„Das ERBE DER VÄTER

wie der Otto-Wolff-Konzern arisch wurde – gestern Abend auf 3-sat. /Vom WDR./Eine typsch deutsche Geschichte. Man sollte vielleicht sagen – eine typisch jüdische Geschichte – die Nazis nahmen alles..
Das Erbe der Väter

Wie der Otto Wolff-Konzern arisch wurde

© WDR

Zwei Menschen mit einer gemeinsamen Vorgeschichte, deren Lebensläufe aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine, Otto Wolff von Amerongen, war lange Jahre der wichtigste Repräsentant der deutschen Wirtschaft und ist Ehrenpräsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, ein reicher und mächtiger Mann. Der andere, Ulrich Strauß, lebt in Los Angeles am Rande der Gesellschaft. Ihre Biografien sind exemplarisch für eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.

Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten die Väter der beiden, Otto Wolff und Ottmar Strauß, in Köln die Eisenhandelsfirma Otto Wolff, die in wenigen Jahren zu einem der bedeutendsten deutschen Industriekonzerne heranwuchs. Kurz nach der Machtergreifung durch die Nazis musste Ottmar Strauß als Jude den Konzern verlassen. Zunächst gingen seine Konzernbeteiligungen, später auch seine wertvollen Immobilien auf seinen Kompagnon Wolff über. Strauß verstarb völlig verarmt im Schweizer Exil, nachdem er im letzten Moment noch die Flucht seines Sohnes Ulrich vor den Nazis nach Amerika möglich gemacht hatte.

Ulrich Strauß, Sohn von Ottmar Strauß

Während Ulrich sich in den Vereinigten Staaten mehr schlecht als recht durchschlägt, wird nach dem Tode von Otto Wolff 1940 dessen Sohn Otto Wolff von Amerongen Firmenchef. Als Ulrich Strauß für die Ausplünderung seiner Familie als Folge der nationalsozialistischen Rassenpolitik Entschädigung von Otto Wolff verlangt, stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Erst nach fünfjährigem Rechtsstreit schließen sie einen Vergleich. Für den Verlust seines riesigen Vermögens bekommt Strauß 7 Millionen DM und damit nur einen Bruchteil dessen, was ihm eigentlich zugestanden hätte.

Besonders delikat ist die Tatsache, dass sich Otto Wolff von Amerongen äußerst lukrativ mit dem Naziregime arrangierte. Er tätigte für die Führung des NS Staates Aktieneinkäufe und Verkäufe von sog. „Raubaktien“ jüdischer Herkunft. Daneben kümmerte sich Otto Wolff von Amerongen um den Nachschub an Wolfram, ein Metall, das zur Produktion von Kanonenrohren und Gewehrläufen dringend benötigt wurde. Die Gewinne, die von Amerongen in Kooperation mit dem Naziregime anhäufen konnte, waren immens und sie konnten vor allem in die Nachkriegsära gerettet werden. Lange Zeit fragte auch niemand nach der Vergangenheit des Konzerns und seines Besitzers. Otto Wolff von Amerongen hatte beste Beziehungen zu fast allen deutschen Kanzlern. Am 7. September 2001, in dem Jahr, in dem auch seine Verstrickungen mit dem Naziregime bekannt werden, erhält von Amerongen in Berlin das Großkreuz des Bundesverdienstordens – die höchste Auszeichnung Deutschlands. Zu dem unrühmlichen Kapitel möchte sich Otto Wolff von Amerongen dagegen weder im Interview äußern, noch Einsicht in die Firmenakten gewähren.

Dafür erschien im Auftrag der Otto-Wolff-Stiftung eine Interpretation der Firmengeschichte. Sieben Historiker beschreiben sehr detailliert die Geschichte der Firma. Die Zeit von 1933-45 wird in dem Buch nicht ausgeblendet, doch die Würdigung der Person Otto Wolffs und Otto Wolff von Amerongens steht in dem Buch natürlich im Vordergrund.

Der Film „Das Erbe der Väter“, dokumentiert die systematische Ausplünderung der Familie Strauß, eine der ehemals reichsten jüdischen Industriellenfamilien in Deutschland. Er zeigt, wie die Söhne mit dem Erbe der Väter, das mit der Hypothek der deutschen Geschichte belastet ist, umgehen. Ein Film von Gert Monheim und Jürgen Naumann.

Freitag, 09. Dezember 2005, 20.15 Uhr

Interview mit dem Historiker Janis Schmelzer über die Rolle von Amerongens im Zweiten Weltkrieg.

IHK Köln: Geschichte von Otto Wolff erschienen

Hehler für Hitler – Die geheimen Geschäfte der Firma Otto Wolff (Sendung 2004)

05.12.2005 / WDR SRR

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