„Marias letzte Reise“ -3-sat

(vom26. 11. 2005)–3-sat-Zuschauerpreis der Baden Badener Tage des deutschsprachigen Fernsehspiels:

Die Zuschauer haben sich sehr klar entschieden. Ihr Lieblingsfilm ist „Marias letzte Reise“

von Rainer Kaufmann, die Geschichte der krebskranken Maria (Monica Bleibtreu), die nicht im Krankenhaus sterben will, sondern in ihrer geliebten Heimat in Oberbayern.
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Kleine Kamin-Sendepause…..

Die Lese Lounges sind mit lila-burgunderrotem Samt bespannt.

Bitte sehr – willkommen….!

Immer geöffnet.

Wegen der Kälte vielleicht die Türen schließen….?

Jemand bringt gerade neuen Lesestoff herein–
bitte sehr!

Schon im FEM-Text von gestern und vorgestern Abend über die Tage des deutschsprachigen Fernseh-Festivals in Baden Baden ins Schwärmen geraten,

freut sich Crissy, die Praktikantin, aber nicht nur sie…

darüber, dass sie mit ihrer Ansicht auch ..ja, dass sie ihren Seh-Gefühlen trauen konnte:

„Anders als in den anderen Jahren haben wir nichts gesehen, was ärgerlich gewesen wäre.“

Diese Feststellung der Jury spricht für die durchgängig hohe Qualität alle Preisträger.
Doch einer muss nun mal gewinnen.

Die Zuschauer haben sich sehr klar entschieden.

Ihr Lieblingsfilm ist „Marias letzte Reise“

von Rainer Kaufmann, die Geschichte der krebskranken Maria (Monica Bleibtreu), die nicht im Krankenhaus sterben will, sondern in ihrer geliebten Heimat in Oberbayern.

Monica Bleibtreu einfach umwerfend.
Aber das Drehbuch so ohne Kitsch und Tremolos, dafür mit feinen gesellschaftskritischen Untertönen..die der Realität sehr nahe kommen dürften,

weswegen die „grantige“…Maria auch nicht im Krankenhaus mit ihrem Krebs im Endstadium bleiben will.

Zwar steht die Krebs-Erkrankung thematisch im Vordergrund,
aber nach und nach werden die anderen Verwundungen sichtbar…, die zwei Söhne der Maria sind verfeindet und die geliebte Tochter starb vor Jahren bei einem Autounfall.
Die anfangs so forsch-spröde Krankenschwester, vom Chefarzt für „ein paar Tage“ Hauspflege bei der Maria, freigestellt,
mit dem Auftrag, die Maria wieder zurück in die Klinik zu bringen….
und um sich selbst die Krankenschwester, mit der er ein Verhältnis hat,
gerade ein wenig vom Leibe zu halten

bricht auf…freundet sich mit dem anfangs so abweisend wirkenden Sohn der Maria an.
Es ist jener Sohn, der daheim geblieben ist, die Landwirtschaft macht, sich um die Mutter kümmert.
Der andere ist nach Australien gegangen, mit der Freundin des Bruders.
Ihre inzwischen 8-jährige Enkelin hat Maria noch nicht zu Gesicht bekommen.

Vielleicht die schönsten und ergreifendsten Szenen, als es ums Sterben selbst geht.

Könnte Sterben so schön sein, so liebevoll begleitet,

vielleicht fürchtete man sich weniger davor.
Marias Satz – „Ich hätt sie halt so gern aufwachsen sehn“ –
gemeint ist die Enkelin, inzwischen mit ihren Eltern aus Australien ins Haus der Oma gekommen….

überlässt den Zuschauer sich selbst und seinen Vorstellungen, was verlorengeht, wenn du stirbst, was du nicht mehr er-leben kannst….
Ein Film, den du nicht ohne ein Taschentuch anbei überstehen konntest,
aber die Tränen kamen nicht,
weil der Regisseur oder die Darsteller auf die Tränendrüsen gedrückt hätten,
sondern weil die leisen Töne, je absehbarer die letzten Tage von Maria auf der Erde wurden..ja, es war etwas Heiliges um die Maria und die anderen…
Maria flog morgens gegen fünf Uhr davon…
Die Söhne und die Enkelin schliefen zusammengedrückt auf der Couch im Zimmer, die Krankenschwester hatte das Bett der Maria leicht zum Fenster hingedreht,
die ersten Sonnenstrahlen fielen auf Marias Gesicht.
Dann öffente die Krankenschwester die beiden Flügel des Bauernhaus-Fensters, wünschte der Maria eine …gute Reise…und weckte die Verwandten…
Der Blues des alten Freundes…beim letzten Fest …und bei der Beerdigung….
alles in den richtigen Tönen…nicht zu aufgetragen, nicht zu pathetisch…einfach – ja – „stimmig“.
Berührend.
Ergreifend.
Aber auch – „so ist es jetzt in Ordnung.“
Maria durfte würdig und selbstbestimmt sterben…liebevoll bis zum letzten Atemzug umhegt, wenngleich unaufdringlich..
Die Zuschauer müssen es ähnlich empfunden haben.
Mit großer Mehrheit gewann MARIAS LETZTE REISE den 3-sat-Zuschauerpreis der Baden Badener Tage des deutschsprachigen Fernsehspiels.

Mit großer Einstimmigkeit traf auch die Jury in Baden-Baden ihre Entscheidung.

Der Fernsehfilmpreis der „Deutschen Akademie der Darstellenden Künste“ geht an den Regisseur Matti Geschonneck und an den Buchautor Alexander Osang für den Film

„Die Nachrichten“ (ZDF),

Produktion Network Movie.

„Ein Film, nahezu perfekt,
der sich den gebrochenen Biographien der jüngeren deutsch-deutschen Vergangenheit widmet,
getragen von einem ausgewöhnlich starken Schauspieler-Ensemble“,

so die Jury.

Matti Geschonneck und Alexander Osang verweigerten einem heldensüchtigen Publikum die Vorbilder und Gefühle,
eine Haltung, die die Jury überzeugte.

Zwei Sonderpreise für herausragende darstellerische Leistungen wurden in diesem Jahr vergeben.

Einer geht an Nadja Uhl für ihre Rolle in „Mord am Meer“ (ZDF) von Matti Geschonneck,
produziert durch Network Movie.

„Als BKA-Beamtin spielt Nadja Uhl eine Doppelrolle, die hinter sich her ermitteln muss.
Und sie stürzt bei dieser Gratwanderung nicht ab“

so die Begründung der Jury.

Eine Rolle, die sie ergreifend vorführt.

Ja, als FEMINISSIMA noch „Die Schrift des Freundes “ gesehen hatte, geriet sie ins Schwärmen.
Als sie noch all die anderen Filme sah –

verschlug es ihr beinah die Sprache,
angesichts dieser Qualität, dieser Intensität und der schlüssigen Stories.

So daß FEMINISSIMA in einem der letzten Texte schrieb –
DIE PREISE FÜR ALLE!

Mehr findet Ihr unter www.3-sat.de

So und nun wieder den Kamin ….hoch….

in diesen Tagen des Stromzusammenbruchs in NRW wegen eines unerwarteten und unerwartet heftigen Schnee-Einbruchs..