreich/Italien, 1967, 100 min, FSK 18

Showview: 1-035-904

2.35-4.15 RBB

Weekend

Experimentalfilm, Frankreich/Italien, 1967, 99 min, FSK 18

Showview: 88-857-256

Freitag, 16. Dezember 2005

2.40-4.05 ZDF

Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß

Parabel, Frankreich, 1966, 84 min, FSK 18

Showview: 2-962-245

Freitag, 23. Dezember 2005

0.35-2.15 ZDF

Masculin – féminin oder: Die Kinder von Marx und Coca-Cola

Gesellschaftsporträt, Frankreich/Schweden, 1965, 100 min, FSK 18

Showview: 1-759-526

Freitag, 30. Dezember 2005

1.05-2.40 ZDF

Détective

Krimifarce, Frankreich, 1985, 94 min

Showview: 8-137-295

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