……So spielten inzwischen auf den zentralen Dokumentationsplätzen von ARD und ZDF politisch brisante Themen kaum eine Rolle. Stattdessen würden diese Sendeplätze zur besten Zeit mit „vermeintlich quotensicheren Mehrteilern“ bestückt, die entweder Unterhaltungsstoff oder aber zeitgeschichtliche Themen behandeln, heißt es weiter.
Studie: Politische TV-Sendungen decken wichtige Themen nicht mehr ab
Als Ursachen nennt die Studie rigide Quotenorientierung, fehlenden Mut zum Risiko und zur Innovation in den Senderstationen sowie unflexible Programmschemata.
vom 9. Nov. 2005
Mainz (ddp-rps). Die politische Berichterstattung im Fernsehen entfernt sich laut einer Studie immer weiter von aktuellen Problemen und muss dringend verbessert werden.
Die im Auftrag des Mainzer Mediendisputs erstellte Studie zur „Formatentwicklung im politischen Fernsehjournalismus“ wurde am Mittwoch in Mainz vorgestellt.
Demnach decken die meisten politischen Fernsehformate wichtige Themenbereiche der politischen Diskussion gar nicht mehr ab und widmen sich stattdessen verstärkt Themen aus Alltag, Lebenswelt und Konsum,
urteilt der Medienjournalist Fritz Wolf. Dadurch werde die politische Realität in wichtigen Feldern der Gesellschaft nicht angemessen und nicht ausreichend komplex abgebildet.
Als Ursachen nennt Wolf rigide Quotenorientierung, fehlenden Mut zum Risiko und zur Innovation in den Senderstationen sowie unflexible Programmschemata und die „Diktatur des Audience Flow“, die Orientierung an Zuschauerströmen von Sendung zu Sendung.
So spielten inzwischen auf den zentralen Dokumentationsplätzen von ARD und ZDF politisch brisante Themen kaum eine Rolle. Stattdessen würden diese Sendeplätze zur besten Zeit mit „vermeintlich quotensicheren Mehrteilern“ bestückt, die entweder Unterhaltungsstoff oder aber zeitgeschichtliche Themen behandeln, heißt es weiter.
Scharfe Kritik übt die Studie zudem an der Unflexibilität und mangelnden Innovationsbereitschaft der Fernsehsender: Gute Ideen verstaubten oft jahrelang in Schubladen und würden dann überstürzt umgesetzt. Programmplätze zum Ausprobieren neuer Sendungsformate gebe es nicht. Ausgeprägte Hierarchien in den Sendern, hoher Kostendruck und sehr hoher Erfolgsdruck auf die Redaktionen seien ebenfalls hinderlich für die Erprobung neuer Formate. Als positives Beispiel nennt die Studie die politische Talk- Sendung „Hart aber fair“ des WDR: Hier werde ein bekanntes Format mit modernen und zeitgemäßen Mitteln sowie hoher journalistischer Qualität neu und interessant gestaltet.
Die Projektgruppe des Mainzer Mediendisputs wolle mit der Studie „kreative Impulse für Programm-Innovation geben und mehr Risikofreudigkeit bei der Gestaltung neuer Senderformate anmahnen“, sagte Disput-Sprecher Thomas Leif.
Über die Ergebnisse der Studie und die Chancen moderner Fernsehformate wollten am Mittwochabend Fernsehmacher wie ZDF-Intendant Markus Schächter und SWR-Intendant Peter Voß diskutieren.
quelle: newsroom.de
Anmerkung FEMINISSIMA – früher wurde ausführlich über die MAINZER MEDIENDISPUT-TAGE berichtet….heute…?????? Schweigen, oder?