Mehr als eine Liste – Porträts im Internet gefunden. Impressum gleich. /Auch „WARUM“ Nobel seinen Preis überhaupt ins Leben gerufen hat.
Quelle: www.meinhard.privat-t-online.de
Der Namensgeber und Stifter des Preises, Alfred Nobel, wurde am 21. Oktober 1833 in Stockholm geboren. Bei der Suche nach risikoarmen Zündungsmechanismen stieß der gelernte Chemiker 1864 auf die Möglichkeit einer kontrollierten Explosion. Drei Jahre später erfand er das Dynamit, 1877 die Sprenggelatine. Mit Hilfe dieser Sustanzen begründete Nobel ein lukratives Sprengstoffunternehmen. Die militärische Verwendung seiner Produkte sowie die intensive Beschäftigung mit der Friedensproblematik veranlassten ihn ein Jahr vor seinem Tod, am 10. Dezember 1896, den Nobelpreis zu stiften.
Am fünften Todestags des Stifters wurden erstmals die mit 150.800 schwedischen Kronen dotierten Nobelpreise verliehen. Ausgezeichnet wurden Personen, die in den Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedenserhaltung Herausragendes geleistet hatten. Unter den ersten Preisträgern im Jahr 1901 waren u.a. Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, sowie Wilhelm Conrad Röntgen, der den ersten Physik-Nobelpreis erhielt.
Die schwedische Reichsbank hat 1969 einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gestiftet, der von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften verliehen wird. Diesen Nobelpreis hat bisher jedoch noch keine Frau erhalten.
Als erste Frau wurde Marie Curie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Sie erhielt 1903 den Nobelpreis für Physik.
Nobelpreis Physiologie
oder Medizin
1947 – Gerty Therese Cori
1977 – Rosalyn Sussman Yalow
1983 – Barbara McClintock
1986 – Rita Levi-Montalcini
1988 – Gertrude Elion
1995 – Christiane Nusslein-Volhard
Nobelpreis Chemie
1911 – Marie Curie
1935 – Irene Joliot-Curie
1964 – Dorothy Crowfoot Hodgkin
Nobelpreis Physik
1903 – Marie Curie
1963 – Maria Goeppert-Mayer Nobelpreis Frieden
1905 – Berta von Suttner
1931 – Jane Addams
1946 – Emily Greene Balch
1976 – Betty Williams
1976 – Mairead Corrigan
1979 – Mutter Teresa
1982 – Alva Myrdal
1991 – Aung San Suu Kyi
1992 – Rigoberta Menchu Tum
1997 – Jody Williams
2003 – Schirin Ebadi
2004 – Wangari Maathai
Nobelpreis Literatur
1909 – Selma Lagerlöf
1926 – Grazia Deledda
1928 – Sigrid Undset
1938 – Pearl S. Buck
1945 – Gabriela Mistral
1966 – Nelly Sachs
1991 – Nadine Gordimer
1993 – Toni Morrison
1996 – Wislawa Szymborska
2004 – Elfriede Jelinek
Nobelpreis Physiologie oder Medizin
1947 – Gerty Theresa Cori (*1896, †1957), USA
Gerty Theresa Cori und ihr Ehemann Carl Ferdinand Cori bekommen den Preis „für ihre Entdeckung des Verlaufs des katalytischen Glykogen-Stoffwechsels“. Das Ehepaar Cori klärte mit seinen Forschungen die einzelnen Vorgänge bei der Umwandlung des Kohlehydrats Glykogen in Zucker. Dabei fanden sie als Biokatalysatoren wirkende Enzyme aus einer Zucker-Phosphorsäure-Kombination, die sie rein herstellen konnten.
1977 – Rosalyn Yalow (*1921), USA
Die Physikerin und Nuklearmedizinerin Yalow fand eine radioimmunologische Indikatormethode, um geringste Spuren von Peptidhormonen im menschlichen Körper bestimmen zu können.
1983 – Barbara McClintock (*1902, †1992), USA
„für ihre Entdeckung der beweglichen Strukturen in der Erbmasse.“ Die Bedeutung der in den 1940er Jahren von der Botanikerin gemachten Entdeckung wurde erst in den 1970er Jahren deutlich. Bei Experimenten an Maiszellen hatte McClintock festgestellt, dass – wie bis dahin angenommen – die Struktur der Chromosomen nicht starr war, sondern beweglich. Als bewegliche Elemente übernehmen sog. Springgene Kontrollfunktionen.
1986 – Rita Levi-Montalcini (*1909), Italien
„für ihre Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors.“ Levi-Montalcini wies 1950 eine Substanz nach, die das Wachstum der Nerven fördert (sog. NGF; nerv growth factor). Cohen analysierte deren Funktionsweise und entdeckte später einen weiteren Faktor, den EGF (epidermis growth factor), der das Wachstum von Hautgewebe und damit die Heilung von Wunden fördert. Der NGF wird von Körperzellen, die nicht an das Nervensystem angeschlossen sind, in kleinsten Mengen ausgesendet. Nerven, die durch die Substanz angeregt werden, beginnen daraufhin mit der Ausbildung von Fasern in Richtung dieser Körperzelle.
1988 – Gertrude B. Elion (*1918, †1999), USA
„für ihre Entdeckung der wichtigen Prinzipien für die Arzneimittelbehandlung.“ Gertrude B. Elion entwickelte zusammen mit Georg H. Hitchings 1951 (erhielt ebenfalls 1988 den Nobelpreis Medizin) das Mercaptopurin, das die Zellvermehrung hemmt. Es wird das erfolgreichste Präparat gegen Leukämie bei Kindern. Weiter fanden die beiden Wissenschaftler Mittel, die Immunreaktionen nach Transplantationen verhindern, und eine Substanz, die die Vermehrung des Aids-Virus hemmt.
1995 – Christiane Nüsslein-Volhard (*1942), Deutschland
„für ihre Entdeckungen betreffend die genetische Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung.“ Die Entwicklungsbiologen Christiane Nüsslein-Volhard und Eric F. Wieschaus identifizierten und klassifizierten Ende der 1970er Jahre durch Experimente an der Fruchtfliege Drosophila eine Gruppe von Genen, die aus der befruchteten Eizelle den Aufbau des Körpers und die Formung der Körperteile steuern.
Nobelpreis Chemie
1911 – Marie Curie, geb. Sklodowska (*1867, †1934), Frankreich
„als Anerkennung des Verdienstes, das sie sich um die Entwicklung der Chemie erworben hat durch die Entdeckung der Elemente Radium und Polonium, durch die Charakterisierung des Radiums und dessen Isolierung in metallischem Zustand und durch ihre Untersuchungen über die Natur und die chemischen Verbindungen dieses wichtigen Elements.“ Zusammen mit ihrem Ehemann (Heirat 1895) Pierre Curie erforschte Marie Curie die radioaktiven Stoffe, was zur Entdeckung des Radiums und des Poloniums führte. Dafür erhielten sie 1903 den Physiknobelpreis. Nach dem Tode ihres Mannes (1906) übernahm Marie Curie dessen Funktionen an der Pariser Universität. Hier gelang ihr die Isolation von Radium und die Gewinnung von Polonium in hoher Konzentration.
1935 – Irène Joliot-Curie (*1897, †1956), Frankreich
„für ihre gemeinsam mit ihrem Ehemann durchgeführten Synthesen von neuen radioaktiven Elementen.“
Irène, Tochter der Nobelpreisträger Pierre und Marie Curie, entdeckte gemeinsam mit ihrem Ehemann (verheiratet seit 1926) Frédéric Joliot, dass beim Beschuss von Atomkernen mit Alpha-Teilchen u.a. instabile neue Atome (z.B. radioaktiver Stickstoff oder Phosphor) entstehen.
Die auf diese Weise künstlich erzeugten radioaktiven Isotope mit Halbwertszeiten von wenigen Sekunden bis zu mehreren Jahren gewannen u.a. Bedeutung als chemische Indikatoren und Radiotherapeutika.
„für ihre Strukturbestimmung biologisch wichtiger Substanzen mit Röntgenstrahlen.“ Dorothy Hodgkin beschäftigte sich sowohl mit chemischer, archäologischer und Metallforschung, um schließlich auf dem Gebiet der Sterine zu arbeiten. Das sind organische Verbindungen, zu denen das bekannte Cholesterin zählt. Sterin-Derivate sind u.a. die Geschlechtshormone und die Hormone der Nebennierenrinde, das Vitamin D, Ester, Glykoside und die Gallensäuren. Die Nobelpreisträgerin bestimmte die Strukturen zahlreicher Sterine sowie anderer biologisch wichtiger Moleküle wie Insulin, Penicillin und Vitamin B. Das wichtigste Instrument ihrer analytischen Arbeiten war die Röntgenstrukturanalyse.
Nobelpreis Physik
1903 – Marie Curie (*1867, †1934), Frankreich
Marie Curie und ihr Ehemann Pierre Curie werden geehrt „als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, den sie sich durch ihre gemeinsamen Arbeiten über die von H. Becquerel entdeckten Strahlungsphänomene erworben haben“. Das Ehepaar entdeckte die Elemente Polonium und Radium.
1963 – Maria Goeppert-Mayer (*1906, †1972), USA
Maria Goeppert-Mayer erhält den Nobelpreis
„für die Entdeckung der nuklearen Schalenstruktur.“
Nobelpreis Frieden
1905 – Bertha von Suttner (*1843, †1914), Österreich
Mit ihrem pazifistischen Roman „Die Waffen nieder!“ (1889), der in viele Sprachen übersetzt wurde, konnte die Schriftstellerin weite Kreise für die Friedensbewegung einnehmen. 1891 gründete Suttner die „Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“. Als Vizepräsidentin des „Internationalen Friedensbüros in Bern“ warb die Adlige auf zahlreichen Reisen und Vorträgen unermüdlich für Frieden und Abrüstung. Sie regte Alfred Nobel zur Stiftung des Friedensnobelpreises an.
1931 – Jane Addams (*1860, †1935), USA
Als zweite Frau nach Bertha von Suttner (1905) erhält die amerikanische Sozialreformerin den Friedensnobelpreis. Unter dem Eindruck der ersten Weltkriegsjahre konzentrierte Jane Addams ihre Kraft auf die internationale Friedensarbeit. Sie gründete eine „Friedenspartei der Frauen“, organisierte Friedenskonferenzen und versuchte die Regierungen neutraler Staaten zu eine Friedensvermittlung zu bewegen. Als Mitbegründerin (1915) und Präsidentin (1919-35) der „Women’s International League for Peace and Freedom“ Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit) kämpfte sie unermüdlich für Versöhnung und friedliche Koexistenz der Völker.
1946 – Emily G. Balch (*1867, †1961), USA
Zusammen mit Jane Addams (Nobelpreis 1931) rief Emily Balch 1915 die „Women’s International League for Peace and Freedom“ (Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit) ins Leben, die sie seit 1935 leitet. Sie widmet „von Jahrzehnt zu Jahrzehnt jede Minute ihres Lebens der Arbeit an der Sicherheit des Friedens unter den Völkern“ – so der Kolumbianer Simkoovitsch. Wegen ihrer ablehnenden Haltung zum Kriegseintritt der USA 1917 musste sie ihre Professur für Wirtschaft und Politik aufgeben.
1976 –
Betty Williams (*1943), Nordirland
Mairead Corrigan Maguire (*1944), Nordirland
Nach dem Tod von drei Kindern bei einem Terroranschlag initiierten Betty Williams und Mairead Corrigan Maguire 1976 einen Friedensmarsch nach Belfast. Aus dieser spontanen Aktion erwuchs unter dem Namen „Peace People“ in ganz Nordirland eine Friedensbewegung, die Angehörige beider Konfessionen umfasste. Nachdem Bestrebungen Oberhand gewannen diese Bewegung einseitig zu politisieren, verzichteten die beiden Frauen 1978 auf weitere Mitarbeit.
1979 – Mutter Teresa (*1910, †1997), Indien
Der in Albanien geborenen katholische Ordensschwester wird der Nobelpreis für ihre jahrzehntelange Betreuung von Armen, Kranken und Sterbenden in den Slums von Kalkutta zuerkannt. Mutter Teresa gründete 1950 in Kalkutta den Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“ (seit 1963 auch ein männlicher Zweig), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Armen und Hilfsbedürftigen ohne jede Bezahlung zu helfen. Inzwischen betreuen 10 000 Ordensmitglieder 160 Missionsstationen in aller Welt.
1982 – Alva Myrdal (*1902, †1986), Schweden
Die Friedensforscherin und Politikerin Myrdal erhält die Auszeichnung für ihren unermüdlichen Kampf für weltweite Abrüstung. Nach Botschaftertätigkeiten vertrat Myrdal auf der Genfer Abrüstungskonferenz 1963-73 Schweden. Daneben war sie 1966-72 schwedische Ministerin für Abrüstungsfragen. Die Expertin für die Abrüstungsproblematik nahm durch zahlreiche Schriften auch erheblichen Einfluss auf die Friedensbewegung.
1991 – Aung San Suu Kyi (*1945), Myanmar
Mit der Verleihung des Friedenspreises an Aung San Suu Kyi würdigt das Osloer Nobelkomitee den entschlossenen Einsatz der birmanesischen Oppositionspolitikerin für Demokratie und Menschenrechte. Suu Kyi war Mitbegründerin (1988)und seit 1989 Führerin der Oppositionspartei National League for Democracy (NLD). Trotz massiver Behinderungen durch das seit 1988 regierende Militärregime – von 1989 bis 2002 stand Suu Kyi unter Hausarrest – gewann die NLD 1990 überlegen mit rund 80% die ersten freien Parlamentswahlen in Myanmar. Die Militärs ignorierten das Wahlergebnis und versuchen weiterhin, Suu Kyi mundtot zu machen. Im Dezember 1991 wird sie auf Druck der Militärs aus der NLD ausgeschlossen. Suu Kyis Weigerung, das Land zu verlassen, macht sie zu einer Leitfigur des demokratischen Widerstands gegen die Junta. (Suu Kyi wird an der Entgegennahme des Nobelpreises durch die Militärjunta von Myanmar gehindert.)
1992 – Rigoberta Menchú (*1959), Guatemala
Die Bürgerrechtlerin erhält als erste amerikanische Ureinwohnerin den Friedensnobelpreis. Die Quiché-Indianerin setzt sich aus dem mexikanischen Exil für die Rechte der Indios in ihrer Heimat Guatemala ein. Während die linksgerichteten Guerilla der „Nationalen Revolutionären Einheit Guatemalas“ seit bereits 30 Jahren in einem Bürgerkrieg soziale Gerechtigkeit und Rechtstaatlichkeit für die unterdrückten Indios erkämpfen wollen, engagiert sich Menchú mit politischer Informationsarbeit friedlich für ihre Landsleute.
1997 – Jody Williams (*1950) USA
Den Friedensnobelpreis teilen sich zu gleichen Teilen die Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) und ihre Koordinatorin Jody Williams. Das Preiskomitee würdigt in seiner Begründung, „die beiden hätten innerhalb weniger Jahre einen Prozess in Gang gesetzt, der die Vision eines vollständigen Verbots von Landminen in eine greifbare Realität verwandelt hat“ und damit ein „überzeugendes Beispiel für eine wirkungsvolle Friedenspolitik gegeben.“ Mit der Preisvergabe unterstreicht das Komitee die maßgebliche Rolle von Jody Williams für das Zustandekommen der Konvention von Oslo, in der über 100 Staaten ihren Verzicht auf Herstellung, Verkauf und Einsatz von Antipersonenminen erklären.
2003 – Schirin Ebadi (*1947), Iran
„für ihren Einsatz bei der Demokratisierung Irans und im Kampf um mehr Rechte für Frauen und Kinder“. Ebadi habe ihre Stimme „klar und kräftig“ für die Menschenrechte erhoben. In der Begründung des Komitees hieß es weiter: „In einer Ära der Gewalt ist sie konstant für Gewaltfreiheit eingetreten.“ Sie habe sich in ihrem Engagement auch über Bedrohungen der eigenen Person hinweg gesetzt.
Ebadi war 1969 als erste Frau in Iran Richterin geworden, musste das Amt aber nach der Revolution 1979 aufgeben. Danach vertrat sie in Teheran viele Verfolgte und musste selbst Repressalien, darunter auch Haft, erdulden. Sie gründete die Vereinigung zur Unterstützung von Kinderrechten im Iran und schrieb mehrere Bücher, wie das 1994 erschienene Werk „Die Rechte des Kindes“.
2004 – Wangari Maathai (*1940), Kenia
Die Umweltschützerin Wangari Maathai ist die erste Afrikanerin, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Das Osloer Nobelkomitee begründete die Vergabe mit dem Einsatz der 64-Jährigen für eine „nachhaltige Umweltentwicklung sowie Demokratie und Frieden“ in ihrem Heimatland und in ganz Afrika. „Maathai denkt global und handelt lokal“, sagte der Komiteevorsitzende Ole Danholt Mjs.
Nobelpreis Literatur
1909 – Selma Lagerlöf (*1858, †1940), Schweden
„aufgrund des edlen Idealismus‘, des Fantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen.“ Ihre Heimat Värmland und die nordische Sagenwelt bilden den Hintergrund für Lagerlöfs Erzählungen und Romane, die durch tiefe Religiösität und eine psychologische Gestaltung der Charaktere gekennzeichnet sind. „Gösta Berling“, ihr größtes erzählerische Werk, erschien 1891 und gehört zu den meistgelesenen Büchern der schwedischen Sprache. Ihr populärstes Buch, „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ (1906/07), entstand als pädagogische Lektüre für den Schulgebrauch.
1926 – Grazia Deledda (*1871, †1936), Italien
„für ihre von hohem Idealismus getragenen Werke, die mit Anschaulichkeit und Klarheit das Leben auf ihrer heimatlichen Insel schildern und allgemein menschliche Probleme mit Tiefe und Wärme behandeln.“ Die karge, bäuerliche Welt Sardiniens, die magischen Vorstellungen seiner von der Zivilisation weitgehend unberührt gebliebenen Bevölkerung bilden den Hintergrund für die Werke Deleddas, in denen Themen wie Leidenschaft, Religiösität, Schuld und Sühne die Hauptrolle spielen. Mit dem Roman „Straße des Übels“ wurde sie 1896 bekannt. Zu ihren Hauptwerken zählen u.a. die Romane „Elias Portolu“ (1903), „Die Mutter“ (1920) und „Die Flucht nach Ägypten“ (1925), der ausschlaggebend für die Nobelpreisverleihung wurde.
1928 – Sigrid Undset (*1882, †1949), Norwegen
„vor allem für ihre kraftvollen Schilderungen des nordischen Lebens im Mittelalter.“ Ehe und Familie sowie der Konflikt zwischen romantischen Glücksvorstellungen und der Alltagswirklichkeit mit ihren Pflichten stehen im Mittelpunkt vieler Werke der norwegischen Romanautorin. Undset schilderte zunächst vor allem moderne Frauenschicksale (u.a. „Jenny“, 1911); den Weltruhm brachten jedoch ihre an nordische Sagas erinnernden historischen Romane „Kristin Lavranstocher“ (Trilogie, 1920-22) und „Olav Audunssohn“ (1925-27). Ende der 1920er Jahre widmete sich die zum Katholizismus konvertierte Autorin wieder dem Gegenwartsroman, der stark von ihrer religiösen Überzeugung geprägt war (u.a. „Der brennende Busch“, 1930). 1940 bis 1945 lebte die engagierte Antifaschistin im Exil in den USA.
1938 – Pearl S. Buck (*1892, †1973), USA
„für ihre reichen und wahrhaft epischen Schilderungen des chinesischen Bauernlebens und für ihre biografischen Meisterwerke.“ Mit ihren Werken versuchte Buck, die insgesamt rd. 40 Jahre in China lebte, zwischen der amerikanischen und chinesischen Kultur zu vermitteln. In der Romantrilogie „Das Haus der Erde“ mit den Bänden „Die gute Erde“ (1931), „Söhne“ (1932) und „Das geteilte Haus“ (1935) schilderte Buck das Leben einer Bauernfamilie, das sich durch Revolutionswirren und die Konfrontation mit der westlichen Kultur verändert. China bildet auch den Hintergrund zahlreicher weiterer Romane, mit denen Buck weltweit populär wurde (u.a. „Drachensaat“, 1942; „Die Frauen des Hauses Wu“, 1946; „Die verborgene Blume“, 1952).
1945 – Gabriela Mistral (*1889, †1957), Chile
„für ihre von starkem Gefühl getragene Lyrik, die ihren Namen zu einem Symbol für die ideellen Bestrebungen der lateinamerikanischen Welt gemacht hat.“ Trauer und Verzweiflung über den Tod, die Liebe – vor allem zu Kindern und zur Natur – und die Verbundenheit mit ihrer lateinamerikanischen Heimat sind die Hauptthemen von Mistrals Lyrik. Zu den bedeutendsten Werken der chilenischen Dichterin und Politikerin gehören die Sammlungen „Trostlosigkeit“ (1922), „Zärtlichkeit“ (1924), „Holzschlag“ (1938) und „Kelter“ (1954).
1966 – Nelly Sachs (*1891, †1970), Deutschland
Nelly Sachs erhält den Preis „für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren“. Die Judenverfolgung zur Zeit des Nationalsozialismus steht im Mittelpunkt des Schaffens von Sachs, die 1940 unter Vermittlung von Selma Lagerlöf nach Schweden auswandern konnte. Ihre reimlose, oft rhythmisch gegliederte Lyrik ist von der biblischen Psalmendichtung, chassidischen und kabbalistischen Texten beeinflusst. Sie veröffentlichte u.a. „In den Wohnungen des Todes“ (Gedichte, 1949), „Flucht und Verwandlung“ (Gedichte, 1959), „Zeichen im Sand“ (szenische Dichtungen, 1962) und „Teile dich Nacht“ (Gedichte, hg. 1971).
1991 – Nadine Gordimer (*1923), Südafrika
„weil sie durch ihre großartige epische Dichtung der Menschheit einen großen Nutzen erwiesen hat.“ Die bedeutendste südafrikanische Autorin der Gegenwart war eine entschiedene Gegnerin des Apartheidsystems. In ihren frühen Werken zunächst an der Verarbeitung allgemein-menschlicher Konflikte interessiert („Entzauberung“, 1953; „Fremdling unter Fremden“, 1958), beschäftigte sie sich zunehmend mit der Rassenfrage und ihren Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben („Der Ehrengast“, 1970; „Burgers Tochter“, 1979; „July’s Leute“, 1981; „Eine Laune der Natur“, 1987).
1993 – Toni Morrison (*1931), USA
„für ihre literarische Darstellung einer wichtigen Seite der US-amerikanischen Gesellschaft durch visionäre Kraft und poetische Prägnanz.“
Toni Morrison, US-amerikanische Schriftstellerin afrikanischer Herkunft, behandelt in ihren Romanen Rassenprobleme aus der Sicht schwarzer Frauen.
1996 – Wislawa Szymborska (*1923), Polen
„für eine Poesie, die mit ironischer Präzision den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten lässt.“ Die in Krakau lebende Dichterin und Kritikerin ist in Polen wie international weitgehend unbekannt, obwohl ihr Schaffen durchaus Einfluss auf andere, populärere Künstler hatte – wie zum Beispiel auf den Regisseur Kristof Kriezlowski („Drei Farben Rot“). 1953 bis 1981 war Szymborska in der Redaktion der Zeitschrift „Das literarische Leben“ tätig, für die sie Bücher aus unterschiedlichsten Bereichen besprach. Von ihren ersten beiden Gedichtsammlungen (erschienen 1952 bzw. 1954), in denen sie sich dem öffentlich geforderten Sozialrealismus anschmiegte, distanzierte sich Szymborska später. Ihre Poesie zeichnet sich durch stilistische Vielfalt und technische Meisterschaft aus und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. 1991 erhielt Szymborska den Goethe-Preis, 1995 den Herder-Preis und 1996 den Preis des polnischen PEN-Clubs.
2004 – Elfriede Jelinek (*1946), Österreich
„für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen“.
Elfriede Jelinek wurde am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark geboren. Nach der Matura, die sie an einer Klosterschule ablegte, studierte sie am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition, belegte daneben aber auch Sprachen,Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Noch als Studentin veröffentlichte sie 1967 ihren ersten Gedichtband „Lisas Schatten“. Sowohl ihr Romandebüt „wir sind Lockvögel, baby“ (1970) als auch die Romane „Die Ausgesperrten“ (1980) und „Die Klavierspielerin“ (1983) begeisterten die Kritiker, stießen jedoch in gleichem Maße auf heftigen Widerstand. In ihrer literarischen Arbeit übt Jelinek immer wieder scharfe Kritik an der Männer- und Klassengesellschaft und setzt sich kritisch mit den Themen Sexualität, Gewalt und Macht auseinander. Aufsehen, Neugier und Widerspruch erregte besonders der Roman „Lust“ (1989). Als ihr „opus magnum“ bezeichnet sie selbst „Die Kinder der Toten“ (1995). Im Jahr 2000 erschien „Gier“, ein vieldeutiger Kriminalroman aus der österreichischen Provinz.
In der mehr als 100-jährigen Geschichte des Literatur-Nobelpreises ist Elfriede Jelinek bisher die zehnte Frau, die diese Auszeichnung zuerkannt bekommen hat.